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BIENEN/091: Wissenschaftler schlagen Alarm - Honigbienen verhungern mitten im Sommer (Honighäuschen)


Imkerei Honighäuschen

Newsletter - Neuigkeiten aus der Imkerei - 09.08.2009

Imker und Wissenschaftler schlagen erneut Alarm: Honigbienen verhungern mitten im Sommer. Die Landschaft ernährt ihre Insekten nicht mehr.


Guten Tag,

landauf, landab füllen sich derzeit die Zeitungen mit Meldungen über eine Wespenplage sondergleichen. Natürlich ist die Wespe ein beliebter Lückenbüßer, der das mediale Sommerloch mit schöner Regelmäßigkeit auffüllt. Aber auch in der Imkerei Honighäuschen kommen viele Anfragen wegen störender Wespennester an und teilweise rutscht dann auch ein Imker in die Rolle des Schädlingersbekämpfers. Es sind tatsächlich sehr viel mehr Anrufe als beispielsweise letztes Jahr - bis jetzt schon doppelt so viel wie im gesamten letzten Sommer 2008. Ein nicht zu vernachlässigender Grund für das Verhalten der Wespen auf Terrassen und in Biergärten, öffentlichen Anlagen und Cafés ist ein ganz natürlicher, der auch einen Menschen aggressiv werden läßt:

Die Wespen hungern, denn natürliche Nahrungsquellen für blütenbesuchenden Insekten im Sommer werden immer weniger! Das ist eine Folge der auf Monokulturen, Massenproduktion und artenarmen Strukturen ausgerichteten Landwirtschaftspolitik des Deutschen Bauernverbandes, dessen Repräsentant Udo Folgart unverständlicherweise im sogenannten Kompetenzteam von Kanzlerkandidat Steinmeier gelandet ist. Seine Berufung stößt vielerorts auf Unverständnis, so bei Umweltverbänden wie auch bei Imkern. Etwas überspitzt formuliert, kann man für künftige Wespenplagen also auch diese Art Landwirtschaftspolitik der SPD (CDU und FDP inbegriffen) mitverantwortlich machen. Imker finden für ihre Bienen ein tolles Nahrungsangebot im Frühling und Frühsommer vor, in erster Linie Raps, Raps und nochmal Raps - mehr als 1,6 Millionen ha. Um diese Fläche optimal zu bestäuben, braucht es übrigens etwa 7 Millionen Bienenvölker, zur Zeit summen in Deutschland etwa 800.000 Bienenvölker herum.

Nach dem Raps und der Obstblüte sowie größeren Angeboten aus dem Wald wie Robinien und Edelkastanien oder der Tannentracht ist vielerorts Schluß. In den Städten ist es etwas besser, da Gartenanlagen noch ein bißchen Nahrung liefern. Aber auch meine Bienenvölker erhalten seit Mitte Juli schon ihr Winterfutter, da sie ansonsten verhungern würden. Theoretisch hätten sie noch drei Monate Zeit, in denen sie zu Sammelflügen starten könnten - aber was sollen sie sammeln?


Ohne Imker würden die Bienen aussterben!

Die Bienen haben in den Imkern aber wenigstens noch eine Lobby, Schmetterlinge, Wespen und andere Blütenbesucher haben diese Lobby nicht.


Imker und Wissenschaftler schlagen erneut Alarm: Honigbienen verhungern mitten im Sommer.
Die Landschaft ernährt ihre Insekten nicht mehr

Küpfendorf-Steinheim, Darmstadt, Rosenfeld, 05. Aug. 2009

"Die Honigbienen in Deutschland leiden mitten im Sommer an Futtermangel und würden verhungern, wenn sie nicht vom Imker mit Zuckerwasser am Leben erhalten würden. Der Futtermangel in der Natur ist dramatisch" erklärt Imkermeister Günter Friedmann, Sprecher der biodynamischen Demeter Imker, Träger des Förderpreises Ökologischer Landbau und Mitbegründer des Netzwerks Blühende Landschaft. Beobachtungen an seinen eigenen Bienenvölkern und beunruhigende Meldungen von Imkerkollegen aus ganz Deutschland, veranlassen ihn, jetzt einen Alarmruf zu starten. "Wenn nicht rasch ein Umdenken und ein neues Handeln in der Landwirtschaft erfolgt, werden wir stumme Sommer erleben - und sehen, dass die Bienen für die Bestäubung und damit auch für die Ernten unersetzlich sind".

