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WALD/085: Indonesien - Papierindustrie zerstört Sumatra-Wälder, Wildtiere bedroht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Februar 2012

Indonesien: Papierindustrie zerstört Sumatra-Wälder - Wildtiere in ihrer Existenz bedroht

von Charundi Panagoda


Washington, 22. Februar (IPS) - Auf der indonesischen Insel Sumatra gefährden die Aktivitäten der Holz- und Papierindustrie das Überleben der wildlebenden Tiere. Sie haben Naturschützern zufolge bereits die Elefanten- und Tigerpopulationen in der zentralen Provinz Riau an den Rand der Ausrottung getrieben.

Die Umweltorganisation WWF hat vor allem das in Indonesien ansässige Unternehmen 'Asia Pulp & Paper' (APP) als Hauptverantwortlichen für die Zerstörung der Wälder auf Sumatra ausgemacht. Zusammen mit der Konkurrenzfirma 'Asia Pacific Resources International Limited' (APRIL) hat APP damit begonnen, die Küstensumpfwälder zu lichten.

Nach Schätzungen des indonesischen Forstministeriums generiert der Waldschwund zusammen mit Torfzersetzung und Bränden insgesamt 1,2 Gigatonnen CO2 jährlich. Damit hat sich Indonesien zum weltweit drittgrößten Treibhausemittenten aufgeschwungen.


Papier und Zellulose für den US-Markt

APP-Produkte aus Holzfasern, die mit der Waldzerstörung auf Sumatra in Verbindung gebracht werden, überschwemmen als Toiletten-, Kopier- und Briefpapier sowie als Tüten und Verpackungen den US-Markt. In Nordamerika werden APP-Erzeugnisse von Zweigfirmen wie 'Solaris Paper', 'Mercury Paper' und 'Papermax' vertrieben.

Trotz aller Bedenken der Naturschützer nimmt APP für sich in Anspruch, auf soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu achten. Warnungen der indonesischen Gruppe 'Eyes on the Forest', APP betreibe den Kahlschlag im Senepis-Tigerschutzgebiet, wies die Firma als falsch zurück. Philip Rundle, Geschäftsführer von 'Oasis Brands', das die Papiertücher der APP-Marken 'Paseo' und 'Livi' vermarktet, versicherte in einem Schreiben, die Erzeugnisse würden aus Plantagenholz produziert und seien "zu 100 Prozent nachhaltig".

Andrea Johnson von der internationalen Umweltorganisation 'Environmental Investigation Agency' zufolge kann von Nachhaltigkeit bei der Herstellung der APP-Produkte keine Rede sein. Vielmehr versuche sich das indonesische Unternehmen von allen Vorwürfen "reinzuwaschen", indem es unter anderem vorgebe, Holz ausschließlich auf verödetem Land herzustellen.

Was APP als degradiertes Land bezeichne, sei ein Tigerhabitat, erklärte Linda Kramme, die Leiterin des WWF-Forstprogrammes. Auch die Äußerung von APP, seine Operationen auf einen kleinen Teil Indonesiens zu beschränken, wies sie zurück. Das sei ebenso unwahr wie die Behauptung, dass sich das letzte Ölleck im Golf von Mexiko nur auf einen kleinen Teil der USA ausgewirkt habe.


Umweltsünden aus der Ferne schwer nachweisbar

"Die wenigsten Verbraucher und Unternehmen in den USA können nach Indonesien reisen und sich vor Ort ein Bild vom ganzen Ausmaß der Zerstörung machen", meinte Kramme. "So können ihnen APP und Oasis weismachen, ökologisch nachhaltig zu agieren."

2001 hatte der WWF versucht, APP auf einen nachhaltigen Kurs einzuschwören. Später brach er die Kontakte zu dem Unternehmen ab, nachdem es ein Versprechen gebrochen hatte, auf die Verarbeitung natürlicher Holzfasern zu verzichten.

Auch aufgrund der komplexen Vertriebsketten ist es schwierig, den Waldzerstörern beizukommen. "APP greift zunehmend auf Zweigfirmen zurück und öffnet unter anderen Namen Papiermühlen in Ländern wie den USA und Kanada", berichtete Andrea Johnson. "Damit wird es fast unmöglich, Spuren zurückzuverfolgen." (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.worldwildlife.org/sites/tigers/WWFBinaryitem26744.pdf
http://www.oasisbrands.com/oasisbrands/media/OasisBrands/Documents/Responsible-SourcingA-Message-from-Our-CEO-10-2011_FINAL.pdf
http://www.asiapulppaper.com/portal/APP_Portal.nsf/Web-MenuPage/E6D22C91BD99D36747257966000B756D/$FILE/111213%20APP%20Senepsis%20Tiger%20Sanctuary%20Report%20Final.pdf
http://www.aphis.usda.gov/plant_health/lacey_act/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106823

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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2012