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MEER/010: Korallen in Not (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 107/4.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

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Korallen in Not

Von Anna Bernardt, Schwedt


Anfang September ging die Meldung durch die Medien, dass vor der malaysischen Küste die Korallenriffe großflächig abzusterben drohen. Auffälligstes Symptom dieses überall auf der Welt zu beobachtenden Sterbens der Riffe ist das Korallenbleichen. Verantwortlich machen ExpertInnen die steigende Temperatur der Meere durch den Klimawandel.

Korallen leben in Symbiose mit Algen, von denen sie mit Nahrung versorgt werden. 26 bis 27 Grad Celsius ist die optimale Temperatur für Korallen, steigt die Temperatur auf über 32 Grad Celsius produzieren die Algen aus Stress giftige Stoffwechselprodukte. Die Korallenpolypen stoßen daraufhin ihren unverträglich gewordenen Mitbewohner ab und sind so zum Hungertod verdammt. Die Versauerung der Ozeane schädigt sie zusätzlich. Das Phänomen der Korallenbleiche durch den Klimawandel ist überall in den Meeren zu beobachten, zum Beispiel auch am spektakulären Great Barrier Reef vor der australischen Küste.

Korallenriffe sind eines der beeindruckensten Ökosysteme auf dieser Erde: mit einer gigantischen Artenvielfalt. Ein bis drei Millionen Arten einschließlich eines Viertels aller marinen Fischarten leben hier. Korallenriffe kommen vor allem in den Tropen vor und bedecken ca. 600.000 Mio. km² der Erde. Sie wachsen sehr langsam, nur 0,5 bis 2,8 Zentimeter jährlich. Zweidrittel aller Korallenriffe weltweit sind in Gefahr, selbst winzige Sandkörner können für Korallen verheerend sein.

Aber nicht nur der weltweite Klimawandel bedroht die Korallenriffe, auch der wachsende Tourismus an den tropischen Küsten ist eine große Gefahr. Schnorchler und Taucher reißen Korallenstöcke ab - als Andenken oder einfach durch Unvorsichtigkeit - und wirbeln mit ihren Flossen Sand auf, der sich auf die Korallenpolypen legt und zum Absterben führt. Ankerwürfe von Booten sorgen für mechanische Schäden am Korallenriff. In Hotels ist der Wasserverbrauch oft gigantisch. Deshalb werden Meerwasserentsalzungsanlagen benötigt und die ausfließende Salzlauge schädigt die Riffe. Plastiktüten, die von wilden Müllkippen ins Meer wehen, decken die Korallen ab und ersticken sie.

Wachsen die Siedlungen am Meer, können der steigende Eintrag von Sedimenten oder Abwässer die Korallenriffe verschmutzen. Oft werden die Küsten aufgeschüttet, um mehr Platz für Hotels zu schaffen oder um den Strand zu vergrößern. Dieser Sand wird vom Meeresgrund heraufgeholt und dabei werden direkt die Korallenriffe zerstört. Strömungen werden so vor der Küste verändert, häufig fehlt jetzt der Schutz durch die Riffe vor Sturmfluten und neue Korallen können sich nicht mehr ansiedeln. Brandrodung, Monokulturen und konventionelle Landwirtschaft in Küstennähe verstärken das Abtragen von Boden und Sedimenten. Diese gelangen durch die Flüsse ins Meer und zu den Korallenriffen, die überdüngt und durch Pestizide vergiftet werden oder im Schlick ersticken.

Auch Fischfang und Fischzucht zerstören die Korallenriffe. Allein die Überfischung stellt ein riesiges Problem dar. Fische, die Algen abweiden, fehlen und so setzen sich Weichalgen durch, die die Riffe überwuchern und zum Absterben der Korallen führen. Die Zucht von Fischen erfolgt oft in flachen Rifflagen und die enormen Mengen an Futter und anfallende Exkremente schädigen das Riff. Durch die Schleppnetzfischerei wird Sediment aufgewirbelt, das die Poren der Korallen verstopft, und das Riff mechanisch schädigt. Oft betäuben Fischer die Fische mit Giften wie Cyanid, um lebenden Frischfisch oder Aquarienfische zu fangen. Natürlich bleiben die Riffe davon nicht verschont und sterben früher oder später ab.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Vor allem die steigende Temperatur der Meere bedroht die einmalige Vielfalt der Korallenriffe


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 107/4.2010
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2011