Friedmann ist seit 30 Jahren Berufsimker, aber "mit einer solchen Situation wurde ich noch nie konfrontiert" betont er, "obwohl sich diese Entwicklung eigentlich seit mehreren Jahren anbahnt und auch zu den Bienenverlusten der letzten Jahre beigetragen hat". Nach der Rapsblüte, Mitte bis Ende Mai, beginnt für die Bienen in vielen Regionen Deutschlands eine Zeit des Mangels und oft auch des Hungerns. Gerade in den Jahren, in denen es aus dem Wald keinen Honig zu gewinnen gibt, wird deutlich, dass auf den Feldern und Wiesen mittlerweile zu wenig blüht, um den Insekten ausreichend Nahrung zu bieten.

Verantwortlich für diesen Zustand ist nach Ansicht von Friedmann die sich immer weiter beschleunigende Intensivierung der Landwirtschaft. Insbesondere der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und die Gewinnung von Biogas wirken sich besondes dramatisch aus. In vielen Regionen dominiere zudem der Maisanbau und die Wiesen werden zur Gewinnung von Silage jeweils vor der Blüte so oft gemäht, dass dort für blütenbesuchende Insekten nichts mehr zu holen ist. Viel schlechter als den Honigbienen geht es Wildbienen und Schmetterlingen, deren Lobby zu klein sei. Direkt abhängig von den Insekten ist die Vogelwelt, die seit langem starke Rückgänge der Bestände verzeichnet. Imker Friedmann befürchtet für die Zukunft "stumme Sommer".

Bestärkt wird er in dieser Ansicht von den Forschungen der Bienenwissenschaft. Professor Dr. Jürgen Tautz vom Biozentrum der Universität Würzburg bestÃñtigt, dass sich sowohl durch die fehlende Menge als auch durch die mangelnde Vielfalt des noch vorhandenen Blütenangebotes die Fitness der Völker der Honigbienen zum Teil drastisch verschlechtert hat und "ein zu geringes und zu einseitiges Blütenangebot zur Schwächung und im Extremfall zum Zusammenbruch der Bienenvölker führt".

Die Imker bringen Verständnis für die schwierige Situation der Landwirtschaft auf. Aber es sei "doch eine absurde Situation, dass z.B. die Bauern immer größere Mengen an Milch zu immer niedrigen Milchpreisen produzieren müssen, und dass dadurch unsere Bienen verhungern" so Friedmann. In dieser Situation ist die Politik gefordert, die steuernd eingreifen muss, damit die Entwicklung sowohl den Landwirten, als auch grundlegenden Bedürfnissen der Menschen und der Natur gerecht werden kann.

Demeter-Imkerei
Günter Friedman
89555 Küpfendorf-Steinheim
www.imkerei-friedmann.de
Demeter e.V.
64295 Darmstadt
www.demeter.de

Netzwerk Blühende Landschaft & Mellifera e.V.
72348 Rosenfeld
www.bluehende-landschaft.de
www.mellifera.de

Dateien: PM_Friedmann_Demeter_NBL_082009.pdf

http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=313&rid=t_16796&mid=46&aC=afb9806f&jumpurl=-1


Durch eine technische Umstellung funktionierten im letzten Newsletter einige Links nicht, die ich hier noch einmal anfüge:
Radio Interview zum Thema Wespen Teil I
(Link: http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=313&rid=t_16796&mid=46&aC=afb9806f&jumpurl=-3)
Radio Interview zum Thema Wespen Teil II (Link:
http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=313&rid=t_16796&mid=46&aC=afb9806f&jumpurl=-4)
Radio Interview zum Thema Wespen Teil III (Link:
http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=313&rid=t_16796&mid=46&aC=afb9806f&jumpurl=-5)

Weitere Artikel finden Sie im Pressespiegel
(Link: http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=313&rid=t_16796&mid=46&aC=afb9806f&jumpurl=-6 ).

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Maresch


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Quelle:
Honighäuschen-Newsletter vom 09.08.2009
Pressemitteilung der Demeter-Imkerei Günter Friedman vom 05.08.2009
Imkerei Honighäuschen
Estermannstraße 139, 53117 Bonn
Tel.: 0228/4220850, Fax: 0228/4220860
E-Mail: imkerei@t-online.de
Internet: www.honighaeuschen.eu


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2009