Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

MASSNAHMEN/172: Wanderfischprogramm - Bleibt Haringvliet-Sturmflutwehr geschlossen? (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 957 vom 14. Nov. 2010 - 30. Jahrgang

Haringvliet-Sturmflutwehr: Bleibt der Rhein zugekorkt?


Nach jahrelangen und geldintensiven Vorbereitungen schien es so, als würden die Niederlanden in Kürze das Haringvliet-Sturmflutwehr partiell öffnen, um dem Lachs die Wiedereinwanderung in einen der Rheinmündungsarme zu ermöglichen. Das Haringvliet-Sturmflutwehr wirkt wie ein Korken, der die Fischwanderungen aus der Nordsee in das Maas- und Rheineinzugsgebiet versperrt. Bei geeigneten Abflussbedingungen sollte dieser "Stöpsel" ein bisschen gelockert werden, um das Lachswiederansiedlungsprogramm im Rheineinzugsgebiet zu unter stützen. Gemüsebauern und Wasserversorger hatten gegen das Projekt opponiert. Befürchtet wurde, dass bei einer Öffnung des Haringvliet-Damms zu viel Salzwasser in das Rhein-Mass-Mündungsdelta eindringen könnte. Das könnte sowohl den Gemüseanbau als auch die Trinkwassergewinnung erschweren. Das Eindringen von Salzwasser könnte allerdings durch ein entsprechendes Flutungsmanagement in tolerablen Grenzen gehalten werden. Aber wegen der Proteste und aufgrund der Kosten für die Haringvlietöffnung ist die neue Mitte-Rechts-Regierung dabei, das Projekt zu canceln. Im Koalitionsvertrag der Mitte-Rechts-Parteien in Den Haag heißt es im Kapitel 7 "Verkehrsinfrastruktur" sinngemäß: Der Beschluss, nach dem das Sturmflutwehr bei auflaufendem Wasser künftig partiell geöffnet werden soll, "wird widerrufen". Damit ist die neue Mitte-Rechts-Regierung dabei, einen wesentlichen Baustein des Wanderfischprogramms der Rheinanliegerstaaten der Koalitionsarithmetik zu opfern. Mit dem Koalitionsvorhaben kommt das Lachswiedereinbürgerungsprogramm gleich von zwei Seiten unter Druck: Ganz unten an der Rheinmündung wird der Stöpsel nicht gezogen - und ganzen oben in den Laichhabitaten der Schwarzwaldflüsse will die baden-württembergische Landesregierung den Bau weiterer Kleinwasserkraftwerke ermöglichen (s. RUNDBR. 941/1-3). Zusammen mit den anderen deutschen Umweltverbänden sind wir gerade dabei, ein Schreiben an die neue Regierung in Den Haag zu formulieren, um unser Befremden über die wenig lachsfreundliche Einstellung der Den Haager Koalition zum Ausdruck zu bringen ...


Unsere Materialsammlung über die Entwicklung der Aquakultur von Ende der 70er Jahre bis heute - u.a über "Limnotherm" und die großindustrielle Lachszucht sowie über die Bemühungen, in Aquakulturen auch ohne Antibiotika auszukommen - kann durch VOREINSENDUNG von 10 Euro (V-Scheck, bar, Briefm.) bei uns angefordert werden.


*


Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 957/2010
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, D-79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761/275693; 45687153
E-Mail: nik@akwasser.de
Internet: http://www.akwasser.de

Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.

Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU wieder!
Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF ist bei Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2010