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INITIATIVE/337: Jubiläum von Rettet den Regenwald - 25 Jahre für den Regenwald (Regenwald Report)


Regenwald Report Nr. 2/11 - www.regenwald.org

Jubiläum von Rettet den Regenwald

25 Jahre für den Regenwald


Rettet den Regenwald wird am 5. Juni 25 Jahre alt. Es ist uns zwar nicht gelungen, die Abholzung der Tropenwälder endgültig zu stoppen. Aber wir können auf Erfolge blicken und ziehen daraus die Kraft, um weiterhin für die Bewahrung unserer Naturschätze zu kämpfen. Jetzt brauchen wir noch einmal alle Energie, um uns zu empören und zu handeln. Damit der artenreichste Lebensraum unserer Erde erhalten bleibt.

Die gehen nicht wieder weg. Das war den Managern von Coca Cola in Hamburg klar. 30 Umweltschützer haben es sich in der Empfangshalle der Abfüllstation in Hamburg Stellingen bequem gemacht. Schlafsäcke ausgebreitet, Thermoskannen ausgepackt. Es ist der 27. Februar 1987 - die erste direkte Aktion für den Regenwald in Deutschland. Es geht um Plantagen, die Coca Cola rücksichtslos in den geschützten Wald von Belize holzen will, um Apfelsinen für Fanta & Co anzupflanzen. Wir, Umweltschützer von Robin Wood, Urgewald und Vegetarierbund, werden nicht wieder gehen, bevor Coca Cola nicht auch aus dem Wald verschwindet. Hektische Telefonate mit Amerika folgen, Coca Cola ist extrem beunruhigt. Außer den entschlossenen Umweltcampern hat die Firma auch noch den Fernsehfilmer Bernhard Grzimek am Hals, der die Aktion moralisch unterstützt. Das Ergebnis ist ein großer Triumph. Nach einigen Stunden gibt der Weltkonzern nach. Aus für die Plantage, voller Sieg für die Waldschützer.

Dies war die erste große Aktion unseres Vereins, zahlreiche sollten folgen - und viele hatten Erfolg. Die Macht von Konsumenten, Wählern und verantwortungsbewussten Bürgern kann Regenwälder retten. Davon war Reinhard Behrend überzeugt, als er vor 25 Jahren das Regenwälder Zentrum gründete.

Vorbild war das australische Rainforest Information Centre. "Die Australier haben Protestaktionen gemacht wie wir früher in Brokdorf. Sie haben sich an Bäume gekettet, den Bulldozern entgegengestellt, sich sogar bis zum Hals eingegraben." Die australischen Regenwälder stehen heute unter Schutz.

Den Anstoß zum Handeln gaben bedrohte Orang-Utans und Berggorillas. Reinhard Behrend bereiste Ende der 70er-Jahre Sumatra und den Kongo und sah damals die Katastrophe heraufziehen: Für unseren Bedarf an Möbeln und Sperrholz fielen Baumriesen, Tag für Tag. "Ich musste unbedingt etwas tun", sagt der Hamburger Soziologe.

"Nur wenige kämpfen wie so ihr. Wir unterstützen eure Entschlossenheit mit unserem Beitrag."
Rosario Sosa Parra, Vereiinigung für Tierrechte, Mexiko

Am Gründungstag im Juni 1986 erschien auch die erste Ausgabe des Regenwald Reports, damals noch als "Regenwälder Zeitung" - auf der Maschine getippt. Damals haben wir unter anderem berichtet, dass Palmöl-Plantagen in Ecuador den Regenwald im Amazonas vernichten und durch Tropenholzimporte die Urwälder in Afrika und Asien zerstört werden.

Von Anfang an war die wichtigste Aufgabe des neuen Vereins, internationale Netzwerke zu knüpfen, Informationen zu sammeln über die Regenwaldzerstörung und die Verantwortlichen öffentlich beim Namen zu nennen. Das sind weltweit Konzerne, Regierungen und Banken.

"Wir geben den Regenwald-Bewohnern in unserer konsumgesteuerten Welt eine Stimme", sagt Behrend. "Es sind schließlich deutsche Firmen und europäische Steuergelder, die den Regenwald kaputt machen. Dagegen hilft Bäumepflanzen allein leider nicht - sondern vor allem ein Aufschrei bei uns."

"Eure Aktionen haben Erfolg. Eure Arbeit ist extrem wichtig. Herzlichen Dank!"
Silvia González, Paraguay

In Deutschland hat die Kampagnenarbeit von Rettet den Regenwald zahlreiche Städte und Gemeinden zum Tropenholzverzicht bewegt. Durch unsere hartnäckigen Protestaktionen, an denen sich jeweils mehr als 15.000 Menschen beteiligen, geraten Konzerne wie Ikea, Henkel und die Lufthansa in Erklärungsnot, wie ihr angeblich nachhaltiges Palmöl gewonnen wird. Und inzwischen weiß wohl jeder Politiker, dass für unseren "Biokraftstoff" und unsere "Bioenergie" Regenwälder gerodet und Menschen von ihrem Land vertrieben werden und hungern.

