Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

MELDUNG/012: Illegaler Grünlandumbruch im EU-Vogelschutzgebiet Recknitz- und Trebeltal (NABU MV)


NABU Landesverband Mecklenburg-Vorpommern - 15. April 2011

Schreiadler verliert Lebensraum

NABU empört über illegalen Grünlandumbruch im EU-Vogelschutzgebiet Recknitz- und Trebeltal


In diesen Tagen kommen die Schreiadler zurück in ihre Brutgebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Nur hier finden die anspruchsvollen Greifvögel an wenigen Stellen noch die reich strukturierten Landschaften, die sie für ihre Jungenaufzucht benötigen. Ob es in diesem Jahr im Griever Holz zur erfolgreichen Brut kommt, ist jedoch fraglich. Die entscheidende Grünlandfläche, die der ansässige Schreiadler zur Nahrungssuche nutzt, ist illegal umgebrochen worden. Hier wird in diesem Sommer Raps wachsen. Dabei ist die Zerstörung von Grünland in NATURA-2000-Gebieten, zu denen das Vogelschutzgebiet gehört, streng verboten. "In Ausnahmefällen kann die Untere Naturschutzbehörde gemäß §21 NatSchAG MV zwar eine Genehmigung erteilen, doch das ist hier nicht erfolgt", so Stefan Schwill, Vorsitzender des NABU Mecklenburg-Vorpommern. Schreiadler stehen im Anhang I der Vogelschutzrichtlinie und gelten damit EU-weit als besonders geschützt. Mecklenburg-Vorpommern trägt eine besondere Verantwortung für den Schutz dieses Vogels, der nicht umsonst auch Pommernadler genannt wird, weil von insgesamt nur 100 in Deutschland lebenden Schreiadlerpaaren über 80 hier brüten.

Die seltenen Greifvögel stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Zur Brut und Jungenaufzucht benötigen sie ein buntes Nebeneinander von Wald, Grünland und kleinen Feuchtgebieten. Selbst im Land Mecklenburg-Vorpommern, das gern mit seiner einzigartigen Natur wirbt, sind solche Oasen nur noch selten zu finden. "Umso wichtiger ist es, diese letzten Oasen zu erhalten", so Schwill weiter. "Wir sind empört, mit welcher Ignoranz sich die Abteilung Landwirtschaft im StALU über die Schutzbestimmungen hinwegsetzt. Auf Nachfrage wird der Vorfall als unwahrscheinlich abgetan und eine Prüfung 'zu gegebener Zeit' vorgeschlagen."

Der NABU warnt: Wenn der Abwärtstrend beim Grünland zugunsten monotoner Ackerflächen anhält, wird es bald keine Schreiadler mehr bei uns geben. Und Störche, Wiesenweihen, Kiebitze und Brachvögel werden vollends verschwinden. Im vorliegenden Fall fordert der NABU die sofortige Wiederherstellung der Fläche als Dauergrünland. Um der gängigen Praxis des illegalen Grünlandumbruchs in diesem Bundesland Einhalt zu gebieten, muss eine konsequente Sanktionierung solcher Vergehen erfolgen. Es geht schließlich "nur" um die bloße Einhaltung der bereits bestehenden Gesetze und Verordnungen.


*


Quelle:
Presseinformation, 15. April 2011
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Mecklenburg-Vorpommern
Arsenalstr. 2, 19053 Schwerin
Tel.: 0385/200 36 11, Fax: 0385/758 94 98
E-mail: lgs@NABU-MV.de
Internet: www.NABU-MV.de und www.schreiadlerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2011