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KLIMA/292: Gletscher - früher und heute (idw)


MUSE Museo delle Scienze - 10.02.2014

Gletscher: früher und heute



Im MUSE - Museum für Wissenschaft in Trient wurden die Ergebnisse des Projektes "Ghiacciai di una volta" ("Gletscher von früher") vorgestellt. Ausgehend von der Feststellung, dass sich die alpinen Gletscher im Laufe des letzten Jahrhunderts drastisch zurückgebildet haben, wollte man anhand fotografischer Vergleiche einen aussagekräftigen, visuellen Beweis dafür liefern.


DAS PROJEKT

Im Laufe der letzten hundert Jahre, halbierte sich die Ausdehnung der alpinen Gletscher. Von dieser Feststellung ausgehend, wurde man sich der Notwendigkeit einer umfangreichen, aussagekräftigen und wissenschaftlich fundierten Dokumentation bewusst. Im Jahre 2011 wurde die Idee geboren, die Bürger dafür mit einzubeziehen: sie sollten mit Hilfe selbstgeschossener Fotos Zeuge sein der Lage, in der sich die wichtigsten italienischen Gebirgsketten befinden. Die Initiative - gennant "Ghiacciai di una volta" ("Gletscher von früher") - wurde vom MUSE ins Leben gerufen, vom Wissenschaftskomitee des CAI (italienischer Alpenverein) mitfinanziert und unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Italiens sowie mit der Teilnahme des italienischen Gletscher-Komitees umgesetzt. Die Menschen sollten sich dank dieses Projektes der aktuellen Situation der Gletscher und der Veränderungen der alpinen Landschaft bewusst werden.

Bürger wurden dazu eingeladen, historische Aufnahmen nachzustellen und somit aus derselben Perspektive Fotos zu schießen. Aus den wichtigsten Gletschern der italienischen Alpen wurden einige ausgewählt, um so als Grundlage für Vergleiche zu fungieren und dadurch den Zustand dieser Eisriesen zu "untersuchen". Um den Besuch und die Wiederentdeckung der Berge zu fördern, wurden keine Angaben gemacht bezüglich der genauen Orte, an dem die ursprünglichen historischen Fotos geschossen wurden. Das Projekt wurde somit auch zu einem Spiel, um diese Standorte wiederzufinden. Sogar zwei berühmte Alpinisten konnten in dieses Projekt miteinbezogen werden: Fausto de Stefani und Michele Comi. Sie stehen symbolisch für die historischen und modernen Fotos, ebenso wie für das Bergsteigen damals und heute. Die Durchführung des Projektes wurde von mehreren Vereinen und Institutionen, die im Bereich der Gletscherforschung tätig sind, unterstützt: Comitato Glaciologico Italiano, Fondazione Montagna sicura - Montagne sûre, Servizio Glaciologico Lombardo, Servizio Glaciologico Alto Adige, Comitato Glaciologico Trentino della SAT, ARPA Veneto und Unione Meteorologica Friuli Venezia Giulia, mit der Unterstützung von Carlo Baroni und Claudio Smiraglia.


DIE ERGEBNISSE

173 Fotos wurden von 70 Mitwirkenden eingeschickt. Die größte Anzahl an Schnappschüssen (60) wurden im Trentino verwirklicht; der meistfotografierte Gletscher war der Adamello - Mandrone (21 Fotos). Mit Hilfe des Fotografen Fabiano Ventura wurden die besten Vergleichsbilder ausgewählt; daraus konnte das Wissenschaftskomitee Schlüsse über den Rückgang der Gletscher und der daraus resultierenden Veränderung der Landschaft ziehen. Anhand des Vergleiches der Fotos konnte der starke Rückzug der alpinen Gletscher in den letzten 30 Jahren und somit die rapide Veränderung der Bergwelt bestätigt werden: Gletscher die sich spalten, "Felsinseln" die hervorragen, ausgedehnte Geröllfelder und Veränderung der Bergrouten, um instabile Bereiche mit Gletscherspalten zu vermeiden. Die Gesellschaft sollte sich dieser Situation bewusst werden und das Territorium auf intelligente, sichere und nachhaltige Weise nutzen. Die Gletscher stellen eine wichtige Ressource dar und die Entwicklung der Menschheit ist eng an deren Erhaltung gebunden.

