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EUROPA/175: Biokraftstoffproduktion und indirekte Landnutzungsänderung (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 13.08.2009

Biokraftstoffproduktion und indirekte Landnutzungsänderung


Die EU-Mitgliedstaaten sind sich uneins darüber, ob sie die Auswirkungen von indirekten Landnutzungsänderungen (indirect land use change; ILUC) in die Berechnungen der Treibhausgasemissionen von Biokraftstoffen einfließen lassen sollen. Dies geht aus den Antworten der EU-Regierungen auf einen Zwischenbericht hervor, den die EU-Kommission Anfang August veröffentlicht hat.

Die europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie verlangt für die Biokraftstoffproduktion einzuhaltende Nachhaltigkeitskriterien. Sichergestellt werden soll unter anderem, dass mindestens 35 Prozent CO2-Emission im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen eingespart werden. Ab 2017 erhöht sich der Prozentsatz dann auf 50 und ab 2018 auf 60 Prozent. Es bestehen allerdings erhebliche Bedenken, dass die Biokraftstoffproduktion zu massiver Entwaldung führt und erhebliche Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit hat, da der Anbau der Energiepflanzen andere Landnutzungen verdrängt (indirekte Landnutzungsänderung). Daher soll die EU-Kommission 2010 einen Bericht erstellen, der die Auswirkungen der indirekten Landnutzungsänderung auf die Treibhausgasemissionen berechnet und nach Wegen sucht, diese zu minimieren. Für einen ILUC-Faktor bei der Berechnung der CO2-Einsparungen sind Großbritannien, Dänemark und die Niederlande. Dagegen haben sich vor allem Deutschland, Frankreich, Spanien und Polen ausgesprochen, die argumentieren, dass es an einem hinreichenden wissenschaftlichen Beweis für die ILUC-Auswirkungen fehle. Sie bevorzugen andere von der Kommission vorgeschlagene Maßnahmen wie beispielsweise die Anwendung internationaler Verträge zum Schutz sogenannter kohlenstoffreicher Gebiete wie beipielsweise tropische Regenwälder, die besonders viel CO2 speichern.

Im Anschluss an die öffentliche Konsultation, die bis Ende Juli ging, wird die EU-Kommission in diesem Jahr ein offizielles Konsultationsdokument veröffentlichen. Im März 2010 will sie den abschließenden Bericht dem EU-Parlament und Rat vorlegen. [mv]


Konsultationsseite [1] der EU-Kommission

Index: Klima, erneuerbare Energien

[1] http://ec.europa.eu/energy/renewables/consultations/2009_07_31_iluc_pre_consultation_en.htm


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 28/09, 13.08.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 13.08.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2009