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ARTENSCHUTZ/157: Quito - OceanCare fordert besseren Schutz von Eisbär und Cuvier-Schnabelwal (OceanCare)


OceanCare - News, 3. November 2014

Bonner Konvention: OceanCare fordert besseren Schutz von Eisbär und Cuvier-Schnabelwal



Wädenswil/Quito, 3. November 2014. Von 4. bis 9. November 2014 findet in Quito (Ecuador) die 11. Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention (Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten) statt. Auf der Tagesordnung stehen auch ein Antrag der EU zur Listung des Cuvier-Schnabelwals im Mittelmeer auf Anhang I sowie ein Antrag Norwegens zur Listung des Eisbären auf Anhang II. Die Meeresschutzorganisation OceanCare fordert die Mitgliedstaaten der Bonner Konvention auf, für einen besseren Schutz dieser bedrohten Tierarten zu sorgen und die Anträge zu unterstützen.

Die Bonner Konvention erfasst Tierarten, deren Populationen bei Wanderungen regelmässig Staatsgrenzen überschreiten. In Anhang I werden jene Arten gelistet, die vom Aussterben bedroht sind und die von allen Staaten geschützt werden müssen, innerhalb derer Grenzen sich die jeweiligen Lebensräume befinden (Range States). Anhang II umfasst Arten mit ungünstigem Erhaltungszustand, deren Erhaltung internationaler Zusammenarbeit bedarf. Aktuell zählt die Konvention 120 Mitgliedstaaten, darunter alle EU-Staaten und die EU selbst.

Eisbär: Sein Lebensraum schmilzt weg

Der Eisbär (Ursus maritimus) gehört zu den besonders vom Klimawandel betroffenen Arten. Weil sein Lebensraum immer kleiner wird, ist mit einem starken Rückgang der Populationen zu rechnen. Das Schwinden des Packeises führt zu weiteren Gefährdungen wie erhöhtem Schiffsverkehr und dem Abbau von Öl- und Erdgas im arktischen Lebensraum. Die "Polar Bear Specialist Group" der International Union for Conservation of Nature (IUCN) sieht den Eisbären inzwischen als so stark gefährdet an, dass auch die Kriterien für eine Listung in Anhang I der Bonner Konvention gegeben wären.

Der Wissenschaftsausschuss der Bonner Konvention hat bereits eine Empfehlung für den Antrag Norwegens ausgesprochen. Auch die Range States USA, Kanada und Russland begrüssen den Vorschlag. "Der Antrag Norwegens ist als Hilferuf für den König der Arktis - den Eisbären - zu verstehen. Dem Eisbären schmilzt die Zukunft unter den Tatzen weg und internationale Kooperation mit allen Staaten ist gefordert, da nicht nur Anrainerstaaten verantwortlich für den dramatischen Zustand des Lebensraumes Arktis sind. Die Frage nach den Chancen für die Erhaltung des Eisbären stellt sich nicht: Es ist unsere Verpflichtung", sagt Nicolas Entrup, Sprecher von OceanCare an der Tagung in Quito, Ecuador. OceanCare fordert die EU und alle Vertragsstaaten auf, dem Antrag Norwegens bei der Konferenz in Quito zuzustimmen.

Cuvier-Schnabelwal: Durch Lärm akut bedroht

Als tief tauchende Walart ist der Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris) besonders von Unterwasserlärm betroffen. Starke Lärmquellen, wie seismische Schallkanonen (Airguns) zur Öl- und Erdgassuche oder militärische Sonare, können die Tiere verletzen oder ihnen die Orientierung nehmen. Schnabelwale, die in Panik zu schnell auftauchen, können an der sogenannten Taucherkrankheit sterben. Zahlreiche atypische Strandungen von Cuvier-Schnabelwalen im Mittelmeer korrelieren zeitlich mit intensivem Lärm, beispielsweise von Marinemanövern. Weitere Gefahren für die Art sind Fischernetze, Schiffskollisionen, Plastikverschmutzung und die generelle Verschlechterung des Lebensraumes. Die einzelnen Populationen des Cuvier-Schnabelwals im Mittelmeer sind klein und daher besonders empfindlich.

Der Antrag auf Listung des Cuvier-Schnabelwals in Anhang I folgt einer Empfehlung des Abkommen zum Schutz der Wale im Mittelmeer (ACCOBAMS), das OceanCare als Partnerorganisation anerkennt. OceanCare fordert die Vertrags¬staaten auf, dem Antrag der EU bei der Konferenz in Quito zuzustimmen.

Weitere Schwerpunkte der internationalen Artenschutzkonferenz sind Diskussionen über die verbesserte Implementierung von Beschlüssen, Umstrukturierungsmassnahmen sowie ein Arbeitsprogramm, das Massnahmen zur Senkung der Folgen des Klimawandels für Arten vorsieht. Auch soll der Aspekt der Kultur von Walen verstärkt in Schutzkonzepte einfliessen.

OceanCare an der CMS/Bonner Konvention
Die Bonner Konvention ist Bestandteil des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und widmet sich dem Schutz wandernder Tierarten. Für OceanCare ist dieses globale Abkommen ein wichtiges Instrument, um für strikteren Schutz mariner Arten einzutreten. Initiativen zur Reduktion der Gefahren durch Unterwasserlärm bilden den thematischen und der Schutz von Waltieren im Mittelmeer den regionalen Schwerpunkt für die Organisation. OceanCare agiert als offiziell anerkannte Partnerin des regionalen Walschutzabkommens im Mittelmeer ACCOBAMS. Ehrenamtlich fungiert OceanCare Präsidentin Sigrid Lüber auch als Vize-Vorsitzende der gemeinsamen Unterwasserlärm-Arbeitsgruppen der drei Abkommen CMS, ACCOBAMS und ASCOBANS.

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Quelle:
News vom 3. November 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. November 2014