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KLIMA/059: Bürgermeister gegen Treibhausgase - Weltbank unterstützt Projekte in Megastädten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Juni 2011

Klima: Bürgermeister gegen Treibhausgase - Weltbank unterstützt Projekte in Megastädten

Von Neuza Árbocz


São Paulo, 9. Juni. (IPS) - In den 40 größten Städten der Erde, wo acht Prozent der Weltbevölkerung leben, werden zwölf Prozent aller Treibhausgase produziert. Im Kampf gegen den Klimawandel kommt den Stadtregierungen eine immer größere Rolle zu.

Die Bürgermeister der Städte, die der Klimaschutz-Initiative 'C40 Cities Climate Leadership Group' angehören, unterzeichneten auf einem Treffen in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole São Paulo ein Abkommen, das eine gemeinsame Norm für die Messung von Treibhausgasen festlegt. Außerdem wurde mit der Weltbank eine Übereinkunft zur Finanzierung von Umweltprojekten in Städten geschlossen.

Der C40 gehören neben Berlin Addis Abeba, Athen, Bangkok, Bogotá, Buenos Aires, Caracas, Chicago, Dhaka, Hanoi, Houston, Hongkong, Istanbul, Jakarta, Johannesburg, Kairo, Karachi, Lagos, Lima, London, Los Angeles, Madrid, Melbourne, Mexiko-Stadt, Moskau, Mumbai, Neu-Delhi, New York, Paris, Peking, Philadelphia, Rio de Janeiro, Rom, São Paulo, Seoul, Schanghai, Sydney, Tokio, Toronto and Warschau an.

Einige Großstädte haben mit einfachen Mitteln bereits signifikante Ergebnisse herbeigeführt. Im australischen Melbourne beispielsweise können öffentliche Verkehrsmittel bis sieben Uhr morgens kostenlos benutzt werden. Damit soll der private Autoverkehr begrenzt werden und die Auslastung von Bussen und Bahnen außerhalb der Rushhour gesteigert werden.


Seoul belohnt den zeitweisen Verzicht aufs Auto

In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul lassen Autofahrer ihre Wagen einmal in der Woche stehen. Der Tag wird auf einem Aufkleber am Auto angezeigt. Mit Hilfe von Sensoren wird überprüft, ob die Vereinbarungen eingehalten werden. In diesem Fall werden den Autobesitzern fünf Prozent der Fahrzeugsteuer und 8,7 Prozent der Versicherungsprämie erlassen. Außerdem erhalten sie Nachlässe auf Sprit und verschiedene Dienstleistungen.

Weitere Initiativen, die auf der Tagung vorgestellt wurden, umfassen die Anlage von Bus- und Taxispuren sowie Fahrradwegen, die Reinigung von Flüssen und die Schaffung von Grünstreifen zwischen Häusern und an Autobahnen. Zahlreiche Städte haben auch festgelegt, pro Einwohner einen Baum zu pflanzen. Und durch London sollen spätestens 2020 rund 100.000 Elektroautos fahren.

"Die Verantwortlichen für die Mega-Städte halten die Zukunft in ihren Händen", sagte der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, der dem Klimaschutzbündnis vorsitzt. Alle zwei Jahre treffen sich die Stadtoberen, um die Ergebnisse ihrer Umweltinitiativen auszuwerten. Das erste Treffen fand 2005 in London statt.

An dem Abkommen für die Standardisierung von CO2-Messungen beteiligte sich auch der Zusammenschluss 'Stadtregierungen für Nachhaltigkeit' (ICLEI) mit rund 1.200 Mitgliedern. "Eine einheitliche globale Norm für die Erfassung von Treibhausgasen wird es den Stadtverwaltungen ermöglichen, rascher an Gelder zur Finanzierung von Anpassungsprojekten zu kommen", sagte Bloomberg.


15 Milliarden Dollar von der Weltbank

Um solche Vorhaben zu beschleunigen, unterzeichneten Bloomberg und Weltbank-Präsident Robert Zoellick ein "bahnbrechendes" Abkommen. Darin stellt die Weltbankgruppe der C40 rund 15 Milliarden US-Dollar in Aussicht. Weitere fünf Milliarden Dollar sollen als langfristige Darlehen zu einem Jahreszins von einem Prozent für Klimaschutz-Initiativen bereitgestellt werden. Rechnet man Mittel aus anderen Quellen ein, stehen den Städten für Klimaschutzmaßnahmen rund 50 Milliarden Dollar zur Verfügung. 30 Prozent davon sind für Projekte der Privatwirtschaft bestimmt.

Diese Kredite können unter unterschiedlichen Voraussetzungen beantragt werden. Höchste Priorität haben Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur und zur Armutsbekämpfung. Genauere Informationen zu den verschiedenen Finanzierungsmechanismen können auf der Internetplattform www.climatefinanceoptions.org abgerufen werden.

Zoellick betonte vor den Tagungsteilnehmern, dass die Weltbank Veränderungen in die richtige Richtung erleichtern wolle. Die Festlegung von Zielen und einer gemeinsamen Norm zur Überprüfung von Fortschritten werde eine effizientere Unterstützung als bisher ermöglichen. "Es ist nun wichtig zu untersuchen, wie Stadtverwaltungen direkten Zugang zu den Kreditlinien erhalten können", sagte der Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri, im Gespräch mit IPS.


Clinton macht Front gegen Deponiegase

Als Redner trat auf der Tagung auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton auf, dessen 'Clinton Climate Initiative' seit 2006 mit dem 'C40'-Bündnis zusammenarbeitet. Er betonte vor allem die Notwendigkeit, die Deponiegase zu reduzieren.

Wenn organische Abfälle auf Müllkippen verrotten, setzen sie Methan frei, das als Klimagas zur globalen Erderwärmung beiträgt. Methan kann allerdings auch zur Energieerzeugung genutzt werden und damit zusätzliche Einnahmen zu der Wiederaufbereitung von Plastik und Glas bringen. "Die Weltbank-Finanzierung kann uns die Chance geben, etwas Historisches zu tun", erklärte Clinton.

Der Kampf gegen die Umweltverschmutzung und Maßnahmen gegen den Klimawandel könnten nach Ansicht von Experten allerdings noch mehr Geld erforderlich machen, da neue Technologien insbesondere bei großen Bauprojekten vonnöten sind. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.c40cities.org/
http://www.climatefinanceoptions.org/cfo/index.php
http://www.worldbank.org/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=55960

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 9. Juni 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2011