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MASSNAHMEN/205: NABU baggert für Bekassine und Kiebitz (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 13. Mai 2014

NABU baggert für Bekassine und Kiebitz

Start für thüringenweites Wiesenbrüterprojekt - 50 Hektar Feuchtwiesen werden neu belebt



In den letzten Wochen wurde auf den Teichwiesen bei Stressenhausen fleißig die Baggerschaufel geschwungen. Die Baggerarbeiten gaben den Startschuss für die praktischen Arbeiten des Wiesenbrüter-Projektes des NABU Thüringen. Im Rahmen dieses Projektes werden thüringenweit bis zu 50 Hektar Feuchtwiesen, vor allem für Wiesenbrüter wie Bekassine und Kiebitz, neu belebt.

Bagger auf dem wiesigen Gelände zu Beginn der Arbeiten für einen neuen Tümpel - Foto: © NABU Thüringen

Foto: © NABU Thüringen

Während der Baggerarbeiten in der Hutelandschaft "Rodachaue" bei Stressenhausen wurden fünf Tümpel erweitert und einer gänzlich neu geschaffen. "Wobei das Wort Tümpel bei einer Größe von bis zu 2.000 Quadratmetern schon eher eine Untertreibung ist. Beim Bau haben wir darauf geachtet, dass die Tümpel mit unterschiedlich hohen Inseln versehen werden, also auch solchen, die unter dem Wasserspiegel liegen, um möglichst vielen Vogelarten sichere Orte für Nachtruhe und Brutgeschäft anzubieten", erklärt René Sollmann, der die Arbeiten für den NABU Thüringen vor Ort begleitete. Mit dem Aushubmaterial werden unter anderem Gräben wieder verfüllt, um den Wasserstand auf der gesamten Fläche anzuheben.

Nahaufnahme: Bekassine im hohen Gras - Foto: © Frank Leo, www.fokus-natur.de

Eine neue Heimat für Bekassine...
Foto: © Frank Leo, www.fokus-natur.de

Kerngedanke dieser Wiedervernässungsmaßnahmen ist es, dass sich die Lebensräume wieder in den Zustand entwickeln können, in dem sie vor den großen Entwässerungsprogrammen der modernen Landwirtschaft bereits existiert haben. Vor allem Wiesenbrüter wie Bekassine und Kiebitz, aber auch Weißstörche, sind auf feuchtes Grünland angewiesen. Nur hier finden sie ausreichend Nahrung beziehungsweise Brutmöglichkeiten. Aber genau dieses feuchte Grünland wird heute noch im großen Umfang für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert. Sind die Flächen erst einmal trocken, nimmt die Menge an Nahrungstieren schnell ab. Als traurige Konsequenz werden für viele Wiesenbrüter die Lebensräume knapp und sie selbst sind dadurch vom Aussterben bedroht. So hat der Brutpaarbestand der Bekassine in Thüringen seit den 1980er Jahren um etwa die Hälfte abgenommen. Und auch die meisten anderen Wiesenbrüterarten können vergleichbare Geschichten erzählen. Hierzu gehören neben dem Großen Brachvogel auch Wachtelkönig, Grauammer, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Schafstelze.

Nahaufnahme: Kibitz auf freiem Boden - Foto: © Frank Leo, www.fokus-natur.de

... und Kibitz
Foto: © Frank Leo, www.fokus-natur.de

Im Zuge der Planung von Wiedervernässungsmaßnahmen ist es enorm wichtig, den Landwirt als Bewirtschafter dieser Flächen vollständig mit ins Boot zu holen. Denn nur mit einer sinnvoll abgestimmten Bewirtschaftung können beide, Wiesenbrüter und Landwirte, vom neu gewonnenen Lebensraum profitieren. "Der Idealfall wäre eine ganzjährige extensive Beweidung der Flächen, vorzugsweise mit gemischten Herden aus robusten Rinder- und Pferderassen. Denn erst die vielfältige Strukturierung durch große Pflanzenfresser mit unterschiedlichen Vorlieben schafft genau den Lebensraum, den unsere Zielarten suchen." bemerkt René Sollmann mit einem zufriedenen Lächeln, als er auf die frisch angelegten Tümpel sieht, die bereits von den neugierigen Konik-Pferden der Hutelandschaft in Stressenhausen inspiziert werden.

Foto: © NABU Thüringen

René Sollmann
Foto: © NABU Thüringen

Im Laufe des Projektes sollen noch weitere Flächen in Thüringen für Wiesenbrüter, Storch und andere auf Feuchtwiesen angewiesene Tiere aufgewertet werden. Konkrete Pläne liegen hier bereits für den Dankmarshäuser Rhäden im Wartburgkreis, die weitläufigen bereits in extensiver Beweidung befindlichen Wiesen zwischen Crawinkel und Wölfis im Landkreis Gotha, oder in der Bischofsaue in unmittelbarer Nähe zum aktuellen Baggereinsatz im Landkreis Hildburghausen vor. "Auf einigen dieser Flächen wurden bereits in vorangegangenen Projekten Maßnahmen im Hinblick auf eine Lebensraumverbesserung für wiesenbrütende Vogelarten durchgeführt", so René Sollmann, "und schaut man sich dort die aktuellen Zahlen an Brutpaaren oder auch die Populationsdichte der Amphibien an, so lässt sich bereits jetzt ein Aufwärtstrend beobachten. Und genau dieses Ziel sollten wir weiterverfolgen."

Als weiterer Schwerpunkt des Projektes sollen insgesamt 20 Nisthilfen, davon 15 für Weißstörche und 5 für Fischadler, installiert werden. Zusammen mit einer erfolgreichen Wiederherstellung von Feuchtwiesen als ergiebige Nahrungsquelle ergeben sich daraus ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung neuer Brutpaare. Außerdem werden die Arbeiten von einer Kamera begleitet. Daraus wird ein Film entstehen, welcher die dauerhafte Sicherung der Biodiversität auf unseren Grünlandflächen thematisieren soll.

Das Projekt wird über die Förderinitiative Ländliche Entwicklung in Thüringen, Programm "Entwicklung von Natur und Landschaft" gefördert. Die Fördermittel werden von der Oberen Naturschutzbehörde im Thüringer Landesverwaltungsamt ausgereicht. Hier investiert Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.

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Quelle:
Pressemitteilung, 13.05.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2014