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MELDUNG/091: EU-Agrarreform entscheidend - Zukunft von Bayerns Feldvögeln auf dem Spiel (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 2. Oktober 2012

Die Zukunft von Bayerns Feldvögeln steht auf dem Spiel
LBV fordert Agrarpolitik zum Umsteuern auf - Positiv-Beispiel Wiesenweihe



Anlässlich der Debatte um die aktuelle Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) präsentiert Birdlife International, die europäische Partnerorganisation des Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), alarmierende wissenschaftliche Ergebnisse: Seit 1980 sind in Europa 300 Millionen Feldvögel verschwunden. Die EU-Agrarreform wird daher entscheidend bestimmen, wie die bayerische Agrarlandschaft ab 2014 aussehen wird, und ob Feldlerche, Rebhuhn und Co. eine Überlebenschance haben.

Hilpoltstein, 04.10.2012 - Die Ausgestaltung der neuen EU-Agrar-Förderperiode, an der die Politik momentan arbeitet, muss dringend ökologischer ausgerichtet werden. Es steht viel auf dem Spiel, denn die aktuelle Reform geht längst nicht weit genug, um den Rückgang der Feldvögel in Bayern und Europa zu stoppen. "Der Rückgang der Feldvögel ist überall in Europa zu verzeichnen, und auch in Bayern werden früher häufige Arten wie Kiebitz und Lerche immer seltener", betont Dr. Andreas von Lindeiner, Artenschutzreferent des LBV.

Dabei kann es so einfach sein: Das Beispiel der Wiesenweihe ist der beste Beweis. Der Greifvogel ist eine stark gefährdete Vogelart, die Getreideäckern brütet. Die Getreideernte erfolgt meist jedoch zu früh für die jungen Wiesenweihen im Nest - sie können zum Erntetermin noch nicht fliegen. So suchen die ehrenamtlichen Vogelschützer des LBV Jahr für Jahr in monatelanger, aufwändiger Arbeit jedes einzelne Wiesenweihen-Nest und schützen es zusammen mit den Landwirten vor den Erntemaschinen.

Dieses Jahr brüteten die Wiesenweihen in Bayern vermehrt in Blühflächen, deren Anlage jedoch nur bis 2011 vom Freistaat Bayern gefördert wurde. Diese bunt blühenden Flächen sind ein Eldorado für Wiesenweihen, da hier keine Ernte erfolgt, und so ist auch kein aufwendiger Schutz der Bruten notwendig. Und nicht nur Wiesenweihen finden zwischen den blühenden Pflanzen einen Rückzugsraum: auch Rebhühner, Feldhasen und unzählige Insektenarten tummeln sich hier. Wenn rundherum alle Getreideackerflächen geerntet sind, finden die Tiere in den wenigen Blühflächen wahre Oasen, die Deckung und Nahrung bieten.

Bei der Diskussion um die Ausgestaltung der EU-Agrarreform wird um jeden Prozentpunkt für die Anteile von so genannten "ökologischen Vorrangflächen" gefeilscht. Derzeit ist noch geplant, sieben Prozent der landwirtschaftlichen Flächen als solche für die Natur zu reservieren. Ob es dabei bleibt, ist jedoch ungewiss. Es gibt zudem zahlreiche Be-strebungen, diese "Greening"-Maßnahmen aufzuweichen. Eine eben veröffentlichte britische Studie belegt jedoch: je mehr Blüh- und Brachflächen in der Agrarlandschaft vorhanden sind, desto mehr Feldvögel, wie Lerchen, Hänflinge und Goldammern, kommen vor. Machen diese Flächen mehr als zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche aus, ist die Siedlungsdichte dieser Arten beträchtlich höher als bei einem Flächenanteil von unter drei Prozent.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass der bisher geplante Flächenanteil von sieben Prozent ökologischer Vorrangflächen für die neue EU-Förderperiode ab 2014 erhalten bleibt und dass diese Flächen auch tatsächlich ökologisch gestaltet werden. In Zeiten der Finanzkrise in Europa ist es ein Muss, dass wertvolle EU-Agrarsubventionen nicht zu einem weiteren Rückgang der Artenvielfalt in der Ackerlandschaft beitragen, sondern gezielt für den Schutz der Umwelt eingesetzt werden.

Weitere Infos unter:
http://www.lbv.de/fileadmin/www.lbv.de/Unsere_Arbeit/Themen_und_Kampagnen/Erneuerbare_Energien/Positionspapier_DRV_Agrarvogelschutz_12_11_11.pdf

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Quelle:
Presseinformation, 02.10.2012
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2012