Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

MELDUNG/118: Weitere CO2-Endlager in Brandenburg geplant (GRÜNE LIGA)


GRÜNE LIGA e.V. - Pressemitteilung vom 1. März 2011

Weitere CO2-Endlager in Brandenburg geplant

GRÜNE LIGA entlarvt Verschleierungstaktik


Berlin, 01.03.2011: Trotz Verschleierungsversuchen durch Wirtschaftsminister Ralf Christoffers sind in Brandenburg weitere CO2-Endlager geplant. Das macht ein Vertreter des Umweltverbandes GRÜNE LIGA heute auf einer Tagung der TU Berlin deutlich.

"Die Landesregierung treibt das Braunkohlenplanverfahren Jänschwalde-Nord voran, wodurch CO2-Endlager weit über Beeskow und Neutrebbin hinaus notwendig würden"(1), sagt René Schuster, der den Umweltverband im Braunkohlenausschuss des Landes vertritt. "Dabei wird die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die von der Verpressung des CO2 betroffenen Regionen sind weder bekannt, noch werden sie an der Diskussion um das Projekt beteiligt. Das verletzt Mindeststandarts an Transparenz und Ehrlichkeit."

In der vergangenen Woche hatte der Wirtschaftsminister in einer Presseerklärung betont, es gäbe "keinerlei Anlass darüber zu spekulieren, ob CO2 in Regionen wie dem Havelland, dem Barnim oder in der Ostprignitz unterirdisch gespeichert werden könnteö. Der Konzern Vattenfall hatte allerdings bereits vor Monaten öffentlich eingeräumt, dass die Endlager in Beeskow oder Neutrebbin maximal für das Demonstationskraftwerk geeignet seien. Für das kommerzielle CCS-Kraftwerk, das der Tagebau Jänschwalde-Nord mit Kohle versorgen soll, seien "weitaus größere Speicherkapazitäten in Brandenburg, in anderen Bundesländern, auch auf See oder unterhalb des Meeresbodens" nötig, sagte ein Vattenfall-Vertreter vor dem Braunkohlenausschuss des Landes.

Um den Tagebau Jänschwalde-Nord aufzuschließen, plant Vattenfall, die Orte Grabko, Kerkwitz und Atterwasch mit etwa 900 Einwohnern umzusiedeln. Im Mai 2011 soll als nächster Schritt des Braunkohlenplanverfahrens der sogenannte Scoping-Termin durchgeführt werden. Das Verfahren soll bis 2015 abgeschlossen sein. Unbekannt ist bisher, ob die Landesplanungsbehörde den Verbleib des Kohlendioxids dabei überhaupt thematisieren will.


Quellenangaben zu den verwendeten Zitaten

"Mit einem Kohlevorrat von rd. 250 Mio. t 1 (...) sichert der geplante Tagebau Jänschwalde-Nord die langfristige Versorgung des Kraftwerkes Jänschwalde. (...) In Vorlauf zur Errichtung von zwei kommerziellen 1.000 MW-Kraftwerksblöcken mit CCS-Technologie, die nach 2020 in Betrieb genommen und die bestehenden 500 MW-Blöcke ablösen sollen, wird 2015 eine Demonstrationsanlage den Betrieb aufnehmen. (...) Der Betrieb der Demonstrationsanlage ist etwa bis Ende der 2030er Jahre vorgesehen. Die nach 2020 den Betrieb aufnehmenden 1.000 MW-Blöcke werden bis weit nach 2050 weitgehend klimaneutralen Braunkohlenstrom erzeugen."

("Verfahrensführende Unterlagen zum Braunkohlenplan Jänschwalde-Nord" Vattenfall Dez. 2008, S. 6 und 9 f.)

"Beeskow ist maximal dafür geeignet, um das Volumen vom Demokraftwerk aufzunehmen. Nach den derzeitigen Vorerkundungsergebnissen (...) brauchen wir für den neuen Kraftwerkspark in Jänschwalde weitaus größere Speicherkapazitäten in Brandenburg, in anderen Bundesländern, auch auf See oder unterhalb des Meeresbodens."

(Detlef Dähnert, Vattenfall, vor dem Braunkohlenausschuß des Landes, Protokoll der Sitzung vom 18.11.2010. S.18)

"In diesem Zusammenhang machte Minister Christoffers noch einmal deutlich, dass es keinerlei Anlass gibt darüber zu spekulieren, ob CO2 in Regionen wie dem Havelland, dem Barnim oder in der Ostprignitz unterirdisch gespeichert werden könnte. " Entsprechende Pläne kenne ich nicht" sagte der Minister." (Pressemitteilung "Landesregierung bekräftigt Position zu CCS-Technologien - Priorität hat Sicherheit der Bevölkerung" vom 22.02.2011)

Fazit:
Beim "CCS-Tagebau" Jänschwalde-Nord wird die Rechnung bis heute ohne den Wirt gemacht. Die von der Verpressung betroffenen Regionen sind weder bekannt, noch werden sie an der Diskussion um das Projekt beteiligt.

(1) 1 Tonne Lausitzer Rohbraunkohle entspricht 1 Tonne bei der Verbrennung freigesetztes CO2


*


Quelle:
Pressemitteilung, 01.03.2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA e.V. - Netzwerk Ökologischer Bewegungen
Bundesgeschäftsstelle
Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/204 47 45, Fax: 030/204 44 68
E-Mail: bundesverband@grueneliga.de
Internet: www.grueneliga.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2011