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WALD/042: Bangladesch - Soldatinnen des Waldes, Frauen legen Holzfällern das Handwerk (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. August 2011

Bangladesch: Soldatinnen des Waldes - Frauen legen Holzfällern das Handwerk

Von Naimul Haq

Frauen vom Volk der Garo arbeiten als Forstaufseherinnen - Bild: © Naimul Haq

Frauen vom Volk der Garo arbeiten als Forstaufseherinnen
Bild: © Naimul Haq

Dhaka, 3. August (IPS) - Jasinta Nokrek und andere Frauen vom Volk der Garo in Bangladesch engagieren sich als Forstaufseherinnen für den Erhalt des dichten Modhupur-Waldes nordwestlich der Hauptstadt Dhaka. Ihre Aufgabe ist nicht einfach zu bewältigen: Sie sollen auch illegalen Holzfällern und Wilddieben das Handwerk legen.

Jasinta leitet eine der 15 Waldressourcen-Management-Gruppen, so genannte FRMGs, die den Urwald im Distrikt Tanhail schützen sollen. Ihr Einsatzgebiet umfasst insgesamt um die 182 Quadratkilometer. Die Mitglieder der Gruppen, die aus unterschiedlichen Dörfern im Umkreis kommen, treffen sich einmal im Monat zur Lagebesprechung. Die Initiative zur Gründung der FRMGs ging von mehreren bangladeschischen Nichtregierungsorganisationen aus.

Noch vor zwei Jahren lebten die Angehörigen der Garo-Ethnie in ständiger Angst vor bewaffneten Wilderern und korrupten Forstbeamten. Viele wurden misshandelt, andere ermordet. Die indigenen Waldbewohner waren derart eingeschüchtert, dass sie sich nicht gegen die Eindringlinge wehrten, die das kostbare Holz der Salbäume auf den Märkten in den Städten des Landes verkauften.


Ureinwohner verleumdet

Kriminelle Forstbeamte, die an dem illegalen Holzgeschäft mitverdienten, versuchten die Garo in Verruf zu bringen, indem sie ihnen vorwarfen, an dem illegalen Holzeinschlag beteiligt zu sein, und verwickelten sie in kostspielige Rechtsstreitigkeiten. Das indigene Volk, das vor allem vom Obst- und Gewürzanbau lebt, wurde in der Folge immer weiter von seinen Territorien verdrängt. Aus Sicht des Staates konnte es keine Rechtsansprüche auf die Waldgebiete anmelden.

Den Ureinwohnern kam jedoch eine Initiative zur Hilfe, die vor etwa anderthalb Jahren von der Vereinigung der bangladeschischen Umweltanwälte (BELA) ins Leben gerufen wurde. Nach monatelangen Verhandlungen mit den Behörden wurden die FRMGs und ihr Naturschutzanliegen anerkannt. "Unser Verhältnis zu den Forstbeamten war noch nie so gut wie heute", freut sich Jasinta. "Wir arbeiten umfassend beim Erhalt der Wälder zusammen."

Alle öffentlichen und privaten Forstprogramme müssen vorab von den indigenen Gemeinden genehmigt werden. So verhinderten die Garo unter anderem, dass elf Hektar Wald einem sogenannten 'Öko-Park' zugeschlagen wurden.

"Früher haben die Behörden mit uns nie über staatliche Projekte diskutiert", erklärt Ajoy Mree, der ein Forum für Ureinwohner im Modhupur-Wald leitet. Den Garo sei sogar das Recht abgesprochen worden, in dem Wald zu leben. Die Ethnie mit etwa 2,5 Millionen Mitgliedern ist im Nordosten in den hügeligen Grenzgebieten zwischen Bangladesch und Indien beheimatet.

Ihren Einfluss konnten die Ureinwohner weiter erhöhen, als 2006 ein Netzwerk aus Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie BELA, 'Neejakori', 'BLAST' und 'Action Aid' die Vereinigung für Landreformentwicklung gründeten, um den Garo zu helfen. Die Organisationen informierten die Mitglieder der Ethnie unter anderem über Forst- und Menschenrechte und nationale Strategien im Umgang mit indigenen Völkern.

Als einzige NGO hat BELA die Zusammenarbeit mit den Garo weiter fortgesetzt. Der Geschäftsführerin Syeda Rizwana Hasan zufolge sollten die Waldbewohner in den Umweltschutz involviert und über ihre eigenen Rechte informiert werden. BELA habe vor allem die Frauen stärker einbinden wollen, fügt BELA-Mitarbeiter Somnath Lahiri hinzu. Ein Grund dafür sei auch gewesen, dass viele Männer als vermeintliche illegale Holzfäller in Misskredit geraten seien.

Wie Jasinta führt auch die 51-jährige Sulekha Mrong einen Trupp von Forstaufseherinnen an. "Wir sind die Soldatinnen des Waldes", sagt sie stolz. "Unsere Kontrollen sind streng. Niemand kann hier mehr illegal Bäume fällen." Wie ihre Kollegin Archana Atiowara berichtet, sind die FRMGs im ständigen Kontakt mit den Forstbehörden und melden unverzüglich jeden Verstoß.

Ein jahrzehntelanger Raubbau hat dazu geführt, dass der Modhupur-Wald von rund 243 auf 182 Quadratkilometer geschrumpft ist. In ganz Bangladesch sind die Wälder auf dem Rückzug. Ihr Anteil ist von 16 auf sechs Prozent gesunken. Das südasiatische Land gehört mit 1.142 Einwohnern pro Quadratkilometer zu den am dichtesten bevölkerten Staaten der Erde. (Ende/IPS/ck/2011)



Links:
http://www.belabangla.org/
http://www.actionaid.org/bangladesh
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=56623

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2011