Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → MEINUNGEN

LAIRE/094: Endlich läuft die unselige Abwrackprämie aus (SB)


Letzter Antrag auf Abwrackprämie

Banges Harren auf Platzen der Automobilblase nach der Bundestagswahl


Am Mittwoch, den 2. September 2009, um 10.14 Uhr wurde der letzte Antrag auf Erhalt der Abwrackprämie gestellt, teilte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit. Endlich hat das Programm ein Ende! Die Bundesregierung hatte es im Rahmen des Konjunkturpakets II eingeführt und zwischenzeitlich wegen der starken Nachfrage die Fördersumme auf fünf Milliarden Euro angehoben. Der offizielle Titel des Hochkonsumprogramms lautet "Umweltprämie". Damit soll angedeutet werden, daß das Programm umwelt- und klimafreundlich ist, was sich in vielerlei Hinsicht als Unsinn erwiesen hat. Dieser Widerspruch spiegelt allerdings treffend Konzepte wider, wie sie unter dem Stichwort Green New Deal zu subsumieren sind. Dem haben sich zwar offiziell nur die Grünen verschrieben, aber auf diese Art von Umwelt- und Klimaschutz können auch die anderen Parteien nicht verzichten ... zumindest nicht als Wahlkampfthema.

Die Vernichtung von Werten, wie sie die fahrbereiten und womöglich noch viele Jahre tauglichen Gebrauchtwagen darstellen, die nun verschrottet wurden, als umweltfreundlich auszuweisen, ist eine Perversion. Die wird allenfalls noch davon übertroffen, daß hier die Produktion von Neuwagen als Ausdruck eines besonderen Umweltbewußtseins verkauft wird. Ein ernsthafter Umbau der Wirtschaft in Richtung Klima- und Umweltschutz kann nicht darauf hinauslaufen, die bestehenden Produktionsbedingungen unangetastet zu lassen und schönfärberische Rechnungen zur angeblichen Einsparung von Umweltschadstoffen aufzustellen.

Es wird zwar allgemein anerkannt, daß ein Großteil der Energie, die ein Auto verbraucht, in seine Herstellung gesteckt wird, so daß bereits von daher "Umweltprämie" eine unpassende Bezeichnung wäre, aber viel zu wenig Beachtung findet bisher, welche Voraussetzungen es bedarf, um Autos herstellen zu können. Bei einer vollständigen Umweltbilanz dürften Faktoren wie Abbau und Verarbeitung von Rohstoffen, das Errichten von Fabriken, die Infrastruktur der Zulieferindustrie, das Fahren von und zur Arbeitsstätte der zur Herstellung eines Autos erforderlichen Arbeiter und Angestellten und vieles mehr nicht vernachlässigt werden.

Die "Umweltprämie" hat bewirkt, daß der Energieverbrauch durch das Abwracken wie auch die Neuproduktion zugenommen hat. Aber nicht nur ökologisch, auch ökonomisch ist die Prämie ein Schlag ins Wasser. Die Autoindustrie dürfte - nach der Bundestagswahl - kollabieren, und das vermutlich auf Jahre hinaus. Also muß dann ein neues Konjunkturprogramm geschaffen werden. Beispielsweise zur Förderung von Elektro-Autos, diese Stromfresser. Dann könnte man neue Kernkraftwerke bauen, die den enormen Strombedarf für die fahrbaren Untersätze produzieren. Ein genialer Plan, denn Kernkraftwerke sind klimafreundlich ... sofern man sich Scheuklappen aufsetzt und auch bei ihnen die gesamte Infrastruktur, inklusive die energieaufwendige Ver- und Entsorgung der Meiler mit Uranbrennstoff, ausblendet.

2. September 2009