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PROTEST/035: Island - Kein Walfleisch auf den Teller, Tierschützer fordern endgültigen Fangstopp (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Juni 2013

Island: Kein Walfleisch auf den Teller - Tierschützer fordern endgültigen Fangstopp

von Lowana Veal


Bild: © Lowana Veal/IPS

Getöteter Finnwal im Hafen von Reykjavik
Bild: © Lowana Veal/IPS

Reykjavik, 26. Juni (IPS) - Nach zweijähriger Unterbrechung macht Island wieder Jagd auf Wale. Naturschützer im In- und Ausland mobilisieren alle Kräfte, um die Tiere zu schützen.

Im Mai forderte ein Zusammenschluss aus den vier Umweltgruppen 'Animal Welfare Institute' (AWI), 'Environmental Investigation Agency' (EIA), 'Wale and Dolphin Conservation' (WDC) und 'Iruka & Kujira Action Network' (IKAN) den Tierfutterhersteller 'Michinoku Farms' in einer gemeinsamen Mitteilung auf, die Herstellung von Hundetrockenfutter einzustellen, das aus dem Fleisch von in Island gefangenen Walen besteht.

Anfang des Jahres hatte das japanische Unternehmen damit begonnen, für die Hunde-Leckerbissen auf seiner Website zu werben. Doch die Proteste der Tierschützer zeigten Wirkung. Firmenchef Takumo Konno kündigte rasch an, das Produkt aus dem Handel zu nehmen, obwohl die Herstellung in Japan legal sei. Man wolle aber nicht die Gefühle anderer verletzen.

Ein Bündnis aus US-Tierschutz- und Umweltgruppen, darunter auch AWI und EIA, appellierte ebenfalls im Mai an die Regierung von Präsident Barack Obama, im Zusammenhang mit dem Walfang Wirtschaftssanktionen gegen Island zu verhängen.

Auf Druck von 19 US-Nichtregierungsorganisationen hatte Obama im September 2011 gegen Ende der letzten Finnwal-Jagdsaison in Island beschlossen, diplomatische Sanktionen gegen den Staat zu verhängen. Die Umweltverbände bestehen nun auf einem schärferen Vorgehen. "Da entschieden worden ist, den Walfang in Island wiederaufzunehmen, ist es unserer Ansicht nach völlig klar, dass die diplomatischen Bemühungen ihr Ziel nicht erreicht haben", heißt es in einem Schreiben der Gruppen an die US-Ministerien für Äußeres, Handel und Inneres.


Kampagne brachte eine Million Unterschriften zusammen

Handelssanktionen gegen Island sind bisher nicht verhängt worden. Die global agierende Internet-Kampagnengruppe AVAAZ startete im letzten Mai eine Petition, um den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte mit einer Million Unterschriften dazu zu bewegen, Handelsschiffen, die isländisches Walfleisch nach Japan bringen, Zwischenstopps in Häfen der Niederlande zu verbieten.

Die Staatssekretärin für Wirtschaftsangelegenheiten, Sharon Dijksma, versprach daraufhin, mit der Hafenverwaltung in Rotterdam zusammenzuarbeiten, um den Transfer von Walfleisch zu stoppen. Sie sagte zudem zu, mit anderen europäischen Regierungen einen gemeinsamen Verhaltenskodex zu entwerfen.

Auch in Island selbst nimmt der Druck auf die Walfänger zu. Zwei Enkelinnen eines der Gründungsmitglieder des größten isländischen Walfangunternehmens 'Hvalur' bezogen öffentlich gegen den Walfang Stellung. Audur Kristin Arnadottir forderte auf der Jahresversammlung am 1. Juni, die Firma aufzuspalten. Die Walfang-Abteilung sei wegen der internationalen Restriktionen unrentabel. Ein anderer Anteilseigner empfahl sogar, das Unternehmen völlig zu zerschlagen. Obgleich keiner der Vorschläge angenommen wurde, war die Unzufriedenheit innerhalb des Konzerns unübersehbar.

Audurs Schwester Birna Bjork Arnadottir schrieb Anfang Juni in einem Kommentar in der Gratiszeitung 'Frettabladet', dass sie ursprünglich für den Walfang gewesen sei, inzwischen aber ihre Meinung geändert habe. Dass in Japan die Nachfrage nach Walfleisch sinkt, führt sie auf den Erfolg der Tierschutzkampagnen zurück.

Nach Angaben von IKAN hatte isländisches Walfleisch in Japan 2012 einen Marktanteil von 26 Prozent und wird zum Vorzugspreis angeboten. Hvalur-Eigentümer Kristjan Loftsson hatte zuvor das zweijährige Walfangmoratorium auf einen Wandel der japanischen Essgewohnheiten nach dem Erdbeben und Tsunami 2011 zurückgeführt.

Birna Arnadottir machte in ihrem Artikel darauf aufmerksam, dass Walfleisch aus der Fangsaison 2009/2010 noch immer in japanischen Kühlhäusern lagert. Die kommerzielle Jagd auf Finnwale war 2009 wiederaufgenommen worden.


Mehr Schutz für Minkwale

Auch Jäger von Minkwalen stoßen in Island mittlerweile auf Widerstand. An seinem letzten Tag im Amt im Mai erweiterte Industrieminister Steingrimur J. Sigfusson das Schutzgebiet in der Faxafloi-Bucht nahe Reykjavik, wo die Jagd auf Minkwale verboten ist. Damit haben die Jäger dieser Tiere etwa 80 Prozent ihrer Fanggebiete verloren und begeben sich nun auch in andere Gewässer.

Kürzlich präsentierte der 'International Fund for Animal Welfare' (IFAW) in der isländischen Hauptstadt im dritten Jahr seine Kampagne gegen die Jagd auf Minkwale. Wie Sigursteinn Masson von IFAW berichtete, hat sich die Zahl der Touristen, die in Island Walfleisch probieren, einer Untersuchung zufolge zwischen 2009 und 2012 von 40 Prozent auf 22 Prozent fast halbiert. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.awionline.org/
http://www.eia-international.org/
http://www.wdcs-de.org/
http://www.avaaz.org/de/
http://ika-net.jp/en/
http://www.ifaw.org/international
http://www.ipsnews.net/2013/06/greeting-whales-not-eating-them/

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IPS-Tagesdienst vom 26. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2013