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AUEN/086: Bewässerungslandwirtschaft schädigt das Ebrodelta (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1032, vom 09. Febr. 2014, 33. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Bewässerungslandwirtschaft schädigt das Ebrodelta



Das Ebrodelta ist mit der Camargue und der Doñana eines der bedeutendsten Feuchtgebiete in Westeuropa. Es liegt südlich von Katalonien im Osten der Iberischen Halbinsel. Neben dem Nildelta ist es das zweitgrößte Delta im Mittelmeergebiet. Für die Erhaltung und guten ökologischer Zustand des Deltas braucht das Ebro (katalanisch: Ebre) einen genügend hohen Abfluss. Das natürliche Abflussregime hat in der Vergangenheit für eine ausreichende Zufuhr von Sedimenten und Nährstoffen in dem Delta gesorgt. Es konnte gezeigt werden, dass sich in Trockenzeiten mit niedrigem Abfluss der ökologische Zustand des Flusses und seines Deltas verschlechtert hat. Demgegenüber gab es in Zeiten mit einem erhöhten Abfluss eine ausgeglichene Zufuhr von Sedimenten und Nährstoffen ins Delta. Diese Dynamik hat die Stabilität des Ökosystems im Ebrodelta gewährleistet. Auch die Menschen, die im Deltagebiet von der Fischerei und Aquakultur leben, waren auf ein ausgeglichenes Abflussregime des Ebro angewiesen. Seit vielen Jahren gibt es aber ein Problem mit der Sedimentzufuhr: Die Stauseen, die ab dem 20. Jahrhundert gebaut wurden, haben nicht nur die Hochwasserdynamik des Flusses vermindert, sondern auch eine Reduzierung der Sedimentzufuhr bewirkt. Dies fördert wiederum die Rückbildung des Deltas. Die Erosion des Deltas durch die Strömung des Mittelmeeres führt zu Bodensenkungen und zur Versalzung des Deltas. Es ist bekannt, dass eine Versalzung des Ökosystems sowohl das Auftreten von invasiven Arten als auch das Verschwinden der einheimischen Arten fördert. Ein umweltgerechter Abfluss ist somit wirklich wichtig für den Zustand des Deltas - aber offenbar nicht so wichtig für den Nationalen Spanischen Wasserplan (PHN).

Im Nationalen Spanischen Wasserplan haben die spanische Regierung und der Wasserverband des Ebro (CHE) beschlossen, dass der Mindestabfluss für den letzten Abschnitt des Flusses 107 Kubikmeter pro Sekunde (80 m3/s im Sommer) betragen muss. Die wissenschaftliche Gemeinschaft, die Schutz-Plattform des Ebro (PDE), Naturschutzgruppen und die katalanische Regierung haben mit 227 m3/s eine rund doppelt so hohe Mindestabflussmenge vorgeschlagen. Den Mindestabfluss, den man im Nationalen Spanischen Wasserplan beschlossen hat, hat vermutlich wenig mit ökologischen Kriterien zu tun. Der festgelegte Mindest-abfluss hängt wohl eher mit der intensiven Bewässerungslandwirtschaft in den stromaufwärts gelegenen Regionen Navarra und Aragón zusammen.

Die Landwirte in Navarra und Aragón benötigen für die Bewässerung enorme Wassermengen. Die Entnahmen für die Bewässerungslandwirtschaft führen zu einer erheblichen Verringerung des Abflusses im Ebro. Viele fragen sich, nach welchen Kriterien die spanische Regierung den Mindestabfluss für den Ebro festgesetzt hat. Aber vielleicht könnte man die wahre Begründung mit dem folgenden Satz zusammenfassen: Brot für Heute, Hunger für Morgen - kritisiert unsere katalanische Mitarbeiterin. -esj-

(Mehr zum Ebro und zum Nationalen Wasserwirtschaftsplan in den BBU-WASSER-RUNDBRIEFEN Nr. 902/S.1-2, 779/4, 705/4, 658/4, 643/2-3, 619/4, 615/4, 607/2-4 - siehe auch Fußzeilen.)

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1032
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2014