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FORSCHUNG/618: Expertentagung will Dienstleistungen der Natur ökonomisch werten (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 22. Februar 2010

Was sind die Dienste der Natur wert?

Expertentagung will Dienstleistungen der Natur ökonomisch werten


Bonn, 22. Februar 2010: Die Einsicht, dass Natur, biologische Vielfalt und Ökosysteme ein natürliches Kapital darstellen, das die menschliche Gesellschaft mit einem steten Fluss an Leistungen und "Optionen" (wie Nahrung, Wasser, Klimaregulation, genetischem Potenzial) versorgt, prägt zunehmend die Umweltpolitik. Wie aber lassen sich diese vielfältigen Leistungen der Natur erfassen und v. a. auch ökonomisch bewerten? Wie umweltpolitisch tragfähig ist das Konzept der "Ökosystemdienstleistungen"? Diesen Fragen geht ein gemeinsamer Workshop nach, den das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam mit dem österreichischen Umweltbundesamt und dem Schweizer Bundesamt für Umwelt auf der Internationalen Naturschutzakademie des BfN auf der Insel Vilm veranstaltet. Die drei Institutionen möchten ihre laufenden und zukünftigen Forschungsaktivitäten zur Bewertung dieser vielfältigen Leistungen abgleichen und streben eine verstärkte Forschungskooperation an. "Wir möchten gemeinsam Wege finden, unser Naturkapital zu bewerten, denn es sind oft die ökonomischen Gründe zum Schutz der Natur, die bei Politik und Wirtschaft leichter Gehör finden", erläuterte die BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel die Zielsetzung der Tagung.

Die internationale Studie "The Economics of Ecosystems and Biodiversity" (TEEB) hatte vor knapp einem Jahr in einem ersten Zwischenbericht vorgerechnet, dass der Rückgang der Ökosystemleistungen und der biologischen Vielfalt beim derzeitigen Trend bis 2050 zu einem Verlust von ca. 7% des weltweiten Volkseinkommens führt. Ein großer Teil davon ergibt sich durch die Verstärkung des Klimawandels, ausgelöst durch die anhaltende Zerstörung der Regenwälder. In einem neuen Bericht, der gerade vorgelegt wurde, fordern die Autoren die Staaten der Welt auf, detaillierte nationale Abschätzungen durchzuführen, um die eigenen Politiker von der Notwendigkeit eines verstärkten Schutzes der biologischen Vielfalt zu überzeugen. "Wir wollen jetzt auch für die drei am Workshop beteiligten Länder überzeugende wirtschaft-liche Argumente zusammentragen", erklärte Beate Jessel.

In Deutschland kam eine vom BfN geförderte Studie zu dem Ergebnis, dass die bisher durchgeführten 30 km2 Wiedervernässung im Rahmen des Moorschutzprogramms Mecklenburg-Vorpommerns aus Klimaschutzsicht einen Gegenwert von jährlich 30 Millionen. Euro besitzen. Die Kosten von 0 bis 12 Euro pro Tonne CO2-Äquivalenten lagen bei den Maßnahmen deutlich unter den sonst üblichen Kosten zur Klimagasminderung. Eine weitere vom BfN in Auftrag gegebene Studie zu den ökonomischen Wirkungen von Deichrückverlegungen quantifizierte den Wert, den 35.000 Hektar wiedergewonnene natürliche Überflutungsfläche an der Elbe auf jährlich 37 Millionen Euro. Damit würde der Nährstoffeintrag in die Nordsee verringert, was dringend nötig ist. "Sicher, man kann den Wert der Natur an sich nicht ermitteln, es gilt aber, solche Einzelbausteine systematisch zusammenzutragen und länderübergreifend zu vergleichen. Wir hoffen auf die Unterstützung Österreichs und der Schweiz, wo ähnliche Überlegungen bestehen. Denn die Erfassung der Ökosystemleistungen und ihre ökonomische Bewertung steht trotz erheblicher Fortschritte noch immer vor einer Vielzahl methodischer Probleme. Eine Bündelung des Fachwissens ist deshalb ein Muss", so Beate Jessel. "Es ist unser langfristiges Ziel, Naturkapital und dessen Verlust genauso wie Menschen gemachtes Kapital in die ökonomische Gesamtrechnung zu integrieren. Denn - so auch die TEEB-Autoren - das, was gemessen und bewertet wird, hat oft die besseren Aussichten auch ausreichend erhalten zu werden", sagte Beate Jessel.


Hinweis:

Die UNO hat 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Damit bietet sich allen Akteuren in Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft sowie NGOs, Wissenschaft und weiteren Interessierten die Gelegenheit, während einer Phase erhöhter Aufmerksamkeit, miteinander in einen Dialog über Biodiversität zu treten. Weitere Information unter www.kalender.biologischevielfalt.de

Das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) rufen zu einem Wandertag am Tag der biologischen Vielfalt (Pfingstsamstag, den 22.5.2010) auf. Motto: Gemeinsam wandern - Deutschlands Vielfalt erleben! Weitere Information unter www.wandertag.biologischevielfalt.de


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Quelle:
BfN-Pressemitteilung, 22.02.2010
Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2010