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ATOM/1188: Atomkraftwerk Grafenrheinfeld abschalten (BN)


Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

PM 033/12/LFGS Nürnberg, 22.03.2012 Energie

Atomkraftwerk Grafenrheinfeld abschalten


"Die Angriffe von Herrn Reinhold Scheuring, KKG, auf die Energiewende in Bayern und den Atomausstieg in Deutschland sind bedauerlich, aber wohl wirtschaftlich motiviert - die Atomkonzerne erzielen bis zu einer Million Euro Gewinn pro Tag und Atomkraftwerk - da ist es nicht erstaunlich, dass die Mitarbeiter des AKWs sich gegen den Atomausstieg und gegen das Abschalten des AKWs Grafenrheinfeld aussprechen."

"Dass sich renommierte Wissenschaftler, wie Prof. Dr. Alfred Voß, Universität Stuttgart, vor diesen Karren der Großindustrie spannen lassen, ist eine Folge unseres wissenschaftlichen Betriebes an den Universitäten - denn größere Forschungsaufträge kann sich nur die Großindustrie leisten und nimmt so Einfluss auf die Meinung unserer Wissenschaftler," bedauert Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz des Bund Naturschutz in Bayern.

Der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie in 2011 beruht auf der Risikoanalyse der von der Bundesregierung eingesetzten Ethikkommission unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a. D. und langjähriger Direktor des UN-Umweltschutzprogramms UNEP. Die ethische Bewertung der Risiken des Betriebs von Atomreaktoren, mit den zu befürchtenden Schäden in Höhe von Tausenden von Milliarden Euro und dem ungeklärten Verbleib des tödlichen hochreaktiven Atommülls, führten zur Entscheidung der Bundesregierung, dass die Risiken der Atomenergie von der Bevölkerung in Deutschland nicht mehr akzeptiert werden können. Mit Beschluss von Juli 2011 und dem Atomgesetz 2011 wird das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld im Jahr 2015 und der letzte Atomreaktor Isar 2 bei Landshut im Jahr 2022 abgeschaltet.

"Die ärgerliche und gefährliche Diskussion in Schweinfurt zeigt, dass der Bund Naturschutz definitiv Recht hat mit unserer Forderung "Atomausstieg Sofort - ohne Schuldhaftes Zögern!", so Barthel. "Es gibt leider Kräfte in unserer Gesellschaft, die aus Sicht Ihrer Gewinnerwartung die Zeit bis 2022 nutzen wollen, um die Beschlüsse des Atomgesetzes 2011 zu revidieren."

"Es ist bezeichnend, dass Prof. Dr. Voß nur allgemeine Aussagen zu Bewertung von Energieformen bringt, aber seine Behauptungen nicht mit Zahlen belegt. Seine Sichten sind unverständlich und stehen allein, denn alle anderen Bewertungen der Erneuerbaren Energien für Strom aus Wind und Sonne zeigen klar, dass diese Erneuerbaren Energien nur geringste Emissionen von Treibhausgasen pro erzeugte Kilowattstunde und keinerlei radioaktiven Abfall zur Folge haben. Diese Informationen sind klar geregelt durch den Leitfaden "Stromkennzeichnung" des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Diese genormten Angaben liegen zum Beispiel für Strom von der RWE AG bei Klimagas-Emissionen Kohlendioxid bei 681 Gramm pro Kilowattstunde und für hochradioaktiven Atommüll bei 0,005 Gramm pro Kilowattstunde. Hingegen zum Beispiel bei der Naturstrom AG, einem "Ökostrom-Anbieter", zertifiziert durch das vom Bund Naturschutz mit gegründete "GrünerStromLabel", liegen die Werte für Kohlendioxid und Atommüll bei 0 Gramm pro Kilowattstunde. Dies sind veröffentlichte Daten", so Barthel.

"Die wahren Kosten des Atomstroms und des Kohlestroms werden leider meist unterschlagen. Eine Internalisierung dieser externen Stromkosten in Deutschland findet nicht statt. So hat der deutsche Steuerzahler die Atomenergie in den letzten Jahrzehnten mit über 300 Milliarden Euro subventioniert. Würde man dies auf den Strompreis umlegen - dann wäre Atomstrom deutlich teurer als Sonnenstrom. Die ehrliche Umlegung der Folgekosten des Klimawandels auf den Preis des Kohlestroms wird bis heute noch nicht umgesetzt. Die Verschmutzungsrechte im Kohlendioxid-Zertifikats-Handel in der Europäischen Union werden derzeit bei ca. 7 Euro pro Tonne Kohlendioxid gehandelt - aber Schätzungen der realen Kosten liegen bei 70 - 100 Euro pro Tonne Kohlendioxid. Würden wir eine ehrlich Internalisierung der externen Kosten bei unseren Strompreisen umsetzen, dann wäre der Strom aus Erneuerbaren Energien bereits heute, auch ohne EEG-Vergütung, kostengünstiger als Strom aus konventionellen Quellen," fordert Barthel.

Der Weg der Zukunft heißt Energiewende - mit Energiesparen, Energieeffizienz und naturverträglichem Ausbau der Erneuerbaren Energien in der Hand der Kommunen und der Bürger und Bürgerinnen Bayerns und Deutschlands.

Autor: Herbert Barthel


http://www.bund-naturschutz.de/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/2003/pm/1bf53bc7a053fa7bdba152a3a43baaad.html


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Quelle:
Presseinformation, 23.03.2012
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2012