Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und
Verbraucherschutz
Pressemitteilung - 06.10.2022
Bundesministerien legen gemeinsame Eckpunkte für eine Nationale Biomassestrategie vor
Die Bundesregierung schafft die Grundlage für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Wald-, Landwirt- und Abfallwirtschaft. Dazu legen das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium, das Bundeslandwirtschaftsministerium und das Bundesumweltministerium heute Eckpunkte vor, um in Deutschland eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung sicherzustellen, die sich konsequent an den Klima-, Umwelt- und Biodiversitäts-Zielen orientiert. Das nachhaltig verfügbare Biomassepotenzial, der Erhalt natürlicher Ökosysteme und das Food-First-Prinzip (Vorrang der Ernährungssicherheit) bilden dabei den Handlungsrahmen. Auf Basis dieser Eckpunkte soll die Strategie im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeitet und im kommenden Jahr verabschiedet werden. Damit setzt die Bundesregierung einen weiteren Auftrag aus dem Koalitionsvertrag um. Sie ist darauf ausgerichtet mittel- und langfristig Perspektiven für die Nutzung von Biomasse aufzuzeigen. Fragen der kurzfristigen Rolle der Bioenergie im Kontext der Energieversorgungssicherheit stehen nicht im Fokus der Strategie.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck:
"Biomasse - also zum Beispiel
Holz, Energiepflanzen oder organische Abfälle - ist eine sehr gefragte
und auch heimische Ressource. Auch wenn sie natürlichen Ursprungs ist
und ein erneuerbarer Rohstoff ist: ihr Einsatz ist nicht per se klima-
und umweltfreundlich. Biomasse ist auch nur begrenzt verfügbar. Also
brauchen wir Regeln für einen nachhaltigen Umgang. Die dafür nötigen
Leitplanken schaffen wir mit der Biomassestrategie. Sie soll
sicherstellen, dass Biomasse zukünftig nur noch in nachhaltig
verfügbaren Mengen, gezielter für den Klimaschutz und die
Transformation unserer Wirtschaft in Richtung Treibhausgasneutralität
eingesetzt wird. Damit schaffen wir langfristig verlässliche
Rahmenbedingungen für Investitionen, auch in ländlichen Räumen - immer
im Einklang mit dem Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. In
der EU liefern wir mit der Strategie zudem ein Beispiel, wie sich
europäische Klimaschutz- und Umweltziele am besten gemeinsam erreichen
lassen."
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir:
"In diesen Zeiten der
weitreichenden Folgen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf
die Ukraine für die weltweite Ernährungssicherheit und zunehmender
Konkurrenz um knappe Rohstoffe ist eine verantwortungsvolle und
vorausschauende Nutzung unserer natürlichen Ressourcen wichtiger denn
je. Die Getreide- und Ölsaatenerzeugung auf dem Acker, die Tierhaltung
und Grünlandnutzung, das Holz aus der Forstwirtschaft: all dies sind
elementare Produktionsbereiche der Biomassenutzung und ein zentrales
Standbein für unsere Land- und Forstwirtschaft und unsere ländlichen
Räume. Mit Blick auf weitere notwendige Anstrengungen zur Ernährungs-
und Energieversorgungssicherung und zum Schutz des Klimas und der
Biodiversität ist die Nationale Biomassestrategie ein wichtiges
Instrument, um nachhaltig erzeugte Biomasse gezielt und systemdienlich
nutzbar zu machen und ihre Potenziale zu sichern. Um diesen
Herausforderungen zu begegnen, ist eine sorgfältige Abwägung des
zukünftigen Einsatzes von begrenzt verfügbarer und nachhaltiger
Biomassepotenziale erforderlich, die durch klare politische
Leitprinzipien und konkrete Politikinstrumente unterstützt werden
soll."
Bundesumweltministerin Steffi Lemke:
"Die Klima- und
Biodiversitätskrise sind zwei Seiten derselben Medaille und lassen
sich nur gemeinsam lösen. Wir dürfen die Krisen nicht gegeneinander
ausspielen. Ziel der Nationalen Biomassestrategie ist daher zu
ermitteln, wie viel nachhaltig gewonnene und erzeugte Biomasse zur
Verfügung steht, und diese innerhalb der ökologischen Grenzen zu
nutzen. Um einen messbaren und nachhaltigen Beitrag zu Klima- und
Biodiversitätsschutz zu leisten, muss genau abgewogen werden, wofür
die knapp bemessene Ressource Biomasse verwendet werden soll. Wir
brauchen eine effiziente Kaskadennutzung: Hochwertige Stoffe müssen
nachhaltig genutzt werden, im Fall von Holz zum Beispiel für die
Herstellung von Baustoffen oder Möbeln. Gleichzeitig führt der Schutz
von Ökosystemen, die natürlicherweise CO2 speichern, zu einem
messbaren Beitrag für den Klimaschutz und zum Erhalt der
Biodiversität, das heißt es kann unter Umständen sinnvoll sein, Holz
im Wald zu belassen."
Agrar- und Forst-Biomasse wird in Deutschland bereits in vielen Bereichen eingesetzt - auch um Deutschlands Klimaziele zu erfüllen. Dazu zählen zum Beispiel Gülle für die Biogas- und damit Energieproduktion und Holz für die Baubranche. In Zukunft wird die Nachfrage nach Biomasse steigen. Zugleich ist das nachhaltig verfügbare Potenzial weltweit begrenzt. Umso wichtiger ist es, strategische Leitprinzipen für die nachhaltige Biomasseerzeugung und - nutzung aufzustellen, um mehr Anreize und Vorgaben für einen nachhaltigen Biomasseeinsatz zu setzen. Das wichtigste Leitprinzip ist die konsequente Kaskaden- und Mehrfachnutzung von Biomasse - also immer der stofflichen Nutzung Vorrang zu geben, die eine möglichst langfristige Kohlenstoffbindung ermöglicht, und erst am Ende der Kaskade solche Anwendungen in den Blick zu nehmen, für die effizientere Optionen zur Dekarbonisierung beziehungsweiseTreibhausgasvermeidung zur Verfügung stehen, zum Beispiel im Energie- und Kraftstoffbereich.
Mit der Strategie soll außerdem dem erhöhten Nutzungsdruck - etwa auf Naturschutzflächen- und der Konkurrenz um Flächen, etwa zur Lebensmittelerzeugung, begegnet werden. In diesem Sinne ist die Nationale Biomassestrategie auch Teil der notwendigen agrar-ökologischen Transformation. Auch die im novellierten Bundes-Klimaschutzgesetz verankerte Stärkung der Klimaschutzfunktion natürlicher Ökosysteme wie Wälder und Moore soll mit der Strategie erreicht werden.
In diesem Sinne ist die nationale Biomassestrategie auch Teil der notwendigen agrar-ökologischen Transformation. Auch die im novellierten Bundes-Klimaschutzgesetz verankerte Stärkung der Klimaschutzfunktion natürlicher Ökosysteme wie Wälder und Moore soll mit der Strategie erreicht werden.
06.10.2022 | Pressemitteilung Nr. 134/22 | Energieeffizienz
Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundeministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Naturschutz und Energie
https://www.bmuv.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/naturschutz-biologische-vielfalt/naturschutz-und-energie
*
Quelle:
BMUV-Pressemitteilung, 06.10.2022
https://www.bmuv.de/PM10288
Stresemannstraße 128-130, 10117 Berlin
Tel.: 030 18 305-0, Fax: 0228 99 305-3225
Redaktion:
Referat Öffentlichkeitsarbeit, Online-Kommunikation und Social Media
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 7. Oktober 2022
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