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WIRTSCHAFT/021: Guyana - Klimafreundlicher Umbau der Volkswirtschaft zahlt sich aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Januar 2013

Guyana: Klimafreundlicher Umbau der Volkswirtschaft zahlt sich aus

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Fast 80 Prozent von Guyanas Wäldern sind bisher unangetastet
Bild: © Desmond Brown/IPS

Roseau, Dominica, 3. Januar (IPS) - Die karibischen Inselstaaten müssen den Umgang mit ihren natürlichen Ressourcen neu überdenken. Tun sie dies nicht, könnte ihnen der Klimawandel den Untergang bringen. Mit dieser Warnung hat Atherton Martin aufgewartet, ein ehemaliger Landwirtschaftsminister der Inselrepublik Dominica in den Kleinen Antillen, und das kleine Land Guyana als leuchtendes Vorbild angepriesen.

Der Niedergang werde in Etappen erfolgen, so Martin. "Erst gehen die natürlichen Ressourcen zugrunde, dann die Wirtschaft". Der Klimawandel sei als Hinweis für die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels zu verstehen. Die Staaten sollten ähnlich wie Guyana endlich präventiv handeln statt nur zu reagieren.

Auf seinem Weg, eine klimafreundliche Volkswirtschaft zu werden, hat der südamerikanische Staat bereits 70 Millionen US-Dollar in Form von Kohlendioxid-Zertifikaten erhalten, indem er zehn Prozent seiner kostbaren Wälder unter Schutz gestellt hat. "Im kommenden Jahr sollen 250 Millionen US-Dollar hinzukommen - und das allein dank eines Abkommens mit der norwegischen Regierung", sagte der ehemalige Minister.

Alte Wälder mit reichen Ökosystemen können große Mengen an Kohlendioxid binden. Daher ist ihr Erhalt wichtig, um den Klimawandel zu verlangsamen. Als Anreiz dafür, Wälder nicht abzuholzen, haben die UN-Mitgliedstaaten den Klimamechanismus REDD+ gegründet. Guyanas REDD+-Investment-Fonds namens GRIF wurde im Oktober 2010 eingerichtet. Die Zusammenarbeit zwischen dem südamerikanischen Land und Norwegen ist die zweitgrößte REDD-Partnerschaft weltweit.

80 Prozent der Wälder Guyanas sind noch intakt. Einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Studie zufolge könnte der Staat pro Jahr 580 Millionen US-Dollar verdienen, indem er die Bäume abholzen ließe. Andererseits, so die Studie, sind die Wälder unangetastet rund 40 Milliarden Dollar als Kohlenstoffspeicher und -senke wert. Mindestens 8.000 Pflanzen- und Tierarten sind in den Wäldern Guyanas zu Hause. Das macht die Region zu einer der artenreichsten der Welt.

Atherton Martin fordert mehr solcher Partnerschaften. In Zusammenarbeit mit der Weltbank, der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) oder Unterorganisationen der Vereinten Nationen könnten die karibischen Länder aus ihrem Klimaschutz Kapital schlagen. Sie könnten ihre natürlichen Ressourcen danach bewerten, wie viel Kohlenstoff sie speichern können. Das wiederum könnten sie in harte Währung umtauschen - "genauso wie Guyana das tut."


Alle Register ziehen

Auch für Bernard Wiltshire von der Waitkbuli-Umweltstiftung in Dominica ist ein Umdenken notwendig: "Wir müssen neue Industriezweige entwickeln." Als Beispiel nennt er den Ökotourismus. "Es heißt immer, dass alleine Sonne, Sand und Meer notwendig sind, um Touristen anzulocken. Aber dabei wird unterschätzt, dass die Menschen auch wegen der Natur und Kultur eines Landes kommen. Auch Abenteuer- und Wellness-Tourismus werden vergessen."

Als gelungenes Beispiel nannte er Südostasien. Der Dschungel von Burma gelte als neuer Hotspot in der Tourismusindustrie. "Dominica hat seinen eigenen Dschungel direkt vor der Haustür." Damit könne die Inselrepublik tausende von Touristen anlocken, die Dschungelabenteuer suchen.

Martin bedauert, dass die Inselstaaten mit ihren vielen Möglichkeiten so wenige finanzielle Ressourcen haben, um ihre Kapazitäten auszuschöpfen. Manche Länder haben einen jährlichen Haushalt von nicht einmal 600 Millionen US-Dollar. Wenn man allein die Hälfte dessen oder sogar mehr dadurch gewinnen könnte, indem man die Arbeit, die die Natur von sich aus leistet, in harte Währung umtauscht, dann ist man vollkommen unabhängig." Er fügt hinzu: "Das ist eine Chance für uns - endlich gibt es mal etwas, wovon auch die kleinen Inselstaaten profitieren können." (Ende/IPS/jt/2013)


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http://www.ipsnews.net/2012/12/guyana-hits-paydirt-on-low-carbon-development-path/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2013