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KLIMA/347: Antigua und Barbuda - Auf Graswurzelebene auf den Klimawandel reagieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. November 2014

Antigua und Barbuda: Auf Graswurzelebene auf den Klimawandel reagieren

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Bhimwattie Sahid pflückt eine Papaya in ihren Garten in Guyana
Bild: © Desmond Brown/IPS

Gunthorpes, Antigua und Barbuda, 11. November (IPS) - Die Sorge um den Erhalt der Ernährungssicherheit hat zwei Gemeindegruppen im karibischen Inselstaat Antigua und Barbuda zur Mobilisierung der lokalen Bevölkerung veranlasst. Die Menschen sollen sich in diesem Sinne aktiv an Klimaanpassungs- und -schutzmaßnahmen in der Landwirtschaft beteiligen.

"Ich möchte mindestens 10.000 Menschen erreichen, damit sie mit mir zusammen die Auswirkungen des Klimawandels angehen und minieren", erklärte Evelyn Weekes im IPS-Gespräch. Gerade die Landwirtschaft werde die Folgen des Klimawandels besonders stark zu spüren bekommen. Gleichzeitig trage sie mit ihren CO2-Emissionen selbst zu den Klimaveränderungen bei.

Weekes, die die Gesellschaft von Antigua und Barbuda für Aquaponik, Aquakultur und Agroökologie leitet, möchte ihre Landsleute dazu anregen, Abfälle zu vermeiden und Essensreste und andere organische Rückstände zu Naturdünger zu kompostieren. Weitere Zielsetzungen sind der Schutz der lokalen Artenvielfalt und Ökosysteme sowie die Abkehr vom monokulturellen Anbau und der Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide.

Ernährungssicherheit ist ein Thema, das alle Kleinen Inselentwicklungsstaaten (SIDS) gleichermaßen angeht. Wissenschaftler prognostizieren den SIDS stärker und häufiger auftretende Klimaanomalien wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren.


Hilfe vom GEF

Wie Weekes weiter erklärte, könnten sich Kleinbauern in klimasensiblen Gebieten vom Kleinkreditprogramm der Globalen Umweltfazilität (GEF) Projekte zur Anpassung oder Abmilderung der negativen Folgen der Erderwärmung finanzieren lassen.

"Ernährungssicherheit ist ein sehr kostbares Gut, für deren Schutz wir eintreten müssen. Eine ökologisch solide Landwirtschaft kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten", betonte die Expertin. "Ich rufe die Kirchen, Gemeindegruppen, Bauernverbände, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gesellschaften und Schulen dazu auf, ihre Mitglieder zu mobilisieren, damit wir 10.000 Menschen für Maßnahmen zum Schutz und zur Anpassung an den Klimawandel gewinnen."

Weekes appellierte an ihre Landsleute, keine Küchenabfälle mehr in ihre Mülltonnen zu werfen, um zu verhindern, dass sie auf der Müllhalde landen, wo sie noch mehr Methangas produzieren. Die Klimakiller Methan und Kohlendioxid (CO2) entstehen durch die Zersetzung organischer Bestandteile unter Luftabschluss. In tropischen Breitengraden steigt besonders viel Methangas aus den Müllkippen auf.

Da Methan im Vergleich zu CO2 ein 72-fach höheres Erwärmungspotenzial besitzt, stellt die Kompostierung von Nahrungsabfällen eine wichtige Klimaabmilderungsmaßnahme dar. Der dabei gewonnene Kompost wiederum kann zur Sanierung degradierter Böden verwendet werden, wovon wiederum die Landwirtschaft profitiert.

Pamela Thomas leitet das Karibische Bauernnetzwerk (CaFAN). Wie sie berichtet, hat ihre Organisation kürzlich grünes Licht für die Durchführung von GEF-finanzierten Projekten im Sinne einer klimasmarten Landwirtschaft erhalten.

