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EUROPA/294: Milchquote ausgelaufen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 02. April 2015 / Landwirtschaft & Gentechnik

Milchquote ausgelaufen


Seit gestern gibt es keine EU-Milchquote mehr. Nun soll der Markt wieder die Milchproduktion regulieren. Umweltverbände fürchten Überproduktion und den Verlust von Wiesen und Weiden.

Die seit 1984 bestehende Milchquote sollte der Überproduktion entgegenwirken und das Einkommen der Produzenten und den Fortbestand der Betriebe sichern. Doch die Regelung hat laut dem polnischen Vorsitzenden des Landwirtschaftsausschusses des EU-Parlaments Czeslaw Siekierski (EVP) den Markt nicht vor signifikanten Änderungen des Preises, Einkommens oder der Produktion geschützt. Gleichzeitig sind in den vergangenen fünf Jahren die Milchexporte der EU um 95 Prozent angestiegen. Nach Ablauf der Quote sollen ProduzentInnen stärker vor allem nach Asien und Afrika exportieren können.

LandwirtInnen befürchten nun große Preisschwankungen. Doch auch nach Auslaufen der Quote erhalten sie weiter staatliche Unterstützung. Ein Maßnahmenbündel sieht zudem neben der privaten Lagerhaltung auch Instrumente zur Selbsthilfe wie einer speziellen Kartellfreistellung vor.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor negativen Auswirkungen auf Umwelt, Tierschutz und die ErzeugerInnen. "Die Milcherzeuger geraten unter zusätzlichen Preisdruck, das Höfesterben geht weiter und die Tierhaltung wird in immer größeren Ställen konzentriert. Der Wegfall der Milchquote wird den Leistungsdruck auf die Kühe weiter verstärken. Ein Großteil der Tiere wird bereits auf Hochleistung gezüchtet und erhält statt Weidefutter Mais und Importsoja. Dies trägt auch dazu bei, dass Wiesen umgepflügt und in Ackerland verwandelt werden. Die Folge ist der Verlust vieler seltener Tier- und Pflanzenarten.", sagte Jochen Dettmer, agrarpolitischer Sprecher des BUND.

Ein Drittel ihrer Futtermittel importierten deutsche Agrarbetriebe bereits aus Ländern wie Brasilien, Paraguay und Argentinien. Deren Hauptbestandteil ist gentechnisch verändertes Soja, dessen Anbau mit dem großflächigen Einsatz giftiger Pestizide und der Vernichtung wertvoller Naturräume einhergeht. Der BUND fordert deshalb flexible Mechanismen zur Steuerung der Milchmenge entsprechend der Marktlage, um die Menge dem Inlandskonsum anzupassen. Ansonsten drohe die Haltung von Milchkühen vollständig industrialisiert zu werden. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sollte aus diesem Grund eine tier- und umweltgerechte Milcherzeugung und die regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte in Deutschland stärken. [jb]


EU-Parlament
http://www.europarl.europa.eu/news/de/news-room/content/20150328STO38905/html/Ende-der-Milchquote

BUND
http://www.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/die-milchquote-laeuft-aus-es-drohen-milch-ueberproduktion-und-verlust-von-wiesen-und-weiden/

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Quelle:
EU-News, 02.04.2015
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2015

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