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KLIMA/349: Karibik - Kleine Inselstaaten suchen vor Klimagesprächen nach Konsens (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. November 2014

Karibik: Kleine Inselstaaten suchen vor Klimagesprächen nach Konsens - Jamaika stellt Industrieländern Bedingungen

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Felsbrocken schützen die Straße zum internationalen Flughafen Jamaikas vor Sturmböen
Bild: © Desmond Brown/IPS

Kingston, Jamaika, 14. November (IPS) - Während der Countdown für das letzte große Klimaschutztreffen in diesem Jahr läuft, hat ein hochrangiger Beamter der Vereinten Nationen die Allianz der kleinen Inselentwicklungsstaaten (AOSIS) aufgefordert, innovativ zu agieren, um Fortschritte zu erreichen.

Wie Arun Kashyap, UN-Koordinator und Vertreter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP in Jamaika, erklärte, steht die AOSIS im Dezember auf der 20. Konferenz der Vertragsstaaten (Cop20) der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCC) im peruanischen Lima vor einer riesigen Herausforderung. "Mit ihrer Kreativität könnte sie eine Einigung über die wichtigsten Fragen erleichtern."

Kashyap verwies auf die besonderen Gefahren, denen die Inselentwicklungsstaaten (SIDS) im Zuge des Klimawandels ausgesetzt sind, und auf die Notwendigkeit, den Ländern die angemessenen Finanzmittel, Technologien und Kapazitäten zugänglich zu machen.

Bei der Vertragsstaatenkonferenz im südafrikanischen Durban 2011 (COP17) hatten die Regierungen eine neue Übereinkunft zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen erzielt. Damals wurde beschlossen, dass ein rechtsverbindliches Abkommen auf der 2015 in Paris geplanten COP21 angenommen werden sollte.

Die Vertragsstaaten sollen bis 2020 Zeit haben, um nationale Gesetze einzuführen, die die Ratifizierung und das Inkrafttreten des Abkommens regeln. Bei COP19 war im November 2013 in Warschau entschieden worden, dass die 195 Vertragsstaaten mit dem Prozess für die Vorbereitung und Einreichung der "auf nationaler Ebene festgelegten Beiträge" beginnen sollten. Ein Bericht über potenzielle Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels und deren künftige Umsetzung soll dem Sekretariat der Klimarahmenkonvention im ersten Quartal 2015 vorgelegt und in das Abkommen aufgenommen werden.

AOSIS ist eine 1990 gegründete, zwischenstaatliche Organisation tiefliegender Küstenländer und kleiner Inselstaaten. Ihr Hauptanliegen ist es, die Positionen der kleinen Inselentwicklungsstaaten mit Maßnahmen gegen die Erderwärmung in Einklang zu bringen.


AOSIS-Chefunterhändlerin steckt Ziele ab

Im Oktober nannte die AOSIS-Chefunterhändlerin Ngedikes Olai Uludong, die Prioritäten für die Gespräche in Lima vom 1. bis 12. Dezember. Die 2015 zu erzielende Einigung müsse rechtlich bindend sein und für alle gelten, sagte sie. Weltweit müsse auf lange Sicht angestrebt werden, den Temperaturanstieg auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Anstrengungen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels müssten eindeutig quantifizierbar sein.

Uludong forderte zudem die weitere Ausarbeitung der Elemente, die Eingang in das Abkommen von 2015 finden sollen. Die Finanzierung sei ein fundamentaler Baustein für dieses Abkommen und sollte andere notwendige Mittel zur Umsetzung der Einigung, wie Technologietransfer und Kapazitätsaufbau, ergänzen.

Die 16 Karibikstaaten, die zurzeit Mitglieder von AOSIS sind, haben sich bereits bilateral getroffen, um vor einem Treffen in St. Kitts vom 19. bis 20. November gemeinsame Positionen abzuklären. Dort soll eine Strategie der Karibischen Gemeinschaft CARICOM für die Weltklimagespräche abschließend ausgearbeitet werden.

Jamaika hat bereits die Absicht bekundet, den Verhandlungstisch zu verlassen, sollten sich die Industriestaaten gegen ein Abkommen sträuben, das die Auswirkungen des Klimawandels in der Karibik reduzieren könnte. "Wir werden keine schlechte Einigung akzeptieren", sagte der Chefunterhändler des Landes, Clifford Mahlung.

Die Gespräche in Lima werden als Brücke zu dem Abkommen 2015 gesehen. Die kleinen Inselentwicklungsstaaten hoffen, von den Industrieländern die Zusage zu erhalten, den globalen Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Sie sind allerdings auch darauf vorbereitet, eine Obergrenze von zwei Grad Celsius zu akzeptieren.

Der für den Bereich Klimawandel zuständige jamaikanische Minister Robert Pickersgill bezeichnete das Treffen im Dezember 2014 als "signifikant" und sagte, dass "die Entscheidungen, die in Lima getroffen werden, ohne Zweifel weitreichende Auswirkungen auf die im kommenden Jahr bei COP21 zu treffenden Entscheidungen haben werden".


"Auch wir müssen uns verändern"

Doch selbst wenn die Treibhausgasemissionen erheblich reduziert würden, sei weltweit mit verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zu rechnen, warnte Pickersgill. Der Klimawandel sei eine klar umrissene und gegenwärtige Gefahr, und die Notwendigkeit, die Auswirkungen abzumildern und sich ihnen anzupassen, sei größer denn je. "Mit dem Klimawandel müssen auch wir uns verändern."

Für die SIDS sei es aber nicht einfach, sich den Klimaveränderungen anzugleichen, meint der jamaikanische Minister. Die Tatsache, dass die Staatsgebiete klein und gebirgig seien, erschwere es, eine geeignete Infrastruktur zu schaffen. "Außerdem konzentrieren sich unsere wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten, darunter der größte Arbeitgeber Tourismus, auf die Küstenzonen."

Pickersgill wies zudem darauf hin, dass vor allem Kleinbauern, die von Dürren und anderen extremen Wetterlagen wie tropischen Stürmen bedroht würden, dem Klimawandel schutzlos ausgesetzt seien. Er hob auch hervor, dass die Länder bisher von importierten fossilen Treibstoffen abhängig seien, um ihren Energiebedarf zu decken und den Transportsektor aufrecht zu erhalten. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/11/a-fair-climate-treaty-or-none-at-all-jamaica-warns/

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IPS-Tagesdienst vom 14. November 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2014