Die Vereinten Nationen hatten auf ihrem Klimagipfel im September in New York die Globale Allianz für klimasmarte Landwirtschaft ins Leben gerufen, an der sich Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaft beteiligen sollen. Die Initiative zielt auf nachhaltige Agrartechniken wie die konservierende Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft, Mischkulturen, Fruchtwechsel, eine Kombination von Pflanzenbau und Tierhaltung sowie ein verbessertes Wassermanagement, die eine ökologische Nahrungsproduktion bei gleichzeitiger Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen gewährleisten sollen.

"Unter smarter Landwirtschaft verstehe ich auch den Schutz unserer Pflanzen vor einer direkten Sonneneinstrahlung", berichtet Thomas, Botschafterin der karibischen Zivilgesellschaft für Landwirtschaft bei den UN. "Zudem werden wir Wasser sammeln und Solarenergiepumpen einsetzen, um die Pflanzen in unseren Treibhäusern zu bewässern."

CaFAN vertritt die Bauern aller 15 Mitgliedstaaten der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM). Von Bauernverbänden der Region initiiert, entwickelt das Netzwerk im Auftrag seiner Mitglieder Programme und Projekte, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Außerdem arbeitet es mit allen landwirtschaftlichen Akteuren zusammen, um seinen Farmern strategische Vorteile zu verschaffen.

"Wenn ein Land sich selbst nicht ernähren kann, was soll dann aus uns werden?", fragt Thomas. Wie sie betonte, möchte sie dazu beitragen, dass sich immer mehr Menschen von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden verabschieden und sich dem organischen Anbau zuwenden.


Von Nahrungsmittelimporten unabhängig machen

Antigua und Barbuda war im letzten Jahr mit 1.170 US-Dollar der größte Pro-Kopf-Nahrungsmittelimporteur der Karibik, gefolgt von Barbados mit 1.126 Dollar, den Bahamas mit 1.106 Dollar und St. Lucia mit 969 Dollar. Diese Importabhängigkeit stellt für die Haushalte der Karibikstaaten eine enorme Belastung dar.

Der GEF-Geschäftsführer Naoko Ishii, der sich während der UN-Konferenz der kleinen Inselentwicklungsstaaten vom 1. bis 4. September in Apia auf Samoa mit der karibischen Delegation getroffen hatte, war voll des Lobes, was die Arbeit der Gemeindegruppen in der Region betrifft.

"Ich war wirklich beeindruckt von ihrer Entschlossenheit, dem Klimawandel und anderen Herausforderungen zu trotzen, und der Tatsache, dass die Gruppen einen weitaus umfassenderen Ansatz verfolgen, als dies anderswo auf der Welt der Fall ist", sagte Ishii im IPS-Gespräch.

Ebenso überraschte ihn die Tatsache, dass acht Länder an der 'Caribbean Challenge Initiative', einem Großprojekt der in den USA ansässigen gemeinnützigen Umweltorganisation 'Nature Conservancy', beteiligt sind, die als Gegenleistung für die Bereitschaft der karibischen Staaten, neue Schutzgebiete einzurichten und bestehende auszubauen, 20 Millionen Dollar bereitgestellt hat.

Bei diesen Ländern handelt es sich um die Bahamas, die Dominikanische Republik, Jamaika, St. Vincent und die Grenadinen, St. Lucia, Grenada, Antigua und Barbuda sowie St. Kitts und Nevis. Sie haben sich dazu verpflichtet, 20 Prozent ihrer Meeres- und Küstenhabitate bis 2020 unter besonderen Schutz zu stellen.

Ishii zufolge wurden einigen Ländern der Caribbean Challenge GEF-Gelder bereitgestellt. Die Mittel werden für eine dauerhafte Finanzierung und Verwaltung von Meeresökosystemen in fünf Mitgliedsländern der Organisation der Ostkaribischen Staaten (OECS) verwendet. So soll ein nachhaltiges nationales Netzwerk an Meeresschutzgebieten für die Bahamas aufgebaut und über ein nationales Meeresschutzgebiet nachgedacht werden, das der Dominikanischen Republik eine nachhaltige Finanzierung ermöglicht. Ferner geht es darum, für eine operative und finanzielle Nachhaltigkeit eines nationalen Systems von Schutzgebieten auf Jamaika zu sorgen. (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/11/responding-to-climate-change-from-the-grassroots-up/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 11. November 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2014