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LAIRE/106: "Grüne" Tarnung der U. S. Navy leicht zu durchschauen (SB)


US-amerikanische Seestreitkräfte geben sich umweltfreundlich

... und lassen in Südkorea für ihre Kriegsschiffe einzigartiges Ökotop zerstören


Zu den weltweit größten Umweltverschmutzern gehören die Militärapparate. In einem viel größeren Ausmaß, als allgemein zur Kenntnis genommen, sorgen sie dafür, daß das Lebensumfeld der Menschen so verändert wird, daß es zu körperlichen Beeinträchtigungen und Schäden kommt, also die Gesundheit angreift.

Beispiele dafür sind Legion. Allein der Militärapparat der USA produziert jährlich so viel Treibhausgase wie ganz Schweden, und da sind die vermehrten Kriegsaktivitäten in Irak und Afghanistan noch nicht mal eingerechnet. Auf Militärstützpunkten der Vereinigten Staaten von Amerika gibt es viele Dutzend mit Schadstoffen verseuchte Flächen, sogenannte Superfund-Sites, die mit einem zig Milliarden Dollar teuren Aufwand dekontaminiert werden müssen. Durch die Kernwaffenversuche wurden riesige Regionen im In- und Ausland radioaktiv verstrahlt. Kriegsschiffe erzeugen mit ihren modernen Sonargeräten derart laute Knallgeräusche, daß Meeressäugern das Hören und Sehen vergeht und sie regelrecht verletzt werden. Das Militär der USA steht an der Spitze derjenigen, die uranhaltige Geschosse (DU-Munition) verwenden und ganze Landstriche zu einer unkalkulierbaren Strahlenquelle machen. Bei den Bombardierungen von Belgrad, Bagdad, Kabul und weiteren Städten in den letzten drei größeren Kriegen wurden Industrieanlagen und Treibstofflager zerstört, so daß sich Schadstoffe in Luft, Boden und Wasser ausbreiteten. Bei der Produktion von Kernwaffen und der Lagerung von Atommüll geraten große Mengen Strahlenpartikel ins Grundwasser und gefährden die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen (das gilt u.a. für die Anwohner des Columbia-Flusses).

Es ließen sich noch viele weitere Beispiele fundamentaler gesundheitsgefährdender Umweltverschmutzungen durch militärische Aktivitäten nennen, doch dürfte dies genügen, um zu veranschaulichen daß sich das Militär zwar ein grünes Mäntelchen umhängen kann - passend zu seinem traditionellen Tarngrün -, aber daß die öko-grüne Tarnung allzu leicht zu durchschauen ist.

Ein typisches Beispiel für vergebliches Verschmelzen mit der Umgebung lieferte kürzlich die U.S. Navy. Deren 40 Einrichtungen in der Chesapeake Bay hätten im Rahmen eines nationalen Programms des Departments of the Navy "low-impact development techniques" angewendet, berichtete die United States Navy in einer Presseerklärung, die von der Umweltseite World Wire am 6. Januar veröffentlicht wurde. [1] Als eines von mehreren Beispielen wurde eine mit Sumpfgräsern bewachsene "Bio-Lehmsenke" zwischen zwei Parkplatzhälften der Militärbasis Little Creek Amphibious Base in Norfolk gezeigt. Die Senke soll das Oberflächenwasser auffangen und es auf natürliche Weise filtern, bevor es letztlich in die von Schad- und Schwebstoffen stark belastete Chesapeake Bay fließt. Auf einem Foto sind auch, meist durch Sträucher halb verdeckt, einige Autos auf den "grünen" Parkplatzhälften zu erkennen, hubraumstarke Autos zumeist.

Ohne die militärische Einrichtung bedürfte es an dieser Stelle keiner schadstoffausstoßenden Fahrzeuge, und ohne sie keine flächenverbrauchende, die Landschaft versiegelnden Parkplätze. Dann wäre es auch nicht erforderlich, eine künstliche "Bio-Lehmsenke" als Schadstoffiltersytem anzulegen, denn dann fungierte sozusagen die natürliche Pflanzendecke als Filter.

Es mag sein, daß die Navy an ein, zwei oder noch mehr Stellen ihrer Tätigkeiten "weniger Einfluß" auf die Umwelt nimmt, wie es programmatisch vorgegeben wurde, aber damit kann sie nicht den fundamental destruktiven Charakter und ihre gesellschaftliche Funktion als militärisches Gewaltmittel verschleiern. Und während die U. S. Navy auf dem Heimatboden hübsche Parkplätze für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Landschaft setzt, werden für sie und die koreanische Marine auf der ökologisch einzigartigen Jeju-Insel in Südkorea ein Hafen gebaut. Dort sollen Anlagen für Schiffe der - welch passende Bezeichnung - Zerstörer-Klasse gebaut werden. Die Bewohner der Insel, die mit Barrikaden und Besetzungen den Bau verhindern wollen und am Montag aus Anlaß des offiziellen Baubeginns demonstrierten, wurden von mehreren Hundertschaften knüppelbewaffneter Polizisten niedergemacht. [2] Dabei haben viele gute Gründe für ihren Zorn. Zum einen würde durch die Hafenanlagen ein wertvolles Naturreservat mit Korallenriffen, die als Weltnaturerbe ausgewiesen sind, verlorengehen, zum anderen haben die Bewohner einen klaren Blick dafür, daß ihre Insel Teil der Einkreisungsstrategie der USA gegenüber China werde soll und im Falle eines Waffengangs ein primäres Ziel wäre. Wie war das noch? Die U. S. Navy wendet "Low impact"-Techniken an, um ihre Ökobilanz zu verbessern ...


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Anmerkungen:

[1] "Navy Installations Getting Greener. Low-Impact Development Leads to Cleaner Environment, Improved Water Quality", United States Navy, 6. Januar 2010
http://world-wire.com/news/1001060004.html

[2] "Korean Police Arrest Protesters Against Jeju Island Naval Base", Environment News Service, 18. Januar 2010
http://www.ens-newswire.com/ens/jan2010/2010-01-18-01.html

19. Januar 2010