BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 3. August 2016
Talauen-Projekt: Musterbeispiel für dezentralen Hochwasserschutz
1995 begann auf Initiative des BUND Naturschutz (BN) das "Talauenprojekt" mehrerer Gemeinden im südlichen Steigerwald. Landesweit bedeutsam sind insbesondere die Maßnahmen zum dezentralen Hochwasserschutz durch ein System von landschaftsangepassten Grünbecken. Damit hilft das Projekt auch bei Starkregen. Der BN stellte das Projekt bei einer Pressefahrt mit Vertretern aller Fraktionen des bayerischen Landtags vor.
Bei der Pressefahrt forderte der BN neben den bekannten Klimaschutzzielen ein landesweites Programm für kleine, landschaftsangepasste, kommunale Grünbecken mit neuen Förderrichtlinien, die nicht nur auf ein 100-jähriges Hochwasserereignis bezogen sind. Nach Auffassung des BN-Vorsitzenden Hubert Weiger "braucht jede bayerische Kommune derartige Wasserrückhaltung im Oberlauf der Gewässer. Der Klimawandel führt zur Verschärfung der Hochwassersituation und zu häufigeren Starkregen. Neben mehr Platz für Hochwässer durch Deichrückverlegung an den großen Flüssen braucht der Hochwasserschutz in Bayern dringend ein dichtes Netz dezentraler Wasserrückhaltung bereits im Oberlauf der kleinen Bäche und Flüsse!" Das Talauenprojekt zeigt, so Günter Krell, Sprecher des BN-Arbeitskreises Wasser, "wie Hochwasserschutz und Renaturierung zum Wohl von Mensch und Natur verknüpft werden können. Der Freistaat sollte dringend seine Fördermöglichkeiten ändern, um allen Gemeinden den Bau derartiger Grünbecken zu ermöglichen!"
Das Projektgebiet liegt in Mittelfranken, im Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim und umfasst die Gemeinden Scheinfeld, Markt Bibart, Sugenheim, Markt Nordheim, Langenfeld, Baudenbach, Münchsteinach, Markt Taschendorf und Oberscheinfeld. Das engere Projektgebiet bilden die Talauen mit einem zusammenhängenden Gewässernetz von kleineren und größeren Bächen wie die Scheine, der Laimbach, die Bibart, die Ehe, der Geroldsbach, die Steinach und der Kleinen Weisach, sowie deren Zuflüsse.
Da die beteiligten Gemeinden durch ihre Bachtäler miteinander verbunden sind, wurde vom BUND Naturschutz im Rahmen der LEADER-Aktivitäten ein Biotopverbundkonzept mit dem Namen "Lebensadern für Mensch und Natur im Südlichen Steigerwald" erarbeitet, bei dem die Talauen die Ausgangsbasis bilden.
Auslöser für das von Rudolf Kolerus, damals Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Scheinfeld, initiierte Talauenprojekt waren die starken Hochwässer 1993 und 1995, die ganze Tallandschaften überfluteten und gescheiterte Renaturierungsversuche. Es entwickelte sich ein landesweit einmaliges Gemeinschaftsprojekt von Kommunen, Amt für Ländliche Entwicklung Ansbach, Wasserwirtschaftsamt Ansbach, Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Landwirten und BN für dezentralen Hochwasserschutz, Renaturierung von Fließgewässern, sanften Tourismus und regionale Wirtschaftskreisläufe.
Besondere Bedeutung haben die Anlage mehrerer landschaftsangepasster Grünbecken - speziell gegen plötzliche Niederschlagsereignisse. Folgende Projekte der Kommunen, die unter der Regie des Landschaftspflegeverbands Mittelfranken umgesetzt wurden, sind dabei zu nennen:
Zudem konnten mit einer freiwilligen Bodenordnung in Langenfeld eine große Hochwasser Rückhaltung errichtet werden und entlang von Laimbach, Bibart und Scheine Uferstreifen auf einer Länge von über 10 km erworben und anschließend neue Auenlandschaften, einschließlich Fischtreppen, angelegt werden. Für den Freistaat Bayern wurden im Verfahren insgesamt 41 ha Uferstreifen und gewässernahe Flächen ausgewiesen. Ein besonderer Dank gilt allen Landwirten, die bei diesem Projekt freiwillig bereit waren mitzumachen!
Der BN fordert auf Basis der Erfahrungen im Raum Scheinfeld angesichts der häufigeren Starkregen neue Konzepte für mehr Bodenschutz und einen dezentralen flächigen Hochwasserschutz. Es kann keinen hundertprozentigen Schutz vor plötzlichem Hochwasser durch Starkregen geben, aber es kann eine ganze Menge getan werden, an den Ursachen etwas zu ändern, die Hochwässer abzubremsen und das Ausmaß der Schäden zu reduzieren.
Der BN fordert:
https://www.bund-naturschutz.de/uploads/tx_news/PM-078-16-Starkregen-Hochwasserschutz.pdf
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Quelle:
Presseinformation, 03.08.2016
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2016
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