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KLIMA/572: Kolumbiens Präsident Petro bei der COP27 - Zehnpunkteplan gegen die Klimakrise (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Petro bei der COP27 - Zehnpunkteplan gegen die Klimakrise


(Sharm El Sheikh, 7. November 2022, Servindi) - Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hat am 7. November im Rahmen einer eindrucksvollen Rede auf dem Weltklimagipfel (COP 27) einen Zehn-Punkte-Programm zur Bewältigung der Klimakrise vorgeschlagen. "Die COP gibt keine Antworten mehr und die Zeit ist abgelaufen", sagte der Präsident bei der Vorstellung seines Vorschlags. Die zehn Maßnahmen machten Petro zufolge deutlich, dass nun "die Zeit der Menschheit und nicht die Zeit der Märkte" sei.

Zehn Maßnahmen gegen die Krise

Mit dem ersten Punkt versuchte Petro der Menschheit zu verdeutlichen, dass die Weltpolitik sich bewegen muss, wenn sie die lebensbedrohliche Klimakrise bewältigen will. Sonst werde die Klimakrise die Menschheit auslöschen: "Die Zeiten des Aussterbens, in denen wir leben, zwingen uns zum Handeln - jetzt und weltweit, mit oder ohne die Erlaubnis der Regierungen", sagte Petro, der seit zwei Monaten Kolumbiens Präsident ist.

Als zweiten und dritten Aspekt betonte er, dass der freie Markt und die Anhäufung von Kapital keine Lösungen zur Überwindung der Krise bieten würden. Nur eine staatliche und globale Planung ermögliche den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft. "Den derzeitigen Kurs werden die Politik und die Mobilisierung der Menschen korrigieren, nicht der Kohle- und Ölmarkt", sagte der Präsident zum vierten Punkt seines Maßnahmenprogramms. Als Fünftes verwies Petro darauf, dass die Rettung des Amazonas-Regenwaldes eine globale Aufgabe sei. Er kündigte an, dass Kolumbien 20 Jahre lang jährlich 140 Millionen Dollar für die Rettung des Amazonas-Regenwaldes bereitstellen werde. "Wir erwarten einen Beitrag der restlichen Welt", so Petro.

Paradigmenwechsel

In einem sechsten Punkt betonte Gustavo Petro, dass die Klimakrise nur überwunden werden kann, wenn der Verbrauch von Kohlenwasserstoffen gestoppt werde. Er rief die Welt dazu auf, nicht weiter auf die Kohlenwasserstoffwirtschaft zu setzen, sondern auf eine Wirtschaft ohne fossile Energien. "Die Lösung ist eine Welt ohne Öl und Kohle", sagte er.

Siebtens wies Petro darauf hin, dass die Verträge der Welthandelsorganisation (WTO) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) den COP-Abkommen folgen sollten und nicht umgekehrt. Als achten Punkt forderte Petro, dass der IWF ein Programm zum Schuldenerlass im Gegenzug für Investitionen in die Klimaanpassung und Schadensminderung in Entwicklungsländern auflegen soll. In seinen letzten beiden Punkten betonte er, dass private und internationale Banken die Finanzierung von fossiler Wirtschaft einstellen sollten. Kriege müssten vermieden werden, denn sie verkürzten die Lebenszeit der Menschheit.

Eine provokante Rede, die "gegen die diplomatische Tradition Kolumbiens" verstoße

Die Rede des kolumbianischen Präsidenten auf der COP 27 in Ägypten dauerte nur sieben Minuten, wurde aber im Laufe des Tages als eine der "provokantesten" Reden bezeichnet, die jemals ein Präsident auf dieser internationalen Konferenz gehalten hat. So beschrieb es etwa die BBC und hob hervor, dass Petros Rede, die voller Anschuldigungen gegen das kapitalistische Entwicklungsmodell war, "gegen die diplomatische Tradition Kolumbiens" verstoßen habe.

Die spanische Tageszeitung El País hob Petros Vehemenz hervor und bezeichnete ihn als "Rebellen", weil er zunächst nicht auf dem offiziellen Foto mit den übrigen Staats- und Regierungschefs zu sehen war. Denn während die anderen sich für das offizielle Foto aufstellten, schloss sich Petro "in einem kleinen Raum ein" und ging die Rede durch, die er Minuten später vor der Welt halten sollte. "Präsident Gustavo Petro war mehr denn je er selbst auf diesem Weltklimagipfel", so El País. Er sei "ein Präsident, der davon überzeugt ist, dass die Welt vom Aussterben bedroht ist.


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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 11. November 2022

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