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STADT/244: Berlin - 24 Millionen Euro für Naturzerstörung auf dem Gleisdreieck (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 16. April 2010

Park auf dem Berliner Gleisdreieck: 24 Millionen für Naturzerstörung statt Naturausgleich


Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) bewertet die Parkgestaltung und Finanzierung auf dem Berliner Gleisdreieck als ökologisch völlig verfehlt. Zurzeit wird ein Park angelegt, der mit rund 24 Millionen Euro aus Ersatzzahlungen für den ökologischen Ausgleich bei der Bebauung des Potsdamer Platzes finanziert wird.

Der BUND und andere Berliner Umweltverbände erwarteten demzufolge eine naturnahe Parkgestaltung, denn wie sollte sonst der enorme Eingriff in die Natur am Potsdamer Platz ausgeglichen werden können, mit dem jetzigen Parkkonzept wird eher das Gegenteil erreicht.

"Die Verwendung der Ersatzzahlungen in der jetzigen Parkgestaltung führen eher zur Zerstörung von Naturflächen als dass sie den Verlust von Natur ausgleichen", so Herbert Lohner vom BUND.

Auch die Anwohner votierten in der Mehrzahl bei einer Anwohnerbefragung im Jahr 2005, die von der Senatverwaltung für Stadtentwicklung selbst beauftragt wurde, mit 73% für die naturnahe Gestaltung des Parks. Lediglich ca. 15% der Befragten optierten damals für einen gestalteten Park.

Die Senatsverwaltung und die Grün Berlin GmbH als Parkgestalter scheinen diesen Hintergrund überhaupt nicht zu berücksichtigen. So zeigt sich momentan auf dem Gelände ein erschreckendes Bild: Die vorhandene Vegetation ist bis auf eine Restfläche praktisch komplett abgeräumt worden. Die über Jahrzehnte gewachsene Vegetation, mit ihren verwunschenen Baumgruppen, Sträuchern und Wildroseninseln, den artenreichen Trockenrasen und die besonderen Biotope der alten Gleisanlagen und Schotterflächen sind beseitigt worden. Verschwunden sind damit auch die dort festgestellten seltenen Tier- und Pflanzenarten wie Mauerpfeffer, Königskerze und Wildbienen und der ganz besondere Reiz der Fläche,

Hier hat - als naturschutzrechtliche Ersatzmaßnahme deklariert - eine im wahrsten Wortsinn Bestandsvernichtung stattgefunden, ohne der Öffentlichkeit zu zeigen, was dort eigentlich alles geplant ist. Dass man mit den vorhandenen Vegetationsstrukturen des Gleisdreiecks eine wundervolle Parkanlage hätte anlegen können, wo Erholungsnutzung und Natur gleichermaßen zu ihrem Recht gekommen wären, beweisen der Natur-Park Südgelände und die Parks am Anhalter Personenbahnhof und am Nordbahnhof.

"Der BUND fordert anlässlich der geplanten Fortschreibung der Planung in Richtung des nördlich gelegenen Bahngeländes und des sogenannten Flaschenhalses an den Yorckbrücken die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zum Umdenken auf. Sie soll erst einmal die komplette Planung für das Gleisdreieck auf den Tisch legen und darstellen, wie sie die Biotopvernichtung auf der Fläche wieder ausgleichen will. Bis dahin sollen keine weiteren vollendeten Tatsachen geschaffen werden", so Herbert Lohner, Referent für Naturschutz beim BUND.

Am Do. 22. April um 18 Uhr findet ein Werkstattgespräch
Stadtumbau/Flaschenhals im Rathaus Schöneberg statt.


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Quelle:
Presseinformation Info 13/Berlin, 16. April 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2010