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MELDUNG/230: EU-Parlament muß Davies-Report zur Wiederbelebung von CCS am Montag ablehnen (BBU)


Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V. - Bonn, 8. Januar 2014

Bürgerinitiativen und BBU fordern EU-Parlamentarier auf: Davies-Report zur Wiederbelebung von Carbon Capture and Storage (CCS) am nächsten Montag ablehnen



(Bonn, Brüssel, 08.01.2014) Verschiedene Bürgerinitiativen aus ganz Deutschland und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) haben die Mitglieder des Europaparlaments in einem Schreiben aufgefordert, auf ihrer Sitzung am 13./14.1.2014 ein Dokument abzulehnen, mit dem die bisher gescheiterte Risikotechnologie Carbon Capture and Storage (CCS) wiederbelebt werden soll. Statt anzuerkennen, dass diese Technologie weder umweltfreundlich noch energiepolitisch sinnvoll ist, empfiehlt der Davies-Report eine finanzielle Förderung und Haftungserleichterungen. Die Bürgerinitiativen betrachten CCS hingegen als Irrweg und fordern stattdessen den konsequenten Umstieg auf regenerative Energiequellen.

Bereits die Auswertung des Konsultationsprozesses der EU im Vorfeld des Berichts findet die Kritik der Initiativen. So wurden die überwiegend kritischen Bewertungen zur CCS-Technik nicht im Dokument berücksichtigt. Damit ergibt sich ein verzerrtes Bild von der gesellschaftlichen Diskussion.

Zu der verwendeten Datengrundlage des Davies-Reports führt Martina Herzog-Witten von der BBU-Mitgliedsinitiative "Kein CO2-Endlager Altmark" aus: "Die positive Einschätzung von CCS im Davies-Report beruht insbesondere auf veralteten Daten und gravierenden systematischen Fehleinschätzungen. So wird die Rolle fossiler Energieträger in der Zukunft überschätzt. Für diese Energieträger und die Atomenergie wird zudem die Kostenentwicklung zu niedrig kalkuliert. Externe Kosten, beispielsweise aufgrund des Klimawandels, werden ausgeblendet. Die Kosten für regenerative Energien sind dagegen zu hoch kalkuliert. Auch die Geschwindigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien wird unterschätzt. Auf Fehleinschätzungen der Kostenentwicklung durch die Europäische Union hat sogar das Deutsche Institut für Wirtschaftforschung aufmerksam gemacht. Nur mit derartig falschen Prognosen kann CCS positiv dargestellt werden. Tatsache ist: CCS stabilisiert die Nutzung fossiler Energieträger - dies steht der Energiewende diametral entgegen."

Oliver Kalusch vom Geschäftsführenden Vorstand des BBU ergänzt: "Der Davies-Report liest sich wie ein Papier der CCS-Lobby. Großflächige Umweltschäden, Gesundheitsgefahren, Störfälle und die Ablehnung von CCS in der Bevölkerung werden schlichtweg negiert oder relativierend in einzelne Nebensätze verbannt. Besonders empörend ist die offensichtliche Zielsetzung des Dokuments: Da CCS kaum Anhänger in Europa findet und so gut wie keine Projekte umgesetzt werden, wird nun die großzügige Förderung durch EU-Fonds, Forschungsfonds, Finanzhilfen und andere finanzielle Mechanismen ins Auge gefasst. Auch die Haftung der Betreiber von CO2-Speichern bei einer Kohlendioxidfreisetzung soll in Richtung der öffentlichen Hand verlagert werden. Damit würden die Entwicklung einer umweltschädlichen Technologie und die Abhilfe bei Versagen der Speicher auch noch von der Bevölkerung bezahlt werden."

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat es versäumt, den Davies-Report zurückzuweisen. Die Bürgerinitiativbewegung fordert die EU-Parlamentarier auf, dies zu korrigieren, ihre Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft wahrzunehmen und den falschen Weg in Richtung CCS zu beenden.

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Quelle:
BBU-Pressemitteilung, 08.01.2014
Herausgeber:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Tel. 0228/21 40 32, Fax.: 0228/21 40 33
Internet: www.bbu-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2014