Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → LEBENSRÄUME


MELDUNG/238: Befahrung der Stillwasserbereiche in der "Mariannenaue" gefährdet seltene Vogelarten (NABU HE)


NABU Landesverband Hessen - 2. Mai 2016

Schutzgebiet Mariannenaue in Gefahr

Befahrung der Stillwasserbereiche gefährdet seltene Vogelarten


Wetzlar / Eltville - Seit einem Monat fahren plötzlich wieder Boote durch den Stillwasserbereich des Naturschutzgebiets Mariannenaue bei Eltville. Fast 25 Jahre bestand ein ganzjähriges Befahrungsverbot der über 68 Hektar großen Binneninsel im Rhein. In dieser Zeit wurde der für rastende und brütende Wasservögel besonders wertvolle Stillwasserbereich Teil des europäischen Vogelschutzgebietes "Inselrhein". Nun wurde, wie der NABU erst kürzlich erfuhr, im Oktober letzten Jahres klammheimlich die sogenannte "Naturschutzgebiets-Befahrensverordnung" geändert. "Es hat dazu weder eine Beteiligung des NABU noch der Naturschutzbehörden auf Landes- oder Kreisebene gegeben. Auch die Staatliche Vogelschutzwarte wurde nicht gefragt", zeigt sich Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, erstaunt und verärgert.

In dem unerklärlichen Vorgehen der zuständigen Behörde sieht der NABU einen untragbaren Verstoß gegen die verbrieften Beteiligungsrechte der Naturschutzverbände. Der nun aufkommende Bootsverkehr führe zu einer erheblichen Beeinträchtigung des internationalen Schutzgebietes. Folglich wäre zunächst eine EU-Verträglichkeitsprüfung notwendig gewesen. "Deshalb fordern wir das Bundesverkehrsministerium auf, die Befahrens-Genehmigung umgehend wieder rückgängig zu machen", so Eppler.

Mit dem Auenwaldprojekt "Grünaue bei Eltville" engagiert sich der NABU Hessen seit vielen Jahren für eine Aufwertung des gegenüberliegenden Rheinufers im Bereich der Mariannenaue. "Die Gefährdung des wichtigen Brut- und Rastgebiets für viele Vögel durch den Bootsverkehr ist für uns auch deshalb inakzeptabel", erklärt Eppler. Das Naturschutzgebiet "Mariannenaue" bietet vielen Vogelarten wertvollen Lebensraum. Es ist einer der wichtigsten Rastplätze für Fischadler in Hessen. Die Gehölze sind Brutplatz von Schwarzmilan, Baumfalke und Pirol. Fast ganzjährig können die weißen Silberreiher und Eisvögel beobachtet werden. An den Sand- und Kiesufern finden sich Flussregenpfeifer und Kampfläufer. Insgesamt wurden bereits mehr als 160 verschiedene Vogelarten gezählt. Besonders schützenswert ist der etwa fünf Kilometer lange Stillwasserbereich mit seinen Ufern und Sandbänken am Südende der Rheininsel, für den eine Befahrung mit Booten nun wieder zugelassen wurde. Unzählige Enten und Gänse halten sich hier zur Zugzeit auf. Im August sind die Stillwasserbereiche größter Mauserplatz der Graugans in Hessen.

*

Quelle:
Pressemitteilung Nr. 22/16, 02.05.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hessen
Friedenstraße 26, 35578 Wetzlar
Tel. 06441/67904-0, Fax 06441/67904-29
E-Mail: Info@NABU-Hessen.de
Internet: www.NABU-Hessen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang