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MELDUNG/096: Tränkewasserhygiene - Wasser ist nur so sauber wie die Leitungen (aid)


aid-Newsletter Nr. 50 vom 12. Dezember 2012

Tränkewasserhygiene

Wasser ist nur so sauber wie die Leitungen



(aid) - "Wir haben Stadtwasser im Stall", ist das Argument vieler Landwirte dafür, auf die Qualität des Tränkewassers zu vertrauen, das ihre Tiere saufen. Das kann in mehrerlei Hinsicht ein Trugschluss sein. Trinkwasser und gutes Tränkewasser sind nicht unbedingt dasselbe, erfuhren die etwa 150 Teilnehmer des Seminars "Tränkwasserhygiene - Bestandsgesundheit und Antibiotikaeinsatz" an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).

Zwischen Entnahmestelle und Tränke durchfließt das vom Versorger in Trinkwasserqualität sauber eingespeiste Wasser hofeigene Leitungssysteme. Rohrdurchmesser und -material, der Druck auf den Leitungen sowie die Bauart des Systems haben Auswirkungen darauf, wie viel Wasser bei den Tieren ankommt und vor allem wie sauber es ist. In den Rohrleitungen können sogenannte Biofilme entstehen: Bakterien, Algen, Pilze und andere Mikroorganismen dringen über Verschmutzungen vom Stall aus in das Leitungsnetz ein und lassen sich in einem schleimigen Substrat, das sie selber bilden, an den strömungsberuhigten Wänden der Rohre nieder. Teile dieser sehr widerstandsfähigen Lebensgemeinschaften mit all ihren Bewohnern landen als Schwebstoffe in dem Wasser, das die Tiere am Tränkepunkt entnehmen.

"Was ein bakteriologisch schlechtes Wasser eigentlich am Tier auslöst, wissen wir noch nicht", räumte Professor Marc Boelhauve, Fachhochschule Südwestfalen ein, doch "Tränkewasser ist eins von vielen Handlungsfeldern bezüglich der Hygiene in der praktischen Landwirtschaft."

Denn über Tränkesysteme werden auch Medikamente wie z. B. Impfungen oder Antibiotika verabreicht. Für die Tiere ist das eine sehr stressarme Behandlungsmethode. Aber die Mikroorganismen im Biofilm kommen auf diesem Weg mit den Wirkstoffen der Antibiotika in Kontakt, so dass ausgerechnet die resistenten Bakterien in den Tränkesystemen Überlebensvorteile haben. "Nur Leitungen mit geringen Keimgehalten, ohne Biofilm und Rückstände, können einen wirkungsvollen Einsatz von Antibiotika gewährleisten", war Boelhauves Fazit.

Maßnahmen zur Tränkewasserhygiene, wie beispielsweise das Spülen der Leitungen, sollten zur routinemäßigen Stallreinigung gehören, vor allem kurz bevor neue Tiere aufgestallt werden.

Regina Bartel, www.aid.de

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Quelle:
aid-Newsletter 50/12 vom 12.12.2012
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2012