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KATASTROPHEN/003: Namibia - Wirksames Frühwarnsystem, tausende Flutopfer evakuiert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. März 2011

Namibia: Wirksames Frühwarnsystem - Tausende Flutopfer evakuiert

Von Servaas van den Bosch


Windhuk, 16. März (IPS) - Der Anstieg des Sambesi hat in den letzten Wochen die Evakuierung von 4.000 Menschen aus dem Caprivi-Zipfel erforderlich gemacht. Dass sich die Zahl der Toten in Grenzen hält, ist das Verdienst lokaler Frühwarnsysteme. Menschen, Vieh und ganze Schule konnten rechtzeitig in sicheres Terrain verbracht werden.

Der keine 30 Kilometer breite Caprivi-Zipfel stößt an Angola, Botswana, Sambia und Simbabwe. Ausgerechnet durch dieses kleine Terrain windet sich der viertgrößte Strom Afrikas. Auch Kwando, Chobe und Linyanti, drei größere Nebenflüsse des Sambesi, durchschneiden das Land.

"Der Sambesi hat sich auf stabile 6,37 Meter eingepegelt", meint Guido van Langenhove, Chefhydrologe im Wasserministerium in Windhuk. "Und im Augenblick scheint sich die Situation nicht zu verschlimmern."

Die Wahlkreise Linyanti und Kabbe nahe der Grenze zu Botswana und Sambia stehen vollständig unter Wasser. "Da die Regenzeit aber noch einige Wochen andauert, müssen wir damit rechnen, dass es am Oberlauf des Sambesis in Sambia erneut regnen wird. Dann dürfen wir uns auf weitere Überflutungen gefasst machen", meint van Langenhove.

Doch selbst in einem solchen Fall wären die Menschen vorbereitet. Das Frühwarnsystem gilt als das Beste der Region. Es basiert auf Informationen der betroffenen Länder über den Wasserstand, die via Telefon oder E-Mail weitergegeben werden.


Rasches Handeln

"Wir können definitiv bestätigen, dass sich die Geschwindigkeit, mit der das Katastrophenschutzteam auf die Überschwemmungen reagiert, erhöht hat", so der Hydrologe. "Früher mussten Flugzeuge losgeschickt werden, um die Menschen aus den betroffenen Gebieten zu retten."

Wie Raphael Mbala, der Vorsitzende des Caprivi-Regionalrats berichtet, sind die menschlichen Verluste minimal. Er selbst weiß von einem einzigen Fischer, der in den Fluten ertrunken ist. Als Stadtrat von Kabbe, dem am stärksten betroffenen Wahlkreis, hat er die Evakuierungsarbeiten selbst geleitet.

"Alle Menschen konnten mit ihrem Vieh in höher gelegene Gebiete gebracht werden. Einige wollen dort bleiben, die meisten aber zurückkehren", sagt er. Doch die Rückkehr kann dauern. So ist es schon vorgekommen, dass die Menschen ihre Heimkehr auf August verschieben mussten.


Auch Schulen evakuiert

Dank des Frühwarnsystems konnten nicht nur Menschen, sondern auch die Schulen evakuiert werden. Allein in Mbalas Wahlkreis wurden vier Schulen mit 720 Schülern in höher gelegene Gebiete in Sicherheit gebracht.

Ein Leben ohne das Frühwarnsystem können sich die Menschen in der Region gar nicht mehr vorstellen, zumal die Überflutungen in den letzten Jahren an Stärke zugenommen haben. "Als ich ein Kind war, kam es höchstens alle zehn oder 20 Jahre zu solchen Überschwemmungen, meint Mbala, der inzwischen 63 Jahre alt ist. "Seit 2003 jedoch erleben wir Jahr für Jahr eine solche Flut."

Schuld hat seiner Meinung nach der Klimawandel. Da die Regierung mit der Situation überfordert ist, springen UN-Agenturen und das Rote Kreuz in die Bresche. "Wir brauchen aber noch mehr Decken, Moskito-Netze, Zelte und Tabletten zur Desinfektion von Wasser", meint er. "Wasser selbst haben wir ja jetzt genug." (Ende/IPS/kb/2010)


Link:
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54863

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. März 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2011