Das Projekt "Ghiacciai di una volta" wurde vom Zentralen Wissenschaftskomitee des nationalen alpinen Verein Italiens (CAI) finanziert, unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Italien und mit der Teilnahme des italienischen Gletscher-Komitees. Wissenschaftliches Komitee: MUSE, Fondazione Montagna Sicura (Stiftung "sicherer Berg"), Servizio Glaciologico Lombardo (Gletscherdienst der Lombardei), Comitato Glaciologico Trentino della SAT (Gletscher-Komitee des Alpenvereines des Trentino), Servizio Glaciologico Alto Adige (Gletscherdienst Südtirol), ARPA Veneto, Unione Meteorologica del Friuli Venezia Giulia (meteorologischer Verband Friaul-Julisch Venetien) koordiniert von Carlo Baroni und Claudio Smiraglia. Verantwortlicher für die Validierung der Fotos: Fabiano Ventura. Partner: Società Geologica Italiana (Italienische geologische Gesellschaft), Società Geografica italiana (Italienische geografische Gesellschaft), Collegio Nazionale delle Guide Alpine (Nationaler Verein der Bergführer), ENEA, CNR, Accademia della Montagna del Trentino (Berg-Akademie des Trentino), Trento FilmFestival, Ministero dell'Ambiente e della Tutela del Territorio e del Mare (Ministerium für Umwelt und Naturschutz), Ministero dell'Istruzione dell'Università e della Ricerca (Ministerium für Bildungswesen, Universität und Forschung). Ein Dank geht an den Nationalpark Gran Paradiso für die Bereitstellung einiger Fotos. Am Projekt teilgenommen haben die Mitglieder des Italienischen Alpenvereins (CAI); sie haben ihre Freizeit und Leidenschaft dem Projekt gewidmet, die Bergwelt besucht und damit Inhalte erstellt sowie einen wertvollen Beitrag für eine Forschung geleistet, dessen Ergebnisse von ihrem Mitwirken geprägt wurde.


Als BEISPIELE werden hier die Vergleichsfotos zweier Gletscher vorgestellt:

Seit dem Jahre 1985 ist der LA MARE-Gletscher (im Trentino) um 770 Meter zurückgewichen und die Stirn ist um 270 Höhenmeter gestiegen. Diese Daten ermöglichen die Berechnung des durchschnittlichen Rückzugs: circa 28 m pro Jahr. Aus dem fotografischen Vergleich erkennt man, wie auch die gesamte Gletschermasse auf der linken Seite der Hauptgletscherzunge verloren gegangen ist. Dieser Bereich, der sich im Jahre 1985 auf 2.740 m Höhe befand, liegt heute auf ungefähr 3.100 m, mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Stirnseite von ungefähr 13 Metern pro Jahr.

Fotos: links: © Secchieri, 1985 / rechts: © Nicola Dalla Mora, 2012 (weite Teile des vereisten Gletschers sind verschwunden)

"La Mare" Gletscher (Trentino)
Fotoquelle: MUSE - Museo delle Scienze (links: © Secchieri, 1985 / rechts: © Nicola Dalla Mora, 2012)


Der SFORZELLINA mit dem Adamè (Lombardei) kann als ein Sinnbild der Vorgänge auf den Gletschern gesehen werden. Der fotografische Vergleich unterstreicht deutlich die Gesamtheit der Veränderungen nicht nur in den unteren Bereichen der Gletscher (Verkürzung und Reduzierung der Dicke) sondern auch in den Karen. Die Bergwände verlieren ihre Schnee- und Eisbedeckung und erodieren stärker in Folge von "kryo-nivalen" Phänomenen; Einstürze und Erdrutsche nehmen zu, felsenartiges Material fällt auf den Gletscher und trägt zu einer der eindrucksvollsten landschaftlichen Verwandlungen der hohen Gipfel bei: der Übergang von "weißen Gletschern" zu "schwarzen Gletschern".

Fotos: links: © Desio 1925 / rechts: © Ivan Bino, 2012 (das Eis ist zum großen Teil verschwunden)

"Sforzellina" Gletscher (Lombardei)
Fotoquelle: MUSE - Museo delle Scienze (links: © Desio 1925 / rechts: © Ivan Bino, 2012


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ghiacciaidiunavolta.it/risultati.asp - Fotos und Ergebnisse
(Webseite in italienischer Sprache)

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news572789
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution1849

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
MUSE Museo delle Scienze, Monika Vettori, 10.02.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2014