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VERBRAUCHER/120: Kompost vom Balkon - Fleißige Tierchen machen aus Abfällen hochwertige Erde (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 228 - Juni / Juli 2022
Die Berliner Umweltzeitung

KREISLAUFWIRTSCHAFT

Kompost vom Balkon
Fleißige Tierchen machen aus organischen Abfällen hochwertige Erde

von Christin Klieme


In unseren Küchen fallen täglich organische Abfälle an, die mit etwas Wissen und Geschick recht einfach, quasi vor Ort entsorgt werden können. Mit einem Kompost auf dem Balkon lassen sich auch ohne Garten die meisten Küchenabfälle und Pflanzenreste verwerten. Die Angst vor unangenehmen Gerüchen oder starkem Insektenbefall kann mit einigen Tipps und Tricks genommen werden.

Ein Kompost macht aus organischen Abfällen hochwertige Erde, die reich an Nährstoffen und ein wunderbarer Dünger ist. Der Prozess der Zersetzung durch Würmer, Käfer und Mikroorganismen aller Art ist beim Balkonkompost der gleiche wie in einem Komposthaufen im Garten. Nur findet er auf kleinerem Raum statt und dauert dadurch auch nicht so lange.

Von Etage zu Etage

Um die biologischen Haushaltsabfälle auf dem Balkon zu Kompost zu verarbeiten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der Klassiker ist ein Wurmkomposter. Er besteht aus mehreren Etagen und kann aus Holz oder auch aus Kunststoff sein. Ganz unten wird der sogenannte Wurmtee, flüssiger Dünger, aufgefangen. In der Etage darüber befindet sich fertiger Wurmkompost. In der obersten Etage machen die Würmer ihre Arbeit, und hier werden auch die frischen Bioabfälle aufgelegt. Die Anzahl der Etagen variiert ja nach Modell. Wer sich kein fertiges Modell kaufen möchte, findet im Internet verschiedene Bauanleitungen. Spezielle Kompostwürmer vollbringen Höchstleistungen und sorgen für eine effektive Zersetzung der organischen Materialien. Die Würmer unterscheiden sich von klassischen Regenwürmern, sind deutlich kürzer und beweglicher. Sie können im Handel erworben werden. Man kann sich aber auch einfach ein paar Würmer aus dem Garten besorgen.

Die Würmer sollen sich wohlfühlen

Die Anfangsphase beim Wurmkomposter will gut begleitet werden. Nicht nur ausreichend Nahrung muss vorhanden sein, die Würmer müssen sich auch wohlfühlen, um sich ihrer Aufgabe zu widmen. Beim Neustart einer Wurmkiste gilt es ein paar Aufbauregeln zu beachten. Zunächst wird aus feuchtem, zusammengeknülltem Papier eine untere Lage gebildet. Das ist wichtig, damit die Würmer Versteckmöglichkeiten haben. Als Futter sollte zu Beginn eine Mischung aus frischen und trockenen Materialien angeboten werden. Hierfür eignen sich trockene Kräuter, Laub oder auch kleingeschnittene Zweige. Das bietet den Würmern eine gute Grundlage, um sich einzugewöhnen und rasch zu vermehren. Denn je mehr Würmer, desto schneller die Zersetzung.

Im Schnitt benötigen Würmer für zehn Liter Material drei bis vier Monate zum Zersetzen. Sie müssen fortlaufend mit frischem Futter versorgt werden, sonst stirbt die Population. Geeignet sind Obstreste, Gemüsereste, zerkleinerte Eierschalen, Kaffeesatz, Tee, Brot und Pflanzenreste (keine konventionellen Schnittblumen aus dem Handel, die sind meist stark mit chemischen Pflanzenschutzmitteln belastet). Sehr grobes Material sollte stets zerkleinert werden, so können die Würmer es besser verwerten. Außerdem sollte etwa 20 Prozent des Futters aus unbedrucktem, feuchtem Papier oder Karton bestehen. Ungeeignete Materialien führen zu Fäulnisbildung und damit zum Absterben der Würmer. Nicht in den Komposter gefüllt werden sollten Fleischreste, Knochen, Milchprodukte, Zitrusfrüchte, beschichtetes Papier, gekochte Essensreste, Katzenstreu sowie Fäkalien von Mensch oder Tier.

