Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


WIRTSCHAFT/080: Fusion von Syngenta mit ChemChina? (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 01. November 2016 / Landwirtschaft & Gentechnik

Fusion von Syngenta mit ChemChina?


Bis zum 15. März 2017 hat die Europäische Kommission Zeit zu prüfen, ob die geplante Übernahme des Saatgut- und Pflanzenschutzmittelunternehmens Syngenta durch das chinesische Unternehmen ChemChina der EU-Fusionskontrollverordnung entspricht.

Dabei geht die EU-Behörde der Frage nach, ob mit dieser Übernahme Wettbewerbsprobleme im Markt für Pestizide, Insektizide, Fungizide, Herbizide und Co. verbunden sind. Betroffen ist der Anbau wichtiger in Europa wachsenden Feldfrüchte wie Getreide, Baumwolle, Mais, Obst und Gemüse, Raps, Soja, Zuckerrüben und Sonnenblumen. Der Zusammenschluss könnte auch die Belieferung mit Wirkstoffen oder chemischen Ausgangsstoffen anderer Hersteller beeinflussen. Bereits jetzt sei der Markt sehr konzentriert. ChemChina kontrolliert schon Adama Agricultural Solutions, den größten Anbieter generischer Pflanzenschutzmittel in Europa.

Am 23. September - kurz nachdem das deutsche Chemieunternehmen Bayer die US-amerikanische Saatgutfirma Monsanto für 66 Milliarden US-Dollar aufgekauft hat (EU-News 22.09.2016 [1]) - ist das Fusionsvorhaben von ChemChina mit Syngenta der EU-Kommission zur Genehmigung angemeldet worden. Nun hat die EU-Kommission eine "anfängliche Untersuchung" (innerhalb von 25 Arbeitstagen nach Anmeldung) abgeschlossen und ein "eingehendes Prüfverfahren" eingeleitet. In 90 Tagen muss sie einen Beschluss erlassen, bis dahin arbeitet sie wegen der weltweiten Tätigkeiten der Konzerne mit anderen Wettbewerbsbehörden in den USA, Brasilien und Kanada zusammen.

Die EU-Kommission hat "vorläufige Bedenken" geäußert, die aber "dem Ergebnis der Untersuchung nicht vorgreifen" sollen. So schreibt sie:

  • "Die beteiligten Unternehmen haben auf vielen dieser Märkte [der wichtigen Feldanbaufrüchte in Europa] vergleichsweise hohe gemeinsame Marktanteile, und zumindest einige der Produkte der beteiligten Unternehmen könnten mit denen des Zusammenschlusspartners in direktem Wettbewerb stehen.
  • Als Generikahersteller könnte Adama auf vielen dieser Märkte in engem Wettbewerb mit Syngenta stehen.
  • Für ein Unternehmen, dessen Schwerpunkt auf generischen Pflanzenschutzmitteln liegt, hat Adama eine breite Produktpalette, eine große geografische Abdeckung und einen guten Zugang zur nachgelagerten Vertriebskette."

Bisher ist die EU nicht damit aufgefallen, Konzernfusionen größere Steine in den Weg zu legen. Derzeit laufen vier weitere Prüfverfahren, darunter Dow und DuPont und die Übernahme von Cemex Croatia durch HeidelbergCement und Schwenk. [jg]



Pressemitteilung der EU-Kommission
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-3579_de.htm

[1] http://www.eu-koordination.de/umweltnews/news/landwirtschaft-gentechnik/3899-mega-agrarkonzern-zum-schaden-der-landwirtschaft

*

Quelle:
EU-News, 02.11.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang