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BIENEN/182: Bienen selber halten - Ein Beitrag zum Erhalt der Vielfalt (PROVIEH)


PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 2/2014
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Bienen selber halten - Ein Beitrag zum Erhalt der Vielfalt

Von Christine Vogt



Die Honigbiene gehört zu den wichtigsten Bestäubern unserer Blütenpflanzen. Derzeit hat sie mit vielen Problemen zu kämpfen. Sie ist nicht nur gefährdet durch die blütenarme Agrarlandschaft, durch die Varroamilbe und den Einsatz von Insektiziden, sondern auch dadurch, dass es immer weniger Imker gibt, denn besonders sie kümmern sich um das Wohlergehen der Honigbiene. Dabei ist es gar nicht so schwer - mit etwas Aufwand und Übung - Bienen zu halten. Zum Lohn kann man eigenen Honig ernten und betreibt ein interessantes Hobby mit hohem Freizeitwert.


Voraussetzungen

Die Bienenhaltung unterliegt keinen verpflichtenden Voraussetzungen und erfordert keine Genehmigung. Allerdings muss die Haltung beim zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist empfehlenswert, günstige Tarife gibt es bei den Imkerverbänden. Außerdem empfiehlt es sich, vor der Anschaffung des ersten Bienenvolks an Einsteigerkursen oder sogenanntem Probe-Imkern teilzunehmen. Hierbei betreut man unter Anleitung eines Profis ein Jahr lang selbst ein Bienenvolk. Eine Bienenstichallergie sollte möglichst ausgeschlossen werden. Möchte man Honig verkaufen, benötigt man Räumlichkeiten zur Honigverarbeitung, die dem Lebensmittelgesetz entsprechen. Natürlich sollte man auch Freude an der Arbeit im Freien und mit den Bienen haben.


Ausstattung

Der Imker selbst braucht einen Anzug mit Schleier und Handschuhe. Als Bienenwohnung wird eine Beute (künstliche Nisthöhle) benötigt. Je nach Beutenwahl fällt die Ausstattung unterschiedlich aus. Eine herkömmliche Beute besteht aus drei bis vier Magazinen (Zargen), Deckel und Boden, Rähmchen und Mittelwänden, die die Bienen zu Waben ausbauen können sowie einem Absperrgitter.

Für die Arbeit am Bienenvolk werden einige Werkzeuge benötigt: Dazu gehören eine Wabenzange, ein Abkehrbesen, zum vorsichtigen Abkehren der Bienen von den Waben, ein Stockmeißel zum Lösen der Waben aus den Zargen sowie ein Gerät zur Raucherzeugung (Smoker), denn durch den Rauch wird die Stechbereitschaft der Bienen stark gesenkt. Für die Honigernte kommen noch Honigeimer, eine Honigschleuder, Entdeckelungsgabel und -geschirr, ein Honigsieb, ein Abfüllbehälter, Honiggläser und eine Waage hinzu.


Wo sollen die Bienen gehalten werden?

Bienen können nicht nur in großen Gärten auf dem Land gehalten werden. Seit einiger Zeit gibt es auch Imker, die ihre Bienen in der Stadt halten, zum Beispiel auf Dachterrassen (urban beekeeping). Wichtig ist nur, dass in der Nähe ein ausreichendes Pollen-, Nektar- und Wasserangebot vorhanden ist und dass sich Nachbarn nicht durch die Tiere gestört fühlen. Heutzutage sind Städte sogar besonders gut zur Honigbienenhaltung geeignet, da es dort zahlreiche Blütenpflanzen gibt und Insektizide oder Gentechnik nicht eingesetzt werden. Die Bienenbeute sollte wind- und regengeschützt an einem sonnig-warmen Standort aufgestellt werden.


Kosten

Die Kosten für die komplette Neuanschaffung eines Bienenvolks hängen stark von der Beutenwahl ab und davon, wie viele Völker man anschaffen möchte. Eine Bienenkiste von Mellifera e.V. kostet beispielsweise fertig 250 Euro und ist besonders geeignet für Anfänger und Menschen, die Honig für den Eigenbedarf ernten möchten. Sie ermöglicht eine wesensgerechte Haltung der Bienen, die mit vergleichsweise wenig Aufwand verbunden ist, da nur wenig in das Volk eingegriffen wird.


Was kann man tun, ohne Bienen zu halten?

Wer keine Honigbienen halten kann und trotzdem etwas tun möchte, kann Wildbienen und andere Insekten, deren Überleben ebenfalls zunehmend bedroht ist, auf unterschiedliche Weise fördern. So können sogenannte Insektenhotels oder Nisthilfen leicht selbst gebaut oder auch fertig gekauft werden. Dabei muss allerdings die Eignung des verwendeten Materials genau geprüft werden. Es muss aber kein komplettes Hotel sein, schon einzelne Bauelemente wie Ziegel und Hölzer mit Löchern oder Totholz können für Insekten eine große Hilfe sein. Eine weitere Möglichkeit ist die Anpflanzung von Bienenweiden. Egal ob im Garten, auf dem Balkon, oder in einem Kasten vor dem Fenster. Mit der Kampagne "Bee with me!" möchte PROVIEH auf das Bienensterben hinweisen und Lösungsansätze liefern. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage.

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Quelle:
PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 2/2014, Seite 38-39
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen
tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0, Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
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Schutzgebühr: 2 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2014