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STANDPUNKT/136: Kritik an geplanter Entschleunigung des Photovoltaik-Ausbaus (IPPNW)


IPPNW - 30. Mai 2011
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

"Anschlag auf den Volkswagen der Energiewende"

IPPNW kritisiert geplante Entschleunigung des Photovoltaik-Ausbaus
Union und FDP ignorieren Empfehlungen der Ethikkommission


Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW kritisiert den Beschluss von Union und FDP zur drastischen Kürzung der Solarförderung als "Anschlag auf den Volkswagen der Energiewende". Medienberichten zufolge sollen die Vergütungssätze für die Photovoltaik noch stärker abgesenkt werden als von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) ohnehin schon geplant war. Statt den Ausbau der Photovoltaik als Ersatz für Atomkraftwerke zu beschleunigen, plant die Bundesregierung ein regelrechtes Bestrafungssystem zur Entschleunigung des Zubaus: So sollen die Vergütungssätze für im Jahr 2012 gebaute Anlagen umso stärker gesenkt werden, je mehr Kapazität insgesamt neu entstehen wird.

"Das Motiv ist klar: Die Photovoltaik ist die Energiequelle der Bürgerinnen und Bürger und den großen Energiekonzernen deswegen sei jeher ein Dorn im Auge, weil ihnen dadurch das Geschäft entgleitet", so IPPNW-Energieexperte Henrik Paulitz. "Und es gibt natürlich einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem politischen Willen, den Ausbau der Solarenergie in Bürgerhand zu verlangsamen und dem Interesse der Atomindustrie, ihre Konvoi-Atomkraftwerke möglichst noch bis zum Jahr 2022 oder auch darüber hinaus als Gelddruckmaschinen betreiben zu können."

Mit diesem Anschlag auf die Photovoltaik begibt sich die Regierungskoalition in Widerspruch zu der von ihr eingesetzten Ethikkommission. Diese stellte in ihrem Abschlussbericht vom 30. Mai fest, die Photovoltaik werde von vielen Menschen gewünscht und betrieben. Die Kommission plädiert für eine starke Rolle der Photovoltaik in Verbindung mit dezentralen Energiespeichern und betont ausdrücklich die Vorteile einer dezentralen Energiewirtschaft: "Im Hinblick auf die Dezentralisierung sind Techniken wie die Photovoltaik (à) gegenüber zentralen Einrichtungen im Vorteil, weil sie mehr Vernetzung (Retinität) erlauben und diese in aller Regel fehlerfreundlicher und regelbarer als zentrale Großanlagen sind. Die Vernetzung von Technologien birgt neue Möglichkeiten zum korrigierenden Eingriff und zur Vermeidung von Irreversibilitäten."

"Man weiß schon seit mehr als 30 Jahren, dass die Photovoltaik neben der Windenergie an Land eine der wichtigsten Säulen der Energiewende ist. Hinzu kommt, dass sich die Photovoltaik erwartungsgemäß zur wichtigsten Nebenerwerbsquelle der Bevölkerung entwickeln kann", so Paulitz. "Die in der Energiewirtschaft Jahr für Jahr umgesetzten Milliardenbeträge fließen mit größter Wahrscheinlichkeit dann zu den Verbrauchern wieder zurück, wenn ein Großteil von ihnen mit Hilfe der Photovoltaik auf Dächern und Gebäudefassaden selbst zu Stromerzeugern wird. Die Photovoltaik ist vermutlich der wichtigste Baustein für eine perspektivisch preiswerte und insofern sozial verträgliche Energiewirtschaft. Diese jetzt zu beschneiden ist skandalös."


Über die IPPNW:

Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z.B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - vom 30.05.2011
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung
des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW)
IPPNW-Geschäftsstelle, Körtestr. 10, 10967 Berlin
Telefon: 030 / 69 80 74-0, Fax: 030 / 69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2011