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MELDUNG/382: Sommertrockenheit löst Heidesterben auf Hiddensee aus (idw)


Universität Greifswald - 05.09.2018

Sommertrockenheit löst Heidesterben auf Hiddensee aus


Durch die extreme Trockenheit im Sommer 2018 sind im gesamten Gebiet der Dünenheide Sträucher vertrocknet. Studierende der Universität Greifswald haben im Ökologischen Geländepraktikum das Heidesterben in der Dünenheide dokumentiert. Bei der Besenheide wurde festgestellt, dass mehr als ein Viertel der oberirdischen Biomasse abgestorben war.


Foto: © Jürgen Kreyling

Durch diese Versuchsanlage wird überprüft, wie sich eine Reduzierung des Niederschlages auf die Heidevegetation auswirkt.
Foto: © Jürgen Kreyling

Die Untersuchung ergab, dass die Sträucher in der nördlichen Dünenheide weniger stark betroffen sind als im südlichen Bereich des Gebietes. In der nördlichen Dünenheide waren in den vergangenen Jahren auf größeren Flächen verschiedene Pflegemaßnahmen durchgeführt worden mit dem Ziel, die Bestände der Besenheide zu verjüngen und zu regenerieren. "Diese jüngeren Heidebestände haben die Trockenheit wesentlich besser vertragen, stehen in voller Blüte und weisen kaum tote Biomasse auf", sagt PD Dr. Irmgard Blindow von der Biologischen Station Hiddensee, die die Pflegemaßnahmen in der Heide wissenschaftlich begleitet.


Foto: © Sven Dahlke, Archiv Biologische Station

Abgestorbene Pflanze der Besenheide
Foto: © Sven Dahlke, Archiv Biologische Station

"Besucher waren in diesem Jahr enttäuscht von der Heideblüte, die recht mau ausfiel. Die blühende Heide gehört im Sommer zu den touristischen Highlights auf Hiddensee", erklärt Frank Martitz, Revierleiter im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Mindestens ebenso enttäuscht dürfte der seltene Regenbrachvogel sein, eine arktische Watvogelart, die auf dem Durchzug in Scharen in der Hiddenseer Dünenheide rastet und sich von den schwarzen Früchten der Krähenbeere ernährt. Ebenso wie die Besenheide ist auch die Krähenbeere stark durch die Trockenheit beeinträchtigt, viele Sträucher sind (fast) abgestorben und tragen keine Früchte.

Trockene Sommer werden nach allen Prognosen im Rahmen des Klimawandels in der Zukunft häufiger auftreten. Der Effekt von geringeren Niederschlagsmengen auf die Heidevegetation wird durch die Arbeitsgruppe Experimentelle Pflanzenökologie am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald untersucht. Dazu hat die Gruppe unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Kreyling in der nördlichen Dünenheide im Rahmen des International Drought Experiments (IDE) (*) eine Versuchsanlage aufgebaut, in der Vegetationsentwicklung und Bodenfeuchte über mehrere Jahre registriert werden. Das Heidesterben in diesem Jahr wirft eine Reihe von Fragen auf: Unklar ist, warum einzelne Sträucher fast völlig abgestorben sind, während andere in der direkten Nachbarschaft in voller Blüte stehen. Auch soll untersucht werden, ob und wie sich die betroffenen Sträucher regenerieren.

Die Wissenschaftler hoffen, dass sich die Heidebestände nach dem "Extremereignis" von 2018 wieder erholen kann: Dies kann aber durchaus mehrere Jahre dauern, da Besenheide und Krähenbeere nur langsam wachsen. Kritisch für die Heidevegetation kann es werden, falls Trockenperioden wie 2018 in Zukunft häufiger auftreten und insbesondere, wenn sich die Vegetation nach der letzten Trockenheit noch nicht erholt hat. Die jetzigen Erfahrungen lassen hoffen, dass die in der Heide durchgeführten Maßnahmen zur Verjüngung der Heide (zum Beispiel Mahd und Beweidung) auch die Widerstandskraft der Heide gegenüber extremen Witterungsbedingungen verbessern.


Weitere Informationen:
Biologische Station Hiddensee
https://biologie.uni-greifswald.de/struktur/zentrale-einrichtungen/biologische-station-hiddensee/
Experimentelle Pflanzenökologie
https://botanik.uni-greifswald.de/experimentelle-pflanzenoekologie/projekte/ide-hiddensee/
Hiddenseer Dünenheide e.V.
http://heideverein.de/

(*) https://botanik.uni-greifswald.de/experimentelle-pflanzenoekologie/projekte/ide-hiddensee/

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news701645
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution65

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Greifswald - 05.09.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2018

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