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MEER/029: Fremde Arten erobern das Mittelmeer (idw/Universität Göteborg)


Universität Göteborg - 23.05.2011

Invasion des Mittelmeers durch fremde Arten


Während der letzten Jahrzehnte waren über 900 neue, fremde Arten in den Küstengebieten des östlichen Mittelmeers anzutreffen, darunter auch der giftige Kugelfisch. Eine über vier Jahre an der Universität Göteborg durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, daß die Einwanderung der fremden Arten eine Veränderung der gesamten Nahrungskette nach sich gezogen hat, während zugleich das nötige Wissen fehlt, auf dessen Grundlage sich aussagekräftige Riskoeinschätzungen machen ließen.

"Das Mittelmeer ist das Meer mit der stärksten Zuwanderung weltweit, aber unser Wissen über den Einfluß fremder Arten auf die Ökosysteme ist beschränkt, weil uns grundlegende Kenntnisse über die Tier- und Pflanzengemeinschaften an der Küste fehlen. Wenn sie sich erst einmal festgesetzt haben, ist es fast unmöglich, eingewanderte Arten wieder zu eliminieren", erklärt Stefan Kalogirou vom Institut für Meeresökologie an der Universität Göteborg.

Als der Suezkanal im Jahr 1869 fertiggestellt war, entstand mit ihm ein Korridor für den Vorstoß fremder Arten ins Mittelmeer, dessen Tier- und Pflanzengemeinschaften nun einen enormen Wandel durchmachen. Regelmäßige Berichte über fremde Arten in verschiedenen Küstenbereichen des östlichen Mittelmeers haben in den letzten Jahren die Sorge über mögliche Folgen für die einheimischen Arten und Ökosysteme geweckt.

Vier Jahre lang hat Kalogirou in Zusammenarbeit mit dem Griechischen Zentrum für Meeresforschung die Struktur und das Zusammenwirken von Fischgemeinschaften auf Seegraswiesen und auf Sandböden zweier Küstenabschnitte der Insel Rhodos im Südosten Griechenlands erforscht. Dabei erschlossen sich wichtige Erkenntnisse über die Invasionsbiologie beziehungsweise über die möglichen ökologischen Folgen invasiver Arten in der Nahrungskette.

"Die Ergebnisse weisen auf deutliche ökologische Folgen hin, wenn fremde Arten entweder dominieren, wie der Kugelfisch, oder ihrerseits von Fischen leben, wie der Barrakuda und der Kornettfisch. Es ist offensichtlich, daß die Nahrungskette gerade eine Umstrukturierung erfährt, aber der Mangel an früheren Studien ließ nur begrenzt Schlußfolgerungen zu."

Der giftige Kugelfisch ist eine der erst kürzlich eingewanderten, fremden Arten. Das Kugelfischtoxin Tetrodoxin bewirkt eine Muskellähmung, die zu Atemstillstand führen kann. Im schlimmsten Fall hat dies den Tod zur Folge. In den Küstenregionen, die Kalogirou erforscht hat, entwickelte sich der Kugelfisch zur dominanten Art, sowohl ökologische als auch soziale Folgen nach sich zog.

Das Bild zeigt einen (gar nicht kugeligen) Kugelfisch - lateinisch: Lagocephalus sceleratus - vor Unterwasserlandschaft mit Stopschild, das die Aufschrift 'Paßkontrolle' trägt - © Vangelis Pavlidis

Der giftige Kugelfisch (lateinisch: Lagocephalus sceleratus) ist eine der Arten, die in die Küstenregionen des östlichen Mittelmeers vorgedrungen sind.
© Vangelis Pavlidis

"Es gibt zwar anscheinend auf europäischer Ebene ein Bewußtsein dafür, wie schnell Arten sich in neuen Gebieten ausbreiten, aber es mangelt an grundlegendem Wissen über Überwachungsmethoden, spezifische Lebensweisen fremder Arten und über die Risikobewertung. "Der Einfluß invasiver Arten, bekannt als biologische Kontamination, ist ein Faktor, der bei der Umweltfolgenabschätzung mit einbezogen werden muß," kommentiert Kalogirou.

Die Doktorarbeit 'Alien Fish Species in the Eastern Mediterranean Sea: Invasion Biology in Coastal Ecosystems' (*) wurde erfolgreich verteidigt.


Kontakt:
Stefan Kalogirou
Telefon: 0030 697 07 22 196 (Griechenland)
stefan.kalogirou[at]marecol.gu.se

Weitere Informationen finden Sie unter
http://hdl.handle.net/2077/24869 - Thesis

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/de/image142861
Der giftige Kugelfisch (lateinisch: Lagocephalus sceleratus) ist eine der Arten,
die in die Küstenregionen des östlichen Mittelmeers vorgedrungen sind.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news424538

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1327


Anmerkungen der Redaktion Schattenblick:

(*) Fremde Fischspezies im östlichen Mittelmeer: Invasionsbiologie in Küstenökosystemen

Link zum englischen Originaltext: http://idw-online.de/de/news424538

Universität Göteborg
Postfach 100, SE-405 30 Göteborg
Tel.: 46(0)31 786 10 00
www.gu.se


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Göteborg, Helena Aaberg, 23.05.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
mit freundlicher Genehmigung der Universität Göteborg
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2011