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STANDPUNKT/645: Schlechter Waldzustand spiegelt die träge Waldpolitik wider (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 26. November 2014

Schlechter Waldzustand spiegelt die träge Waldpolitik wider

NABU Thüringen ist um den Wald in Thüringen besorgt



Jena. "Der Waldzustandsbericht 2014 für Thüringen spiegelt die Ausrichtung der Forstpolitik der letzten Jahren wider", sagt Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen. Rund ein Drittel der Thüringer Bäume sind krank. Laut Umweltminister Reinholz sind Stickstoffeinträge aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft für diesen Zustand verantwortlich. "Wir fragen uns, warum der Minister, der unter anderem auch für die Landwirtschaft zuständig ist, in den letzten Jahren dieser Entwicklung nicht entsprechend gegengesteuert hat", so Mike Jessat. Es ist hinreichend bekannt, dass hohe Stickstoffeinträge nicht nur den Wald und die Artenvielfalt schädigen, sondern auch das Grundwasser mit Nitraten belasten und die Klimaerwärmung beschleunigen. "Minister Reinholz hätte hier längst handeln können, um die Stellschrauben in Richtung einer umweltverträglichen Landwirtschaft zu drehen," so der Landesvorsitzende.

Für den NABU ist die momentane Bewirtschaftung des Waldes auch weit entfernt von einer ökologisch gesunden und nachhaltigen Bewirtschaftung. Beispielsweise kritisiert der Verband den viel zu schleppenden Waldumbau, die Pflanzungen nichtheimischer Baumarten und den Einsatz von schwerer Technik in Naturschutzgebieten mit viel zu engen Rückegassen, Bodenverdichtung und -erosion. "Falls die FSC-Zertifizierung des Thüringer Staatswaldes kommt, ist dies ein Schritt in die richtige Richtung."

Den Naturschützern fehlt im Waldzustandsbericht 2014 auch eine genaue Auflistung der Altersklassenverteilung der Bäume. Die Altersklassenverteilung würde aufzeigen, wie hoch der Anteil an Altholzbeständen im Wald liegt. In Bezug auf das schleppende Vorgehen des Landes, 25. 000 Hektar Wald aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, wäre eine solche Auflistung interessant gewesen. "Gerade aber alte Bäume machen den besonderen ökologischen Wert eines Waldes als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten aus. Die zum Wald gehörende Artenvielfalt ist ein guter Gradmesser für den Zustand des Waldes.", erkärt Jessat. Im neuen Koalitionsvertrag wurde ein schnelleres Vorgehen zu diesem Thema vereinbart.

Vernachlässigt wird laut der Naturschützer auch die Aufforstung mit Tanne. Gerade die Tanne ist ein Nadelbaum, der dem Klimawandel viel besser als die Fichte trotzen kann.

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Quelle:
Pressemitteilung, 26.11.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2014