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ARTENRAUB/184: Niederlage für Japans Waljäger (OceanCare)


OceanCare - News, 18. September 2014

Niederlage für Japans Waljäger

Japans "Wissenschaftswalfang" braucht künftig Genehmigung der IWC



Wädenswil/München/Portoroz, 18. September 2014. Japans Schlupfloch des "Wissenschaftswalfangs" wurde heute durch einen Beschluss der Internationalen Walfangkommission (IWC) stark eingeengt. OceanCare und Pro Wildlife begrüssen diese Entscheidung als die logische Konsequenz eines Urteils des Internationalen Gerichtshofes (IGH) vom Frühjahr dieses Jahres. "Das Schlupfloch Wissenschaft ist zwar damit nicht abgeschafft, aber es wurde stark eingegrenzt", berichtet die Pro Wildlife Sprecherin Dr. Sandra Altherr von IWC-Tagung in Portoroz, Slowenien. "Zwischenzeitlich lag eine Version auf dem Tisch, die sogar das IGH-Urteil unterminiert hätte" ergänzt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. "Doch nach zähen Verhandlungen, grossteils in handverlesenen Gruppen hinter verschlossenen Türen, konnte schliesslich - unter anderem dank Unterstützung der EU und der Schweiz - noch eine Kehrtwende zum Guten erreicht werden." Die Resolution wurde mit 35 zu 20 Stimmen angenommen.

IWC setzt IGH-Urteil um

Am 30. März 2014 urteilte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag Japans Walfang in der Antarktis unter Berufung auf Wissenschaft als nicht rechtmässig. Die Zahl getöteter Tiere sei zu hoch, die Forschungsergebnisse zu dürftig - und somit unterlaufe Japan die Statuten der Internationalen Walfangkommission (IWC). Japan kündigte wenig später an, dennoch mit dem Wissenschaftswalfang weitermachen zu wollen. Neuseeland, neben Australien einer der Kläger vor dem IGH, reichte daraufhin für die IWC-Tagung eine Resolution ein, die das IGH-Urteil verankern sollte. "Japan und seine Unterstützer kämpften hier mit harten Bandagen, um das Gerichtsurteil in die Bedeutungslosigkeit zu versenken", so Lüber. "Letztendlich wurde die Resolution sogar noch nachgebessert."

Forschungsprogramme müssen künftig genehmigt werden

Bislang setzte Japan dem Wissenschaftsausschuss der IWC seine "Forschungsprogramme" zwar zur Diskussion vor, doch weder die Kritik dieses Fachgremiums noch der IWC selbst konnten die Walfänger aufhalten. Künftig muss ein neues Forschungsprojekt erst offiziell genehmigt werden. "Mit diesem Schritt engt die IWC das Schlupfloch des Wissenschaftswalfangs stark ein - um es komplett zu schließen, wäre eine Satzungsänderung nötig gewesen, doch die hierfür notwendige Dreiviertelmehrheit ist derzeit nicht machbar", erklärt Altherr. In der IWC stehen sich aktuell zwei fast gleich grosse Lager von Walschutzländern und den Walfängern inklusive ihrer Unterstützer gegenüber, deshalb sind aktuell nur Resolutionen machbar, da für diese eine einfache Mehrheit reicht.

Für die Artenschützer ist die heute verabschiedete Resolution bei den gegebenen Mehrheiten das bestmögliche Ergebnis und ermöglicht ein versöhnliches Ende der Tagung, die mit einer zu hohen Quote für den Subsistenzwalfang der grönländischen Inuit ungut begonnen hatte.


Weiterführende Links und Informationen

www.oceancare.org/walschutz
www.prowildlife.de/IWC2014

Das IGH-Urteil vom 31.03.2014 in voller Länge:
www.icj-cij.org/docket/files/148/18162.pdf


Über OceanCare
Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie dem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Im Juli 2011 erhielt die Organisation von den Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. www.oceancare.org

Bisheriges Engagement von OceanCare an der IWC
OceanCare setzt sich seit 1992 als einzige Schweizer Nichtregierungsorganisation an den Tagungen der Internationalen Walfangkommission (IWC) für den Schutz der Wale ein. Als langjährige Beobachterin ist sie mit den Akteuren und Regeln des Gremiums bestens vertraut. In Slowenien setzt sich OceanCare auch dieses Jahr dafür ein, dass die Wale maximalen Schutz erhalten. Bereits 2001 trug die Organisation mit einem Völkerrechtsgutachten zum Stimmenkauf zu einer historische Resolution für politische Transparenz bei, die 2011 zu einem Verbot von sogenannten Motivationsgeschenken führte. Ein von OceanCare eingebrachtes Rechtsgutachten zur Partizipation der Zivilbevölkerung führte dazu, dass seit 2008 neu auch Nichtregierungsorganisationen angehört werden. OceanCare war massgeblich daran beteiligt, dass IWC Mitgliedstaaten sich für eine Zusammenarbeit mit der WHO entschlossen und die Walfangländer neu Konsumenten über Gesundheitsrisiken durch den Verzehr von Walfleisch informieren müssen. www.oceancare.org/walschutz

Über Pro Wildlife
Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen. Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC) und dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES), um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern.

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Quelle:
News vom 18. September 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2014