Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

LATEINAMERIKA/027: Glückliche Insel Bonaire - Korallen besser geschützt als anderswo in der Region (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Oktober 2010

Karibik:
Glückliche Insel Bonaire - Korallen besser geschützt als anderswo in der Region

Von Christopher Pala


Bonaire, 19. Oktober (IPS/IFEJ*) - Die Korallenriffe in der Karibik sind in den vergangenen 30 Jahren stark geschrumpft. Nur die Bänke im Umkreis der niederländischen Antilleninsel Bonaire blieben weitgehend verschont: Dort haben rund 85 Prozent der Korallen überlebt.

In anderen Teil der Region sind die Riffe, die vor der Küste Floridas beginnen, dagegen von 65 Prozent in der siebziger Jahre auf 20 Prozent zurückgegangen. Viele wurden durch neue Krankheiten oder Algen vernichtet. Auch entlang der zentralamerikanischen Küste bietet sich ein Bild der Zerstörung. Der größte Teil der intakten Riffe befindet sich im Umkreis von Bonaire.

Angesichts der erwarteten Folgen des Klimawandels schauen Forscher besorgt in die Zukunft. Sollten sich die Meere wie vorhergesagt weiter erwärmen und saurer werden, drohen noch mehr Korallen auszubleichen und zu sterben.

Die Karibik ist die Region der Welt, die in diesem Bereich die höchsten Verluste erlitten hat. Sie liegt damit noch vor dem Persischen Golf, wo Ölunfälle viele Riffe zerstörten. Zahlreiche Fischarten haben damit ihren Lebensraum verloren.

"Die Folge ist, dass Millionen Menschen nicht mehr einfach an ausreichende Mengen Fisch kommen", erklärte Andrew Bruckner von der privaten 'Khaled bin Sultan Living Oceans Foundation' mit Sitz in Washington. Die Korallen seien außerdem eine natürliche Barrieren gegen hohe Wellen und zögen zahlreiche Touristen an.


Sauberes Wasser vor Bonaire

Bonaire hat gegenüber anderen Karibikinseln den Vorteil, dass das Wasser vor den Küsten sehr sauber ist. Die Insel ist daher ein beliebtes Urlaubsziel von Hobbytauchern, die der Touristikindustrie Einnahmen verschaffen. Die Regierung hat zudem den Fischfang erfolgreich begrenzt, um Fischbestände und Korallenbänke zu schützen.

Allerdings musste auch Bonaire Verluste hinnehmen. So sind die einst vor allem in den flachen Küstengewässern angesiedelten Elchhorn- und Hirschhornkorallen Krankheiten zum Opfer gefallen. Ebenso wenig konnten die meisten riesigen Sternkorallen überleben.

Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern erkundete Bruckner die Küstengewässer vor Bonaire, um den gesunden Korallenbestand und die Schäden zu dokumentieren. Bei einem Tauchgang entdeckte er an einem Riff seltene Hirschkorallen und bis zu sechs Meter hohe Sternkorallen, die zwischen 500 und 1.000 Jahre alt sind.

Einige Korallen, die eine olivgrüne Farbe hatten, waren in einem guten Zustand, andere dagegen zur Hälfte braun und von einer weißen Linie durchzogenen. Die Forscher erkannten darin eindeutige Krankheitssymptome. Das Riff sei zwar geschädigt, sagte Bruckner. Die neu wachsenden Korallen zeigten aber, dass es sich wieder selbst regenerieren könne.

Die grünen Korallen dieses Riffs leben noch - Bild: © Living Oceans Foundation/IPS

Die grünen Korallen dieses Riffs leben noch
Bild: © Living Oceans Foundation/IPS

Das Gleichgewicht ist an der Stelle intakt, an denen es noch genügend Fische gibt, die Algen fressen und damit das Wasser klar halten. Außerdem regnet es kaum, und Hurrikane sind selten. An anderen Orten richten Wirbelstürme oftmals irreparable Zerstörungen an.

Laut Bruckner ist die fortschreitende Erwärmung des Wassers in den Ozeanen die größte Gefahr. Der erste größere Temperaturanstieg in den karibischen Gewässern wurde 1998 registriert. Die meisten Korallenriffe in der Region haben sich nicht mehr davon erholt. Dieses Jahr soll allerdings das wärmste seit 1998 werden.

Mit dem Anstieg des CO2-Gehalts der Luft hat sich auch der Säuregehalt der Meere erhöht. Etwa ein Drittel des Kohlendioxids wird vom Wasser aufgenommen. Die Korallen können deshalb ihre Skelette nicht mehr so gut ausbilden wie früher.


Fortbestand von Korallen weltwelt gefährdet

Die dramatischen Folgen sind am weltgrößten Korallenriff 'Great Barrier Reef' vor Australien zu beobachten. Die Kalzifizierung habe sich dort im Vergleich zu 1990 um 15 Prozent verlangsamt, sagte der Biologe Ove Hoegh-Gulberg von der Universität Queensland.

"Nur wenige Korallen werden dieses Jahrhundert überleben", warnte Ken Caldeira von der 'Carnegie Institution'. "Diejenigen, die überleben, werden in einem schlechten Zustand sein." Bruckner ist jedoch optimistischer: "In der Geschichte hat sich gezeigt, dass Korallen sehr anpassungsfähig sind", sagte er. Wenn wir den Fischfang und die Wasserverschmutzung begrenzen und mehr Schutzgebiete schaffen, können wir einige Korallenriffe in der Karibik retten." (Ende/IPS/ck/2010)


* Dieser Beitrag ist Teil einer Serie von IPS und der 'International Federation of Environmental Journalists' (IFEJ) zum Thema nachhaltige Entwicklung

Links:
http://www.livingoceansfoundation.org/
http://carnegiescience.edu/
http://www.ifej.org
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96663

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 19. Oktober 2010
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2010