"Rettet den Regenwald ist eine kleine, feine Organisation, die sich seit 25 Jahren den Abholzern des Regenwaldes entgegenstellt. Ihre Stärke: Sie arbeitet mit Partnern direkt vor Ort."
Inge Altemeier, Fernseh-Autorin

Der Druck auf unsere Volksvertreter ist offensichtlich noch nicht hoch genug. Deshalb brauchen wir weiterhin ihre Unterstützung.

"Tropische Regenwälder sind für mich der faszinierendste Lebensraum der Erde", sagt Reinhard Behrend. "Etwa 5,4 Millionen Quadratkilometer gibt es noch. Wir haben also keine Zeit zu verlieren."


Die Organisation: Klein, Vielseitig, Schlagkräftig, Präsent

Rettet den Regenwald-Mitarbeiter im Einsatz: Das Team ist vernetzt mit Partnern in 20 Ländern auf allen Kontinenten, verarbeitet und verbreitet Informationen über Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung. Wir organisieren Veranstaltungen und Infostände, diskutieren mit Politikern, überreichen Unterschriftenlisten. Wir halten Vorträge in Schulen, beantworten Fragen von Lesern, Unterstützern, Medienpartnern. Wir geben Radio- und TV-Interviews, betreiben Öffentlichkeitsarbeit. Und wir besuchen unsere Partner, um uns vor Ort ein Bild von ihrer Arbeit zu machen.

Die Partner im Regenwald: Mutig, Informativ, Konsequent

"Das Sammeln, Austauschen und Veröffentlichen von Informationen sind unsere stärksten Waffen", sagt Nordin von Save our Borneo. Weil die Menschen oft abgelegen und schwer erreichbar in den Wäldern leben, zum Teil nicht lesen und schreiben können. Deshalb haben Holz-, Palmöl- und Bergbaukonzerne so leichtes Spiel. Mit GPS, Videos und Fotos sammeln die Regenwald-Kämpfer Daten und Beweise von Abholzungen. Sie zeigen die Verbrechen an und informieren Politiker und Medien. Mit Broschüren, Filmen, Workshops klären sie die Bevölkerung auf.

Die größte Herausforderung: Erfolgreich beendet

In Ecuador ist es den Bauern und Umweltschützern bis heute gelungen, ihren Nebelwald im Intag vor Ausbeutung und Zerstörung zu bewahren. Mit viel Mut, Zusammenhalt und internationaler Unterstützung konnten die Menschen innerhalb von mehr als zehn Jahren zwei Mal eine geplante Kupfermine verhindern. Brennpunkt der Konflikte waren die mit Spenden von Rettet den Regenwald erworbenen Sperrgrundstücke. Die Menschen haben die 3.000 Hektar Gemeindewald mitten in der Bergbaukonzession erbittert verteidigt. Jahrelange Gewalt und kriminelle Machenschaften sind allesamt am Ende gescheitert. Die Bauern betreiben heute Ökotourismus und Ökokaffee-Anbau.

Das Magazin: Reportagen, Hintergründe, Aktionen

Der Regenwald Report erscheint 4- bis 5-mal im Jahr mit Berichten und Meldungen aus den Ländern unserer Partner sowie Informationen über Gesetze und Pläne der deutschen und EU-Politiker. Der Regenwald Report enthält auch Protestaktionen mit Unterschriften-Listen und Postkarten. Außerdem einen Shop mit Büchern, Videos, Broschüren, Aufklebern, T-Shirts zum Thema Regenwald. Die ersten Ausgaben erschienen unter dem Namen Regenwälder Zeitung.

Die Webseite: Aktionen und konkrete Hilfe

Mehr als 15.000 Unterstützer nehmen regelmäßig an einer Protestaktion teil.
Seit 1999 sind wir online, seitdem ist die Internetseite ständig gewachsen - und inzwischen fünfsprachig (deutsch, englisch, französisch, spanisch, portugiesisch).
Sie können dort an Protestaktionen teilnehmen, Spenden überweisen, Videos anschauen, die Ausgaben des Regenwald Reports herunterladen. Auch Unterschriften-Listen gibt es als Download. Sie finden aktuelle und Erfolgs-Meldungen, Fragen und Antworten zu Palmöl, Gold und Tropenholz. Außerdem: Veranstaltungstermine und Online-Shop.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Unser Mitarbeiter Klaus Schenck hilft den Awá-Indianern in Ecuador, ihren Regenwald zu schützen
- Was vom Regenwald übrig blieb: Reinhard Behrend prüft in Kamerun, woher das zertifizierte Holz kommt
- Aktion damals und heute: die Penan aus Borneo kämpfen in Hamburg für ihren Regenwald. In Berlin demonstrieren wir gegen Biosprit


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Quelle:
Regenwald Report Nr. 2/11 - www.regenwald.org, S. 4-6
Herausgeber: Reinhard Behrend (v.i.S.d.P.)
Redaktion: Burkhard Redeski, Guadalupe Rodriguez, Klaus Schenk, David
Vollrath, Christiane Zander
Rettet den Regenwald e.V. / Rainforest Rescue
Jupiterweg 15, 22391 Hamburg
Telefon: 040 410 38 04, Fax: 040 450 01 44
E-Mail: info@regenwald.org
Internet: www.regenwald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juli 2011