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SCHUTZGEBIET/787: Etappensieg im Südharz - Kein Gipsabbau am "Alten Stolberg" (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 2/2014
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Etappensieg im Südharz
Bohren verboten

Von Burkhard Vogel



Der »Alte Stolberg«, ein bewaldeter Höhenzug im Thüringer Gipskarst, steht großteils unter Naturschutz. Doch der Bergbaukonzern Knauf will auch geschützte Bereiche für den Gipsabbau erschließen. Der BUND wehrte sich - mit Erfolg.


Über Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen hinweg erstreckt sich als schmales Band der »Südharzer Gipskarstgürtel«. Da das oberflächlich anstehende Gipsgestein intensiv verkarstet, vereint das Gebiet unterschiedlichste Biotope auf engstem Raum. Eine Besonderheit stellt der »Alte Stolberg« dar, mit seinen Schluchtwäldern, Trockentälern, Gipsbuckeln und -felsen, Höhlen und Quellgebieten. Dieser Höhenzug ist das größte zusammenhängende Waldgebiet im Thüringer Gipskarst.

Ungeachtet seiner Bedeutung für den Naturschutz ist der Karstgürtel im Visier der Gips verarbeitenden Industrie. Was vor dem 2. Weltkrieg mit einem kleinen Steinbruch im Bereich des »Alten Stolbergs« begann, hat heute riesige Ausmaße angenommen.

Abbau im Naturschutzgebiet?

Zu DDR-Zeiten wurde der »Alte Stolberg« partiell als Naturschutzgebiet gesichert. Als nach 1990 Teile des Waldes zum Verkauf ausgeschrieben waren, verzichtete die öffentliche Hand auf ihr Vorkaufsrecht - zugunsten der Firma Knauf. Diese konnte ein 315 Hektar großes Bergwerksfeld erwerben und verfügt heute nach eigenen Angaben über eine Rohstoffbasis von 50 Millionen Tonnen.

1999 wies der Freistaat Thüringen das 623 Hektar große Naturschutzgebiet (NSG) »Alter Stolberg« aus und meldete es zudem als FFH- und Vogelschutzgebiet an die Europäische Union. Ein scheinbar guter Kompromiss zugunsten der Natur.

Doch Knauf ist sein Bergwerksfeld nicht genug. Zur »Flächenoptimierung« will Knauf über seine Grenzen hinaus auch im NSG Gips und Anhydrit abbauen. Als Ausgleich bietet Knauf an, vereinzelte Randflächen des Feldes dem Naturschutz zu überlassen. Ein Rahmenbetriebsplan soll die neue Abbauführung regeln, wofür Knauf Erkundungsbohrungen im NSG beantragte.

Doch der BUND Thüringen konnte nachweisen, dass kein öffentliches Interesse daran besteht, die NSG-Verordnung aufzuweichen. Zumal Knauf noch über Rohstoffvorräte für mindestens 50 Jahre verfügt.

Biosphäre statt Gipskartons

Die zuständige Naturschutzbehörde folgte unseren Argumenten und untersagte die Bohrungen. Diese Entscheidung ist nicht nur ein Meilenstein im Kampf für den Schutz des »Alten Stolbergs«. Er ist auch ein Präzedenzfall für Thüringen. Da Knauf weitere Flächen im Südharzer Gipskarst besitzt, hätte eine andere Entscheidung fatale Folgen für die bundesweit einzigartige Karstlandschaft gehabt. Wer vor dem Rohstoffhunger der Industrie zurückweicht, opfert diese Landschaft der Produktion billiger Gipskartonplatten. Der Karstgürtel hat das nicht verdient!

Ziel des BUND Thüringen ist es, den Karst mit dem Prädikat »UNESCO-Welterbe« als Biosphärenreservat zu entwickeln. Nur so könnten mehr Menschen vor Ort von dem Wert dieser Landschaft tatsächlich profitieren - durch eine nachhaltige Nutzung und regionale Wirtschaftskreisläufe. Die Gipsindustrie leistet dazu keinen überzeugenden Beitrag.


Burkhard Vogel ist Geschäftsführer des BUND Thüringen.

Mehr dazu: www.bund-nordhausen.de

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Quelle:
BUNDmagazin 2/2014, Seite 29
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2014