Frostfrei unterbringen

Neben festem Kompost wird in dem Komposter auch flüssiger Dünger produziert, sogenannter Wurmtee. Dieser ist hoch konzentriert und muss vor der Verwendung im Verhältnis eins zu zehn mit Wasser verdünnt werden. Der Kompost selbst sollte auch immer nur mit Erde gemischt auf Beete und Pflanzen aufgebracht werden.

Bei einigen kommt jetzt vielleicht die Frage auf: Was passiert denn mit den Würmern im Winter? In der Tat stellen die Würmer bei einer Temperatur unter 10 Grad ihre Arbeit weitestgehend ein. Am produktivsten sind sie zwischen 15 und 25 Grad. In der Natur würden sich die Würmer in das Innere des Komposthaufens zurückziehen. Diese Möglichkeit bleibt ihnen auf dem Balkon verwehrt, sodass die Würmer im Winter an einen frostfreien Ort untergebracht werden müssen. Hierfür eigenen sich Keller, Kammer, Garage oder auch Küche. Wider Erwarten geht von der Wurmkiste kein unangenehmer Geruch aus. Sollte es doch mal zu Geruchsentwicklungen kommen, empfiehlt sich, die oberste Schicht mit Gesteinsmehl zu bestreuen.

Von Japan lernen: Bokashi

Eine andere Möglichkeit, die eigenen Küchenabfälle zu verwerten, ist ein Bokashi-Eimer. Bokashi steht für allerlei fermentiertes organisches Material und hat seinen Ursprung in Japan. Man benötigt nur einen luftdicht verschließbaren Eimer mit Siebeinsatz und eine kleine Sprühflasche für die Mikrobenmischung, die in der Fachsprache als aktive effektive Mikroorganismen bezeichnet wird und im Fachhandel erhältlich ist. Diese Methode ist besonders leicht anzuwenden benötigt noch weniger Platz als ein Wurmkomposter.

Die Kompostierung erfolgt hier anaerob, das heißt ohne Sauerstoff. Am Ende entsteht eine sauerkrautähnliche Gär-Restmasse, die rein optisch immer noch an die kompostierten Abfälle erinnert. Diese Masse ist keine Komposterde und zu reichhaltig, um sie sofort als Pflanzendünger zu verwenden. Sie sollte, mit etwas Erde vermischt, ein paar Wochen lang nachrotten und kann anschließend problemlos eingesetzt werden.

Fermentation ist keine Kompostierung und auch das Endprodukt unterscheidet sich. Dennoch ist dies eine sinnvolle Möglichkeit, Küchenabfälle zu verwerten. Auch hier gilt: Je kleiner die Abfälle, desto schneller die Zersetzung. Nach jedem Einfüllen wird die Masse leicht zusammengedrückt und bei Bedarf mit Steinmehl aufgestreut. Das wiederholt man, bis der Eimer voll ist. Mitunter ist es nötig, zwischendurch Flüssigkeit aus dem Eimer abzulassen. Diese kann auch hier, sehr stark verdünnt in einem Verhältnis 1:100, als Flüssigdünger verwendet werden. Fertig ist ein Bokashi, wenn er säuerlich riecht und sich ein weißer Belag an der Oberfläche gebildet hat. Dieser sollte nicht versehentlich für Schimmel gehalten werden. Vielmehr bildet er sich aus fermentaktiven Pilzen und Hefen und zeigt, dass die Fermentierungsphase abgeschlossen ist. Das ist gewöhnlich nach drei bis sechs Wochen der Fall.

Bauanleitungen und weitere Informationen:
utopia.de/ratgeber/kompost-auf
www.beetfrisch.de/kompost-balkon

Beitrag aus: "UmweltBewusst",
www.umweltbuero-lichtenberg.de

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Quelle:
DER RABE RALF
33. Jahrgang, Nr. 228, Seite 7
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 25 Euro

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 13. August 2022

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