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CHEMIE/235: Protest gegen "Force" - Nur Fruchtfolge kann Maiswurzelbohrer bekämpfen (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 19. Februar 2009

Nervengift soll Bienensterben verhindern

BUND protestiert gegen Ausnahmegenehmigung von "Force" - Nur Fruchtfolge kann Maiswurzelbohrer wirkungsvoll bekämpfen


Stuttgart. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat gestern das Insektizid "Force 1.5 G" des Schweizer Chemieherstellers Syngenta zugelassen, um den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen. Das Mittel darf für 120 Tage in behördlich definierten Befallsgebieten in den Boden gebracht werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, protestiert gegen diese Ausnahmegenehmigung. Der Wirkstoff von "Force 1.5 G", Tefluthrin, ist ein breit wirksames Nervengift. Ein anderes Insektizid mit demselben Wirkstoff, das bei Futter- und Zuckerrüben zugelassen ist, gilt als "sehr giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben". Das BVL behauptet zwar, dass Honigbienen mit dem Mittel nicht in Kontakt kommen können, weil Maispflanzen den Wirkstoff nicht aufnehmen. "Davon ist man aber bei Clothianidin auch ausgegangen - bis das Insektenbekämpfungsmittel im Mai 2008 zahllose Bienenvölker vernichtete", warnt BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß. Das BVL hatte Clothianidin, das für das große Bienensterben verantwortlich ist, auch als 'nicht bienengefährdend aufgrund der Anwendung' eingestuft. "Jetzt erhält 'Force' den gleichen Stempel. Aber ein Großversuch mit einem breit wirksamen, nur mit Ausnahmegenehmigung zugelassenen neuen Insektizid ist das letzte, was Bienen, Imker, Natur und Verbraucher nun brauchen", betont Frieß: "Die Landesregierung muss endlich eine klare Entscheidung treffen: Weg vom Gift, hin zu Fruchtfolgen. Nach Mais muss eine andere Kultur angebaut werden - das ist die einzig zuverlässige und umweltverträgliche Methode, um den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen."

Die Fruchtfolge ist außerdem billiger als der Einsatz von Bodeninsektiziden. Dem BUND liegen Zahlen einer Studie der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (2004) vor, nach denen die Bekämpfung wie in einem typischen Befallsgebiet bei Lahr (bei einem Maisanteil von 60 Prozent, einer Befallszone von drei Kilometern und einer Sicherheitszone von acht Kilometern) mit einem Bodeninsektizid fast viermal so teuer ist wie die Bekämpfung mit Fruchtfolgen. Frieß: "Insektizide sind teuer, riskant und schädlich für Landwirtschaft und Verbraucher. Für 'Force' spricht nichts, alle Gründe sprechen für Fruchtfolgen. Jetzt muss die Landesregierung richtig reagieren und in den Befallsgebieten diese Methode vorschreiben."

Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier:
http://www.bund- bawue.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/
nervengift-soll-bienensterben-verhindern-bund-protestiert-gegen-
ausnahmegenehmigung-von- force/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=1921&cHash=eab251bf31


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Quelle:
Presseinformation, 19.02.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
Paulinenstraße 47, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711/620306-0, Fax: 0711/620306-77
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Internet: www.bund-bawue.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2009