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STANDPUNKT/083: NaturFreunde fordern naturverträgliche Waldpolitik (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 21. März 2011

NaturFreunde fordern naturverträgliche Waldpolitik

Wälder sind keine Kulisse für wirtschaftliche Interessen weniger Industriezweige


Berlin, 21. März 2011 - Anlässlich des heutigen Internationalen Tag des Waldes erklärt Mira Beinert, Bundesfachgruppenleiterin für Natur- und Umweltschutz der NaturFreunde Deutschlands:

Aufgrund einer verfehlten Waldpolitik steht der Wald in Deutschland heute am Rande seiner Belastbarkeit. Das deutsche Waldkulturerbe wird tagtäglich energie- und klimapolitischen Notwendigkeiten geopfert.

Der Wald in Deutschland leidet an einer übersteigerten Holznachfrage als Energie- und Rohstofflieferant, einer erhöhte Anfälligkeit durch den Klimawandel, saurem Luftschadstoffeintrag und einem wachsenden Druck durch Nutzungsänderungen für Infrastrukturmaßnahmen und Landwirtschaft.

Obwohl in der Summe die Waldfläche in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen hat und ein Drittel der deutschen Landesfläche bewaldet ist, nehmen Qualität und Gesundheitszustand der Wälder in Deutschland seit Jahrzehnten ab. Intakte, alte Wälder sind in Deutschland die Ausnahme, forstwirtschaftlich durchgeplante Waldparzellen die Regel. Neuaufforstungen mit schnell wachsenden Hölzern verdrängen langfristig gewachsene Wälder. Gleichzeitig ist weniger als ein Prozent der bundesdeutschen Waldfläche Wildnisfläche, wo der Wald nicht genutzt und sich selbst überlassen wird.

Im Internationalen Jahr der Wälder 2011 sind die Wälder Deutschlands durch Rohstoffknappheit und Energiehunger extrem stark unter Druck gesetzt. Deutschland ist neben den USA Weltmeister im Verbrauch von Holz- und Papierprodukten. Experten rechnen mit einer Holzversorgungslücke bis zum Jahr 2020 von rund 30 Millionen Kubikmetern allein für Deutschland.

Der Wald in Deutschland kann seine vielfältigen Funktionen auch in Zukunft nur erfüllen, wenn auf der gesamten deutschen Waldfläche eine nachhaltige Waldbewirtschaftung oberste Priorität hat. Die von Bundeslandwirtschaftsministerium geplante Waldstrategie 2020 ist ein Irrtum auf dem Weg zu einer zukunftsgerechten, nachhaltigen Waldpolitik. Eine Waldstrategie, die den deutschen Wald als Rohstofflager degradiert, schützt nicht das deutsche Waldkulturerbe sondern plündert die Wälder in Deutschland für kurzfristige Interessen.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Bundesregierung daher auf, sich an die Selbstverpflichtungen aus der nationalen Biodiversitätsstrategie zu halten und die geplante Waldstrategie 2020 dahingehend zu überarbeiten.

In Deutschland müssen Wälder mit natürlicher Waldentwicklung von heute weniger als ein Prozent auf fünf Prozent der deutschen Waldfläche erweitert werden. Standortheimische Arten sollten Vorrang vor schnell wachsenden Baumarten wie Roteiche oder Douglasie haben. Zum großflächigen Erhalt der Buchenwälder in Deutschland sollten neue Schutzgebiete wie etwa der Nationalpark Steigerwald ausgewiesen werden.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Bundesregierung auf, sich ihrer Verantwortung für die Wälder in Deutschland zu stellen und konsequent eine nachhaltige Waldpolitik zu betreiben. Die Wälder müssen auch in Zukunft für alle Menschen ein faszinierender Naturraum bleiben und nicht als Kulisse für die Wirtschaftsinteressen einiger weniger Industriezweige dienen.


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Quelle:
Presseinformation vom 21.03.2011
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2011