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MELDUNG/075: Nanotechnologien liefern keine Heilslehre (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 17. November 2010 / Chemie & Nanotechnologie

Nanotechnologien liefern keine Heilslehre


Das weltweite Umwelt-Netzwerk Friends of the Earth (FoE) hat in einer Studie "grüne" Versprechungen der Nano-Industrie unter die Lupe genommen. Fazit: "viel versprochen, wenig geliefert".

Zudem seien die Energie- und Umweltkosten der neuen Technologien im Nanobereich weit höher als erwartet. Staaten wie die USA, Australien, Großbritannien, Mexiko, Japan und Saudi Arabien nutzten zudem öffentliche Fonds für die Entwicklung von Nanotechnologien stattdessen für die Ölförderung. Die weltgrößten petrochemischen Unternehmen, einschließlich Halliburton, Shell, BP Amerika, Exxon Mobil und Petrobras hätten ein gemeinsames Konsortium zur Finanzierung einer Forschung für vemehrte Ölförderung gegründet.

Auch bei der Entwicklung nano-basierter Technik für erneuerbare Energien seien die Ergebnisse nicht so gut wie erwartet. Nanosolar- Panele hätten immernoch eine 10 Prozent geringere Effektivität als herkömmliche Panele. Die Studie von FoE hat auch andere Industriezweige wie Kosmetika, Wasserstoffantriebe oder die Produktion von Fernsehgeräten untersucht. bei allen diesen Bereichen sei der Energieeinsatz viel höher als ein möglicher positiver Umwelteffekt. Die Energiekosten zur Produktion beispielsweise von Kohlenstoffnanofasern seien 13-50 mal höher als die ohnehin schon energieträchtige Alumiumverhüttung. Auch Wasser und Lösungsmittel würden bei Nanotechnologien in unverhältnismäßig großen Mengen verbraucht. Ein weiteres Problem sei die Entstehung zusätzlicher Abfälle. So müssten bei der Produktion von Nano-Materialien für die Elektronikindustrie am Ende 99 Prozent der eingesetzten Rohstoffe entsorgt werden.

Die Umweltheilsversprechungen der Nano-Branche seien "im besten Fall Resultat von Wunschdenken der Befürworter, im schlimmsten Fall aber irreführendes'Greenwashing'", so die Autoren. Die neuen Technologien hätten durchaus Potenziale, doch FoE warnt vor neuen Gefahren und dem ökologischen Fußabdruck, den die weitere Abhängigkeit von Öl und gefährlichen Chemikalien, denen Nanotechnologien im Zweifel einfach nur eine weitere Dimension hinzufügen, hinterlassen wird. [jg]


Studie "Nanotechnology, climate and energy: over-heated promises and hot air?" (PDF, 88 Seiten)
http://www.foeeurope.org/publications/2010/nano_climate_energy_nov2010.pdf

Deutsche Zusammenfassung vom BUND
http://bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/nanotechnologie/20101116_nanotechnologie_klimareport.pdf

BUND-Hintergrundpapier http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/nanotechnologie/20101116_nanotechnologie_umweltprobleme_broschuere.pdf


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Quelle:
EU-News, 17.11.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2010