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BILDUNG/499: Ökofilmtour 2014 - 9. Festival des Umwelt- und Naturfilms im Land Brandenburg (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 178 - Februar / März 2014
Die Berliner Umweltzeitung

Ökofilmtour 2014
9. Festival des Umwelt- und Naturfilms im Land Brandenburg

von Jochen Mühlbauer



Das längste Filmfestival Deutschlands, die Ökofilmtour, geht 2014 bereits zum neunten Mal mit 45 Kino- und Fernsehfilmen sowie 22 Kurzfilmen auf Tournee durch das Land Brandenburg. Die Stadt Potsdam und die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg vergeben wieder je einen Preis mit 5.000 Euro. Rund 200 ehrenamtliche Mitveranstalter der Umweltund Naturschutzvereine organisieren von Januar bis April dieses Filmfestival in mehr als 60 Orten.

Globale Zukunftsthemen wie der Kampf gegen Hunger und Krieg oder für den Klimaschutz bis hin zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Welt stehen diesmal im Mittelpunkt des Festivals. Filme wie "Atomic Afrika", "Climate Crimes", "Hunger. Genug ist nicht genug", "Billig. Billiger. Banane", "Profit mit schmutziger Luft", "Das große Spiel um Macht und Öl", "Kein stilles Örtchen für Kibera", "Hoffnung am Tanasee", "Herz des Himmels, Herz der Erde" oder der Spielfilm "Die Piroge" aus dem Senegal thematisieren den Zusammenhang der globalen Probleme mit dem Umweltschutz. Das Erbe künftiger Generationen wird mit großen Umwelt- und Klimaproblemen belastet sein, wenn für das Wachstum der Industrieländer der Ressourcenverbrauch nicht dringend eingedämmt wird - so exemplarisch dargestellt in der Dokumentation "Der ökologische Fußabdruck" oder dem österreichischen Kinofilm "Population Boom".

Die Richtigkeit von Atomausstieg und Energiewende bestätigen noch einmal Filme wie "Der Bauch von Tokio" oder "Die Fukushima-Lüge". Neue Umweltprobleme tun sich in "Gasland" auf, wenn für die Gewinnung von Erdgas mit Hilfe der amerikanischen Fracking-Methode die restlichen Gasvorkommen auch aus dem Schiefergestein Mitteleuropas gepresst werden sollen. Über bisher unbekannte Gefahren für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, wie in "Akte Aluminium" dargestellt, werden die Zuschauer mit den Experten ins Gespräch kommen können.

Auch wenn manche Festspielgemeinden kein eigenes Kino haben, kommt die Ökofilmtour mit den Filmen dank mobiler Vorführtechnik auch in die kleinsten Orte. Sicher könnte man dort, wo es Kinos gibt, im Fernsehen und auf DVD diese Filme auch so anschauen. Aber im Gespräch mit Filmemachern oder Politikern und Experten für die oft so kontroversen Themen sind diese Veranstaltungen lehrreich und wahrhaft unterhaltsam zugleich.

Bewahrung der biologischen Vielfalt großes Thema

Etwa die Hälfte aller für die Preisverleihung nominierten Filme befasst sich mit der Bewahrung der biologischen Vielfalt. Viele Filme weisen seit dem ersten Festival immer wiederkehrende Namen von Autoren auf, die zu den besten Dokumentaristen und Naturfilmern Deutschlands gehören - wie Bertram Verhaag, Herbert Ostwald, Jan Haft, Valentin Thurn, Henry M. Mix, Holger Vogt, Christoph Hauschild, Susann Reichenbach, Claus Strigel, Heiko De Groot, Rosie Koch und Roland Gockel, Daniel Kunle und Holger Lauinger sowie Alfred Schwarzenberg und Rita Schlamberger aus Österreich. Außerhalb des Wettbewerbs werden die Filme von Mitgliedern des Fördervereins für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz (FÖN) und der Redaktion "OZON unterwegs" gezeigt, die sich zu wichtigen Themen des Landes Brandenburg wie Verockerung der Spree, Renaturierung der Moore und Wildnis äußern.

