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SCHUTZGEBIET/591: Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Hotspot der Biodiversität (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 8. Oktober 2009

BfN-Präsidentin Beate Jessel:
- Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Hotspot der Biodiversität
- Motor für regionale Wertschöpfung und Tourismusentwicklung



Ludwigsthal/Bonn, 8. Oktober 2009: Nach Ansicht der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Beate Jessel, ist der Nationalpark Bayerischer Wald ein Hotspot der biologischen Vielfalt in Deutschland. Darüber hinaus ist er ein wichtiger Motor für die Wertschöpfung und weitere Tourismusentwicklung in der Region. Rund ein Drittel aller in Deutschland vorkommenden Arten der Farn- und Blütenpflanzen, Brutvögel, Pilze, Spinnen und Schwebfliegen kommen im Nationalpark vor. Bei den Säugetieren beträgt dieser Anteil sogar 43%", sagte Beate Jessel anlässlich einer Fachtagung zu Wildnisfragen im Bayerischen Wald. Auch die Zahl der bisher nachgewiesenen 1300 Käfer-und 756 Schmetterlingsarten sei beachtlich. Das Beispiel zeige, dass die Ausweisung von Nationalparken, in denen das Motto "Natur Natur sein lassen" gelte, einen sehr wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leiste, so die BfN-Präsidentin.

Im unbeeinflussten Kernbereich des Nationalparks herrschen hinsichtlich seiner Biodiversität schon urwaldähnliche Bedingungen: bisher wurden schon rund 12 "Urwaldreliktarten" nachgewiesen. "Dass diese Bedingungen sich schon 40 Jahre nach der Gründung des Nationalparks einstellen, zeigt, dass die Entwicklung richtig verläuft", erläuterte Beate Jessel. Mit dem Belassen von Alt- und Totholz im Wald und seiner Verjüngung ohne menschliches Zutun können Waldökosysteme alle natürlichen Zyklen ihres Werdens und Vergehens durchlaufen. Gerade in den Alters-, Zerfalls- und Verjüngungsphasen werden eine Vielzahl von Kleinlebensräumen für häufig sehr spezialisierte Arten geschaffen.

Die BfN-Präsidentin kritisierte, dass in manchen Köpfen immer noch die Auffassung herrsche, Naturschutz koste nur Geld. Das Gegenteil sei aber der Fall. "Der Nationalpark Bayerischer Wald zeigt eindrucksvoll, dass neu entstehende Urwälder vor unserer Haustür viele Menschen neugierig machen und in hohem Maße zur regionalen Wertschöpfung beitragen. So können wir in Studien, die das Bundesamt beauftragt hat, nachweisen, dass jährlich rd. 760.000 Touristen die Nationalparkregion besuchen und davon knapp die Hälfte nur wegen des Nationalparks kommt. Dies entspricht nach ökonomischen Berechnungen rund 940 Arbeitsplatzäquivalenten, davon ca. 460 Arbeitsplatzäquivalente nur durch den Nationalpark", erklärte Jessel und betonte weiter: "Nicht nur der Bayerische Wald, sondern auch unsere anderen Nationalparke und Großschutzgebiete leisten somit einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung."

Mit Blick auf das Nationalpark-Erweiterungsgebiet und der Frage nach der Größe der Flächen für den Prozessschutz, sagte die BfN-Präsidentin: "Wir nehmen den vor Ort gefundenen Kompromiss in dieser schwierigen Fragestellung als Ergebnis einer ausführlichen Diskussion zur Kenntnis, sehen allerdings auch die damit einhergehenden Probleme. Zum Beispiel, dass es angrenzend an die Naturzonenflächen durch die anhaltende klassische Borkenkäferbekämpfung zum Teil zu größeren Kahlschlägen kommt, die nicht im Sinne einer naturnahe Waldwirtschaft, geschweige denn eines beispielhaften Nationalparkmanagements sind. Insgesamt wünschen wir uns hier mehr Akzeptanz in der Bevölkerung und mehr Mut bei den politisch Verantwortlichen, die zentralen Nationalparkziele nach dem Motto: "Natur Natur sein lassen" positiv zu begleiten. Die Erfahrungen aus dem Altgebiet zeigen, dass nach dem Zusammenbruch der durch den Menschen naturfern entwickelten Fichtenforste eine neue, besser an die sich ändernden Umweltbedingungen angepasste Waldgeneration in den Hochlagen heranwächst. "Auch in Anbetracht des Klimawandels brauchen wir derartige hinreichend große Flächen, auf denen man studieren kann, was passiert, wenn man die Na tur sich selber überlässt, um daraus auch für die Kulturlandschaft zu lernen. Nicht umsonst hat ja auch die Bundesregierung in ihrer Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt vorgesehen, dass 5% der Wälder einer natürlicher Waldentwicklung überlassen werden sollen. Der Nationalpark leistet hier einen wichtigen Beitrag und sollte konsequent seinen bisher eingeschlagenen Weg weiterverfolgen; dies gilt auch für das vorbildlich praktizierte Schalenwildmanagement", sagte Beate Jessel.


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Quelle:
BfN-Pressemitteilung, 08.10.2009
Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2009