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ATOM/1146: Japans Dampf-Pumpe - In Deutschland wäre die Kernschmelze möglicherweise schon perfekt (IPPNW)


IPPNW - Berlin, den 11. März 2011

Japans Dampf-Pumpe - In Deutschland wäre die Kernschmelze möglicherweise schon perfekt


Was hat es mit den Batterien im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi auf sich? Warum genügten in Japan Batterien, um den Reaktorkern (bisher?) wenigstens ein paar Stunden kühlen zu können? Was wäre, wenn so etwas in Deutschland geschehe?

Atomkraftwerke benötigen normalerweise sehr viel Strom, um die großen, von Elektromotoren getriebenen Kühlwasserpumpen am Laufen zu halten. Batterien genügen dafür nicht. Dass sich die Anlage Fukushima Daiichi bisher offenbar mit Batterien über die Runden retten konnte, liegt daran, dass sie über eine dampfgetriebene Pumpe verfügt. Der Strom aus den Batterien dient hierbei nicht für den Antrieb, sondern nur für die Steuerung.

Eine dampfgetriebene Pumpe war schon am 18. März 2001 beim vollständigen Stromausfall im taiwanesischen Atomkraftwerk Maanshan-1 die Rettung bei dem mehrstündigen "station blackout". Glück gehabt, konnte man damals - jenseits der öffentlichen Wahrnehmung - nur sagen.

Das deutsche Atomkraftwerk Biblis B beispielsweise verfügt nicht über eine derartige dampfgetriebene Notkühlpumpe. Und es gibt noch einen weiteren, ganz wesentlichen Unterschied: In Biblis B reichen die Batterien zur Steuerung des Kraftwerks nur für größenordnungsmäßig zwei Stunden. Die Batterieversorgung in Fukushima Daiichi hingegen verfügt(e) über eine Batteriekapazität von sechs bis acht Stunden. Das ist ein ganz erheblicher Unterschied.

Wenn es allerdings in Japan nicht gelingt, selbst nach dieser Zeit wenigstens eine minimale Stromversorgung wieder herzustellen, um zumindest die Dampfpumpen weiterzubetrieben, dann sieht es schlecht aus.

Den letzten Meldungen zufolge fehlten sowohl Ersatz-Batterien als auch Kabel, um die herbeigeschafften Notstrom-Aggregate anzuschließen. Außerdem steigt der Druck im System, es gab eine Kühlmittelleckage und obendrein wollte man den Druck durch bewusste Freisetzungen von radioaktivem Dampf absenken. Alles entscheidend ist der Kühlmittelpegel ...

Es bleibt derzeit unklar, wie die Sache in Japan ausgehen wird.


Erdbebensicherheit deutscher Atomkraftwerke

Redaktioneller Hinweis:
Am 23. Dezember 2010 erschütterte ein Erdbeben bei Mainz mit einer Stärke von 3,4 auf der Richter-Skala die Region nördlich des Atomkraftwerks Biblis. Vor der Errichtung von Biblis gab es in der unmittelbaren Umgebung des Atomkraftwerks-Standortes Erdbeben mit Stärken bis 5,3 (bei Lorsch bzw. Ludwigshafen/Worms). Ein solches Erdbeben könnte heute schlagartig zum Super-GAU führen. Denn das Schutzniveau von Biblis gegen Erdbeben ist nachweislich katastrophal schlecht. Der RWE-Meiler Mühlheim-Kärlich wurde aus diesem Grund gerichtlich stillgelegt.

Lesen Sie mehr zur unzureichenden Erdbeben-Auslegung des deutschen Atomkraftwerks Biblis:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Anlage_B_-_Biblis_B_ist_unzureichend_gegen_Erdbeben_ausgel....pdf

Über die IPPNW:

Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z.B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - Deutsche Sektion der
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, 11.03.2011
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel.: 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2011