Im Kulturland-Brandenburg-Themenjahr "Preußen, Sachsen, Brandenburg" wird auch in den für die Ökofilmtour nominierten Filmen über Visionen für die gemeinsame Lausitz nachgedacht, wenn es sich dort bald durch die Energiewende "ausgekohlt" hat. Neue Wertschöpfungen für diese Region müssen jetzt gefunden werden. "Die Lausitz" von Henry M. Mix zeigt die vom Bergbau bedrohte Natur der Niederlausitz in Brandenburg eben wie die der Teichlandschaft in der sächsischen Oberlausitz - übrigens in noch nie so gesehener Schönheit. In Andreas Dresens Kurzfilm "Steigerlied" ist es die Schönheit und mitreißende Fröhlichkeit einer jungen Lausitzerin, die als Chefin ein 4.000 Tonnen schweres Gerät zur Rekultivierung der Bergbau-Landschaft dirigiert. Jedoch nicht erst seit der Energiewende braucht die Region neue berufliche Perspektiven. Die Initiative der Waldvölker Ecuadors im Film "Ecuador - der große Deal" für das Yasuni-UNESCO-Biosphärenreservat am Amazonas gibt auch der Lausitz ein gutes Beispiel dafür, dass zur Bewahrung von einzigartigen Naturschönheiten sogar auf die Förderung von Bodenschätzen verzichtet werden sollte, wenn der Lebensraum für Menschen davon bedroht ist.

Filme für Kinder und Jugendliche

Die Hälfte der Festivalfilme wird mit Empfehlungen der jeweiligen Altersstufe auch für Diskussionen mit Kindern und Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Der Kino-Animationsfilm "Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa" hat die Geschichte der kolonialen Ausbeutung von Menschen und Tieren in Afrika nach einer wahren Begebenheit im Frankreich des 19. Jahrhunderts zum Inhalt und ist für Kinder ab der 4. Klasse bestimmt. Eine spezielle Auswahl wird für die Altersstufe ab der 9. Klasse angeboten mit Filmen wie "Das Geheimnis der Bäume" des Oscar-Preisträgers Luc Jacquet, "Versenkt und vergessen - Atommüll vor Europas Küsten" von Manfred Ladwig und Thomas Reutter oder Britt Beiers Kinoreportage "Werden Sie Deutscher". Alles Filme, die sie zu globalem Denken oder zu Diskussionen über die Zusammenhänge der demokratischen Teilnahme Anlass geben.

Denn neu ist 2014 im Land Brandenburg, dass bei den Landtagswahlen im September schon ab 16 Jahren gewählt werden darf. Das Projekt "JugendVision" des Fördervereins FÖN e.V. mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Brandenburger Umwelt- und Bildungsministerium macht es sogar möglich, diese Filme Jugendlichen im Alter von 10 bis 20 Jahren in Brandenburg auch nach dem Festival ganzjährig zu zeigen.

Vier Kurzfilme aus der ARD-Sendung "16 mal Deutschland" (je 15 Minuten) können einzeln aber auch als Gesamtprogramm ab der 7. Klasse für Diskussionen genutzt werden. Humorvoll erzählt die deutsch-koreanische Filmemacherin Sung-Hyung Cho, wie sie einst in Hessen Deutsche wurde oder der bekannte "Polizeiruf"-Schauspieler Charly Hübner, dass die Umwelt und die Natur in Mecklenburg-Vorpommern von den Bürgern genauso geschützt werden wie ihr Zusammenleben vor rechtsextremen Umtrieben oder neofaschistischer Gewalt. Dort, wo kein sozialer Friede herrscht, wird auch die Natur bedrängt und andererseits legt Umweltzerstörung die Grundlage für soziale Konflikte. Der Film schafft es wie kaum ein anderes Medium, diese Wechselwirkungen zu zeigen. Dies zeigt auch erneut die Ökofilmtour 2014, die mit einer festlichen Abschlussveranstaltung und Preisverleihung am 28. April in Potsdam enden wird.

Weitere Informationen:
www.oekofilmtour.de

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Quelle:
DER RABE RALF - 25. Jahrgang, Nr. 178 - Februar/März 2014, Seite 22
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
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Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2014