Universität Augsburg - 05.08.2019
Verlangsamt der Amazonas-Regenwald den vom Menschen verursachten Klimawandel?
Simulationen, die Effekte des Pflanzennährstoffs Phosphor mit einbeziehen, stellen dies in Frage
Auf eine sehr wichtige Rückkopplung zwischen Amazonas-Regenwald und dem Klimasystem, die möglicherweise den Klimawandel beschleunigt, ohne das sie bereits von aktuellen Klimamodellen berücksichtigt würde, weist eine soeben in Nature Geoscience veröffentlichte Studie hin. Zu dem von Dr. Katrin Fleischer (TU München) geleiteten 27-köpfigen Autorenteam zählt auch Dr. Daniel Goll vom Institut für Geographie der Universität Augsburg.
AmazonFACE-Experiment in einem artenreichen Regenwald in Brasilien.
Foto: © AmazonFACE
Aktuelle Klimaprojektionen gehen davon aus, dass der Amazonas-Regenwald der Atmosphäre große Mengen an Kohlendioxid entzieht und diese in Biomasse speichert, wodurch der vom Menschen verursachte Klimawandel gedämpft wird. In den für diese Projektionen genutzten Klimamodellen wird angenommen, dass eine erhöhte Kohlendioxidkonzentration sich positiv auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Ein solcher sogenannter Duengeeffekt konnte in gemäßigten Wäldern nachgewiesen werden, ob er auch in tropischen Wäldern tatsächlich existiert, ist allerdings nicht klar.
Um herauszufinden, wie die tropische Vegetation auf erhöhtes
Kohlendioxid reagiert, ist ein Experiment im Ökosystemmaßstab
erforderlich. Derzeit wird ein solches Experiment, das erste seiner
Art, in Brasilien errichtet
(AmazonFACE: https://amazonface.inpa.gov.br/).
Da Ökosysteme jedoch nur sehr langsam reagieren, wird es viele Jahre
dauern, bis das Ergebnis vorliegen wird.
In der nun veröffentlichten Studie wurde ein Ensemble modernster Ökosystemmodelle verwendet, um dieses Experiment vorab zu simulieren. Die Ergebnisse dieser Simulation deuten darauf hin, dass die üblicherweise geringe Verfügbarkeit des Pflanzennährstoffs Phosphor im Amazonasgebiet zu einer deutlich geringere Reaktion der tropischen Vegetation auf erhöhtes Kohlendioxid führen kann, als derzeit angenommen wird.
Dieser Befund muss noch durch das reale Experiment bestätigt werden, aber er zeigt, dass aktuelle Klimamodelle, die Phosphoreffekte auf das Pflanzenwachstum nicht berücksichtigen, die Kohlendioxidentfernung durch tropische Wälder wahrscheinlich überschätzen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass der Amazonas-Wald noch stärker vom Klimawandel bedroht sein könnte, als derzeit angenommen wird.
Originalpublikation:
Katrin Fleischer et. al., Amazon forest response to CO2 fertilization
dependent on plant phosphorus acquisition, Nature Geoscience, 05
August 2019,
http://www.nature.com/articles/s41561-019-0404-9,
DOI 10.1038/s41561-019-0404-9
Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news720186
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg - 05.08.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2019
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang