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FORSCHUNG/613: Hochwasser könnten noch größere Schäden verursachen als gedacht (PIK)


Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - 19. Juli 2016

Klimawandel: Hochwasser könnten noch größere Schäden verursachen als gedacht


Schäden durch Hochwasser nehmen in Deutschland mit dem Klimawandel voraussichtlich zu, wie eine neue Studie zeigt. In der Vergangenheit haben Überschwemmungen an der Elbe und ähnliche Extremereignisse bereits gezeigt, welche verheerenden Schäden entstehen können, wenn in Verbindung mit bestimmten Wetterlagen heftiger und lang anhaltender Regen nicht mehr vom Boden aufgenommen werden kann und die Pegel der Flüsse ansteigen. Ohne entsprechende Anpassungsmaßnahmen könnten sich in Deutschland die jährlichen Schadenskosten von derzeit etwa 500 Millionen Euro künftig vervielfachen, zeigt die umfassende Analyse der Fachleute im Journal Natural Hazards and Earth System Sciences.

"Hochwasser wie das Juni-Hochwasser 2013 sind zwar seltene Ereignisse, sie haben jedoch große Folgen für Mensch und Umwelt und verursachen immense finanzielle Schäden", erklärt Leitautor Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Eine Abschätzung dieser Schäden ist deshalb nicht nur wichtig für Kommunen vor Ort, sondern etwa für Versicherer. Aufbauend auf einer früheren Studie im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV) haben die Wissenschaftler nun erneut einen Blick auf das Ausmaß möglicher Flutschäden geworfen und ihre ursprünglichen Ergebnisse mithilfe noch breiter aufgestellter Computersimulationen bestätigt. Doch nicht nur das: "Unsere jetzt noch viel aufwendigere Analyse illustriert nicht nur erneut, dass wir künftig wohl mit einer Zunahme der Schäden durch Hochwasser rechnen müssen - die Schadenskosten könnten sogar noch deutlich höher liegen als ursprünglich gedacht", so Hattermann.

Rhein, Donau, Elbe, Weser und Ems: 5473 Flussabschnitte

"Wir haben für die fünf größten Flüsse Deutschlands in 35 verschiedenen Projektionen untersucht, wie sich der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts auswirken könnte, und dabei insgesamt 5473 Flussabschnitte von Rhein, Donau, Elbe, Weser und Ems berücksichtig", sagt Hattermann. Diese Veränderungen wurden dann sozusagen "übersetzt" in Flutrisiko und Schadenspotenzial. "Bemerkenswert ist, dass trotz der großen Unsicherheit, die mit jeder Szenarienanalyse verbunden ist, alle neueren Szenarien einen Anstieg der Schäden projizieren. Um so wichtiger ist es, sich konsequent an das sich ändernde Klima anzupassen. Und gerade bei Hochwasser gibt es dazu viele Möglichkeiten", so der Ko-Autor Olaf Burghoff, Leiter Sachstatistik und Naturgefahrenmodellierung beim GDV.

"Forschung ist nie ein einzelner abgeschlossener Vorgang, sondern ein Prozess. Als Wissenschaftler stellen wir unsere Arbeit deshalb kontinuierlich selbst auf die Probe, mit dem Ziel noch robustere Ergebnisse zu erzielen", sagt Ko-Autor Peter Hoffmann vom PIK. Hier war der zweite Blick gleich zweifach interessant, denn die Bestätigung der Ergebnisse zeigt auch, dass die ersten Abschätzungen noch zu konservativ waren." Berücksichtigt für das Schadenspotenzial wurden auch in dieser Studie jedoch nur Eigenheime und kleine Betriebe, nicht aber Großbetriebe oder etwa Kraftwerke, die fast immer in Flussnähe angesiedelt sind. In der Realität liegen die Schadenskosten deshalb meist noch höher.


Artikel:
Hattermann, F.F.; Huang, S.; Burghoff, O.; Hoffmann, P.; Kundzewicz, Z. (2016): Brief Communication: An update of the article "Modelling flood damages under climate change conditions - a case study for Germany". Nat. Hazards Earth Syst. Sci. [DOI:10.5194/nhess-16-1617-2016]

Weblink zum Artikel:
http://www.nat-hazards-earth-syst-sci.net/16/1617/2016/

Link zur vorherigen Studie im Auftrag des GDV:
Hattermann, F.F.; Huang, S.; Burghoff, O.; Willems, W.; Österle, H.; Büchener, M.; Kundzewicz, Z. (2014): Modelling flood damage under climate change conditions - a case study for Germany. Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 14, 3151-3168. [DOI:10.5194/nhess-14-3151-2014]
http://www.nat-hazards-earth-syst-sci.net/14/3151/2014/

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Quelle:
PIK-Pressemitteilung, 19.07.2016
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2016

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